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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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eilig ins Kommissariat. Er spürte eine Art Fieber, er stöhnte, alles ging ihm auf die Nerven. »Ah,Dottori, Dottori! Da rief…«
    »Ist mir scheißegal, wer angerufen hat. Schick mir sofort Fazio herein.«
    Er knipste den Miniventilator an. Fazio erschien, von Neugier zerfressen, im Laufschritt bei ihm. »Komm herein, schließ die Tür und setz dich.« Fazio tat wie geheißen und setzte sich auf die Stuhlkante, seine Augen waren auf Montalbano gerichtet, wie bei einem Jagdhund.
    »Weißt du, dass es gestern einen Streik in Punta Raisi gab? Deswegen wurde eine Großzahl von Flügen gestrichen.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Ich hab's in den Nachrichten des Regionalfernsehens gesehen.«
    Das war eine Lüge. Er wollte ihm nicht sagen, dass er es von Adriana gehört hatte.
    »Gut, Dottore, es gab einen Streik. Wer streikt denn nicht? Aber hat das was mit uns zu tun?«
    »Das hat es, das hat es.«
    »Hab verstanden, Dottore. Sie spannen mich in aller Ruhe auf die Folter, weil Sie mich auf kleiner Flamme gar kochen wollen.«
    »Und wie oft hast du das schon mit mir gemacht?«
    »Schon gut, schon gut. Aber jetzt, wo Sie Ihre Revanche hatten, reden Sie doch endlich.«
    »Na gut, ich hatte von diesem Streik gehört, ihm aber keine weitere Bedeutung beigemessen. Doch nach einer Weile begann eine bestimmte Vermutung in meinem Kopf Gestalt anzunehmen. Ich dachte darüber nach, und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Blitzartig. Daraufhin bin ich noch vor Tagesanbruch nach Punta Raisi gefahren. Ich musste nachprüfen, ob sich diese anfängliche Vermutung bestätigen ließ.«
    »Und war es so?«
    »Voll und ganz.«
    »Na, und?«
    »Na, das heißt, dass ich den Namen von Rinas Mörder kenne.«
    »Spitaleri«, sagte Fazio ganz ruhig.

Achtzehn
    »Neeiiin!«, ereiferte sich Montalbano. »Wie kannst du mir nur die Pointe so vermasseln! Also, das darf ja wohl nicht wahr sein! An mir war's, den Namen zu sagen! Du solltest wirklich etwas mehr Respekt vor deinem Vorgesetzten zeigen!«
    »Ich sage kein Wort mehr«, versprach Fazio. Montalbano beruhigte sich zwar, doch Fazio war sich nicht im Klaren darüber, ob Montalbano sich nur zum Scherz oder wirklich ernsthaft aufgeregt hatte. »Wie hast du das herausgefunden?«
    »Dottore, Sie sind nach Punta Raisi gefahren, um dort eine Bestätigung zu erhalten. Bis zum Beweis des Gegenteils ist Punta Raisi ein Flughafen. Und wer unter den Verdächtigen nahm ein Flugzeug? Spitaleri. Angelo Speciale und sein Stiefsohn Ralf sind ja mit dem Zug gefahren. Stimmt's?«
    »Stimmt. Also, in dem Augenblick, als ich das Wort Streik hörte, fiel mir auf, dass wir Spitaleris Alibi immer für bare Münze genommen haben. Denn schließlich hatten die Kollegen in Fiacca, die sich mit dem Fall des vermissten Mädchens beschäftigt haben, Spitaleri ordentlich in die Mangel genommen, und da war er mit der Geschichte von der Reise nach Bangkok noch mal davongekommen. Ich hatte natürlich angenommen, die hätten das kontrolliert. Und daher haben wir nie von ihm verlangt, uns zu beweisen, dass er an genau diesem Tag wirklich nach Bangkok geflogen ist.«
    »Es gibt allerdings eine Art indirekten Beweis, Dottore: Dipasquale und die Sekretärin erhielten diesen Anruf von ihm, von irgendeinem Flughafen bei einem Zwischenstopp. Und ich bin davon überzeugt, dass es diesen Anruf gab.«
    »Aber wer sagt dir denn, dass er bei einem Zwischenstopp gemacht wurde? Wenn du mich über eine Durchwahlverbindung von einem öffentlichen Telefon anrufst oder von einem Handy, kann ich nicht feststellen, von wo du anrufst. Du kannst mir erzählen, du bist gerade in Ambaradam oder am Nordpol, und mir bleibt nichts anderes übrig, als dir zu glauben.«
    »Das stimmt.«
    »Deshalb bin ich zum Kommissariat von Punta Raisi gefahren. Sie waren überaus freundlich. Vier Stunden haben wir gebraucht, aber wir haben ins Schwarze getroffen. Der 12. Oktober fiel auf einen Mittwoch. Der Flug der Thai Air startet in Rom Fiumicino 14.45 Uhr. Spitaleri ist nach Punta Raisi gefahren, um ein Flugzeug von Palermo nach Fiumicino zu nehmen, mit dem er rechtzeitig vor dem Anschlussflug dort eintrifft. Doch in Punta Raisi erfährt er, dass das Flugzeug, das ihn nach Rom bringen soll, aus technischen Gründen mit zweistündiger Verspätung startet. Folglich wird es ihm nicht möglich sein, das Flugzeug nach Bangkok zu nehmen. Und so sitzt Spitaleri erst mal in Punta Raisi fest. Es gelingt ihm, das Flugticket auf den nächsten Tag umbuchen zu

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