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Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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erkannte ich den Irrtum, denn gegen den Tod gibt es kein Mittel. Eingesehen habe ich das wegen einer Sache, die mir vor vielen Jahren passiert ist, mit einem Verwandten von mir, in Kolumbien … Orazio, mein Freund, gibst du mir ein Gläschen Wasser?«
    Guttadauro reichte es ihm.
    »Sie müssen mich entschuldigen, aber ich werde schnell müde, wenn ich rede … Man hatte mir über diesen Verwandten gesagt, er würde seine eigenen Interessen statt der meinen durchsetzen. Ich habe es geglaubt und einen Fehler gemacht, ich gab einen Befehl, der nicht richtig war. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    »Vollkommen.«
    »Damals war ich jünger, ich habe nicht darüber nachgedacht. Keine sechs Monate später erfuhr ich, dass das, was man mir über diesen Mann erzählt hatte, nicht stimmte. Aber ich hatte den Fehler inzwischen begangen, und es gab keine Möglichkeit mehr, ihn rückgängig zu machen. Wie konnte ich es wiedergutmachen? Es gab nur einen Weg: Ich musste seinen Sohn zu meinem Sohn machen. Und ihm ein sauberes Leben ermöglichen. Und dieser Junge hat mich geliebt, obwohl ich … Und niemals hätte ich ihm etwas Böses angetan … Niemals hätte ich ihm einen … einen Kum… Kummer bereitet. Ich kann … ich kann nicht … mehr.«
    Er hielt inne. Es war offensichtlich, dass ihm völlig der Atem ausgegangen war.
    »Wollen Sie, dass ich weiterspreche?«, fragte Guttadauro.
    »Ja. Aber zuerst …«
    »Schon verstanden. Gnazio!«
    Auf der Stelle erschien der Kleiderschrank. Es bedurfte keines Wortes. Der Riese kurbelte das Kopfteil des Bettes herunter, nahm ein Kissen weg, führte die Schlauchenden in die Nase des alten Herrn ein und drehte die Sauerstoffflasche wieder auf.
    Guttadauro fuhr weiter fort.
    »Bevor Giovanni Alfano, Sie werden verstanden haben, dass wir über ihn reden, wieder an Bord ging, kam er mit seiner Frau her, um sich von Don Balduccio zu verabschieden.«
    »Das weiß ich, Signora Dolores hat mir die Fotos gezeigt.«
    »Gut. Bei dieser Gelegenheit hatte Don Balduccio Giovanni beiseitegerufen, um ihm etwas zu geben. Einen Brief. Den sollte er persönlich einem Freund in Villa San Giovanni aushändigen, der an einer bestimmten Stelle auf ihn warten würde. Und er bat ihn, mit niemandem, auch nicht mit seiner Frau, über diesen Brief zu sprechen.«
    »Und was ist passiert?«
    »Passiert ist, dass Don Balduccio erst vor gut zehn Tagen erfahren hat, dass dieser Brief niemals übergeben worden war.«
    »Weshalb so spät?«
    »Na ja, zuerst war da die Krankheit meines Freundes, dann die lange Rekonvaleszenz, dann konnte sich die Person, die diesen Brief empfangen sollte, wegen eines Unfalls nicht mit uns in Verbindung setzen … Er wurde von drei Kugeln getroffen, zufällig, wissen Sie? Von irgendeinem Unbekannten …«
    »Verstehe. War es ein wichtiger Brief?«
    »Ziemlich«, ließ sich der alte Herr aus der Tiefe seines Bettes vernehmen.
    »Haben Sie Alfano gesagt, wie wichtig dieser Brief war?«
    »Ja«, sagte Don Balduccio.
    »Darf ich erfahren, was in dem Brief stand?«
    Guttadauro antwortete nicht gleich, sondern sah den alten Herrn an. Und der gab mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass er es sagen konnte.
    »Sie wissen ja, Commissario, Don Balduccio führt weit verzweigte Geschäfte … Der Brief enthielt, wie soll ich sagen, Anweisungen für eine mögliche Übereinkunft mit konkurrierenden Gesellschaften, die in Kalabrien operieren …«
    Eine schöne Übereinkunft zwischen der Mafia und der ’Ndrángheta, einfach ausgedrückt.
    »Aber warum haben Sie den Brief denn nicht per Post geschickt?«
    Vom Bett kam ein sonderbares Geräusch, eine Reihe von Hi-hi-his, die halb Niesen und halb Schluckauf waren wie nach dem Genuss von zu viel Wein. Da begriff Montalbano, dass der alte Herr lachte.

Siebzehn
    »Ihn per Post schicken? Ich muss mich über Sie wundern«, sagte Rechtsanwalt Guttadauro. »Wie Sie wissen, ist mein Freund seit Jahren das Ziel regelrechter Hetzjagden seitens der Polizei und der Justiz, man fängt seine Briefe ab, nimmt unangekündigt Hausdurchsuchungen vor, verhaftet ihn ohne überzeugenden Grund … Man begeht ihm gegenüber Terrorakte! So sieht es doch aus!«
    »Und was ist Ihre Ansicht zu dieser nicht erfolgten Übergabe?«
    »Unsere Ansicht ist, dass es Giovanni nicht möglich war.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Giovanni die Straße von Messina höchstwahrscheinlich niemals überquert hat.«
    »Und wo sollte er abgeblieben sein?«
    »Unserer Meinung nach in

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