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Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Catania.«
    So also hatten sich die Dinge nach Balduccios und Guttadauros Meinung abgespielt!
    »Aber Sie … Warum haben Sie denn nicht sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt, um herauszufinden, was passiert war? Don Balduccio hat doch viele Verbindungen, er hätte leicht herausfinden können …«
    »Sehen Sie, Commissario, es ging nicht darum herauszufinden, wie die Dinge sich abgespielt hatten … Don Balduccio hatte sie ja bereits vorhergesehen … Er hat mir alles erzählt, als wäre er dabei gewesen … Beeindruckend … Es ging allenfalls um die Bestätigung gewisser Vorahnungen.«
    »Na schön, das läuft auf das Gleiche hinaus: Warum haben Sie dann diese Bestätigung nicht gesucht?«
    »Die Scheiße, die … rühre ich nicht an … mit meinen Händen«, stieß der alte Herr mühevoll hervor.
    Rechtsanwalt Guttadauro kümmerte sich um die Übersetzung.
    »Don Balduccio war der Ansicht, dass dies Aufgabe der Justiz sei.«
    »Also hätte ich diese Scheiße in meine Hände nehmen müssen?«
    Guttadauro breitete die Arme aus.
    »Darauf hatten wir gehofft. Doch zu dem Zeitpunkt haben Sie sich zurückgezogen und Ihren Vize vorgeschickt«, sagte er.
    »Der einen … großen Fehler … macht«, legte der alte Herr nach.
    »Und wir können nicht zulassen, dass er ihn noch allzu lange macht«, sagte der Rechtsanwalt in abschließendem Ton.
    »Ich bin sehr müde«, sagte Don Balduccio und schloss die Augen.
    Montalbano stand auf und verließ das Zimmer, gefolgt von Guttadauro.
    »Ihr letzter Satz hat mir überhaupt nicht gefallen«, sagte Commissario Montalbano bestimmt.
    »Und mir nicht, dass ich ihn überhaupt aussprechen musste«, sagte Guttadauro. »Sie sollten darin aber keine Drohung sehen. Don Balduccio weiß es noch nicht, denn ich habe Anweisung gegeben, es ihm nicht zu sagen. Aber ich weiß es.«
    »Was?«
    »Dass Ihr Vize und Dolores, na ja, sagen wir mal: sich treffen. Es ist also in unser aller Interesse, dass diese Geschichte möglichst bald ein Ende hat.«
    Er begleitete ihn bis zum Auto, öffnete ihm den Schlag und schloss ihn auch wieder, nachdem Montalbano sich hineingesetzt hatte. Als der Wagen davonfuhr, verbeugte er sich.
    Es war spät, aber er verspürte nicht die geringste Lust, schlafen zu gehen. Er musste lange nachdenken. Er ging in die Küche und bereitete sich die übliche Sechser-Espressomaschine zu. Also, Guttadauro war über Dolores und Mimì im Bild. Und der Rechtsanwalt hatte ihm eine Art zeitliches Ultimatum gestellt, das man keineswegs auf die leichte Schulter nehmen durfte. Wie würde Balduccio wohl reagieren, wenn er von dem Techtelmechtel der Schwiegertochter mit dem Vicecommissario erführe, der gegen ihn ermittelte? Ganz sicher negativ. Denn er würde denken, dass Mimì zugunsten von Dolores arbeitete. An Mimìs Arglosigkeit würde er niemals glauben. Und die Angelegenheit könnte eine gefährliche Wendung nehmen. Der Espresso war durchgelaufen. Montalbano füllte einen großen Kaffeebecher und trank ihn langsam aus. Sich auf die Veranda zu setzen war nicht ratsam, dazu war es einfach zu kalt. Er setzte sich an den Esszimmertisch, Papier und Füller in Reichweite. Was hatte Balduccio ihm im Grunde genommen gesagt? Erstens, der alte Herr hatte ihm gegenüber eine richtige Beichte abgelegt, nämlich dass er es war, der Filippo Alfano in Kolumbien hatte umbringen lassen, in der Überzeugung, dass der ihn verraten hatte. Indem er diesen Mord zugab, hatte er sich Montalbano ausgeliefert. Doch mit dieser Beichte verfolgte Balduccio ganz sicher noch eine zweite Absicht. Aber welche? Er schrieb:
    Informationen einholen, wann und wie Filippo Alfano umgebracht wurde. Catarella soll Nachforschungen anstellen.
    Zweitens, und das war überaus wichtig, der alte Herr hatte ihm gesagt, dass er sich, nachdem ihm der Irrtum klar geworden war, um Filippos Sohn Giovanni gekümmert habe, indem er ihn hatte studieren lassen und ihm ein »sauberes« Leben ermöglichte. Mit anderen Worten, er hatte ihn aus den Mafiageschäften herausgehalten. Folglich war Giovanni kein Kurier. Das war einer der Gründe, weshalb Balduccio ihn hatte treffen wollen: um es ihm persönlich zu sagen. Den alten Mafioso schmerzte es, Giovannis Andenken in den Dreck gezogen zu sehen. Was bedeuteten dann aber die Kokainspuren in dem Schuhkarton? Dieses Kokain diente nicht zum Eigengebrauch; Giovannis Freunde behaupteten, dass er keines nahm. Vielleicht kokste Dolores ja. Dann war da noch das, was Balduccio nicht gesagt

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