Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
Verlaub gesagt, er wirkt wie ein tollwütiger Hund, so wirkt er.«
    »Stell ihn zu mir durch und geh auf den Schreck einen Cognac trinken.«
    Er drückte die Lautsprechertaste und gab Fazio zu verstehen, dass er mithören sollte. «Buongiorno, Signor Questore.«
    »Ich scheiß auf Ihr Buongiorno!«
    Solange er sich erinnern konnte, hatte er aus dem Mund von Bonetti-Alderighi noch nie ein unflätiges Wort gehört. Es musste also schon einen ernsthaften Grund dafür geben.
    »Signor Questore, ich verstehe nicht, wieso …«
    »Der Fragebogen!«
    Montalbano fühlte sich erleichtert. Das war alles? Er feixte.
    »Aber Signor Questore! Der zur Frage stehende Fragebogen steht doch nicht mehr zur Frage.« Ach, war das schön, gelegentlich den Lehren des großen Meisters Catarella zu folgen! »Was reden Sie denn da?«
    »Ich habe mich bereits darum gekümmert, dass er Ihnen zugestellt wurde!«
    »Ganz fraglos haben Sie sich darum gekümmert! Und wie!«
    Und warum ging er ihm dann derart auf den Sack? Warum nervte er ihn mit solchem Schwachsinn? Montalbano übersetzte seine Fragen: »Wo liegt denn das Problem?«
    »Montalbano, haben Sie eigentlich Ihren ganzen Eifer daran gesetzt, meine Nerven zu ruinieren?« Dieses Wort »Eifer« machte Montalbano auf der Stelle wütend, und vom dauernden Jaja-Sagen ging er zum Gegenangriff über.
    »Was reden Sie denn da für einen Scheißdreck? Sie gehen entschieden zu weit!«
    Der Polizeipräsident gab sich Mühe, ruhiger zu werden. »Hören Sie zu, Montalbano! Bis jetzt war ich immer lieb und nett zu Ihnen, aber wenn Sie die Absicht haben, mich zu verarschen, sollen Sie wissen, dass …« Auch noch dieses »lieb und nett« ! Wollte er ihm etwa Sand in die Augen streuen?
    »Sagen Sie mir lieber, was ich getan habe, statt mir zu drohen.«
    »Was Sie getan haben? Sie haben mir den Fragebogen vom vorigen Jahr zugeschickt, das ist es, was Sie getan haben! Haben Sie das verstanden? Den vom vorigen Jahr!«
    »Da sieh mal einer an, wie schnell die Zeit vergeht!« Der Polizeipräsident war so außer sich, dass er diese Bemerkung gar nicht hörte.
    »Ich gebe Ihnen zwei Stunden, Montalbano. Finden Sie den neuen Fragebogen, beantworten Sie die Fragen und schicken Sie ihn mir innerhalb von zwei Stunden per Fax. Haben Sie verstanden? Zwei Stunden!« Er legte auf.
    Montalbano sah untröstlich auf das Meer von Papieren, das er wieder durchqueren musste. »Fazio, tust du mir einen Gefallen?«
    »Zu Diensten, Dottore.«
    »Erschießt du mich?«
    Sie brauchten insgesamt drei Stunden, zwei, um den Fragebogen zu finden, eine, um ihn auszufüllen. Irgendwann merkten sie, dass es haargenau der gleiche war wie im vergangenen Jahr, nur das Datum in der Kopfleiste war ein anderes.
    Sie enthielten sich aller Kommentare, sie hatten keine Kraft mehr, in Worte zu fassen, was sie über die Bürokratie dachten. »Catarella!«
    »Hier bin ich.«
    »Schicke dieses Fax unverzüglich weg und sag dem Signoriundquestori, er soll es sich er weiß schon wo reinstecken.«
    Catarella wurde blass.
    »Das kann ich nicht, Dottori.«
    »Das ist ein Befehl, Catare!«
    »Dottori, wenn Sie sagen, dass es ein Befehl ist…«
    Er drehte sich um und wollte hinausgehen. Der war fähig, das wirklich zu tun!
    »Nein, hör zu, schick dieses Fax weg, ohne ihm irgendetwas zu sagen.«
    Wie viel Zentner Staub liegen eigentlich zwischen den Papieren eines Büros? In Marinella stand Montalbano eine halbe Stunde unter der Dusche und wechselte die Kleidung, denn er stank nach Schweiß.
    Mit der Unterhose bekleidet ging er zum Kühlschrank, um nachzuschauen, was Adelina für ihn vorbereitet hatte. Da klingelte das Telefon.
    Es war Adriana. Sie begrüßte ihn nicht einmal, sie fragte ihn nicht einmal, wie es ihm ging, sie kam gleich auf das zu sprechen, was sie interessierte.
    »Ich schaffe es nicht, heute Abend zu dir zu kommen. Meine Freundin, die Krankenschwester, konnte sich nicht frei machen. Sie kommt morgen früh zu uns. Aber du arbeitest ja vormittags, oder?«
    »Ja.«
    »Ich hab Lust, dich zu sehen.«
    Bleib stumm, Montalbano, stumm. Schneid dir lieber die Zunge heraus, Salvo, aber sag nicht dieses »ich auch«, das dir gerade entwischen wollte.
    Die Worte der jungen Frau, die fast geflüstert waren, ließen ihm den Schweiß ausbrechen. »Ich hab wirklich große Lust, dich zu sehen.« Der Schweiß begann, auf seiner Haut zu verdampfen, zu ganz leichtem Wasserdampf, weil, obwohl es schon neun Uhr abends war, noch immer eine solche Hitze

Weitere Kostenlose Bücher