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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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es auch versuchte.
    Auch ohne Pulli wurde Lissie die Hitze zu viel. Sie gähnte und stand auf. Im Moment kam sie nicht weiter. Es fehlten einfach entscheidende Informationen, und da brachte auch die Fallakte nichts. Vielleicht hatte ja Pavarotti inzwischen den Schlüssel zu dieser verworrenen Angelegenheit, wo auch immer er stecken mochte.
    Sie trat auf die Terrasse und atmete tief ein. Die kühle Luft tat ihr gut. Es nieselte. Von der Alm aus war Meran nicht zu sehen, doch Lissie stellte sich vor, wie sie in einem Sessellift durch den feuchten Nebel abwärtsschwebte, auf das Häusermeer der Stadt zu. Irgendwo dort unten, zwischen den wolkenverhangenen Bergrücken, die im stärker werdenden Regen nur schemenhaft erkennbar waren, verbarg sich die Wahrheit über den Tod von Karl Felderer.
    * * *
    Inzwischen schüttete es. Trotz der Proteste der Loipfertingerin gegen Lissies Vorhaben, bei dem Wetter loszumarschieren, stapfte Lissie nach dem Mittagessen talwärts. Sie hatte einfach nicht mehr untätig herumsitzen wollen. Es waren nur gute zwei Stunden bis zum Parkplatz am Rand von Hafling. Dort wollte sie den Bus zurück nach Meran nehmen. Lissie liebäugelte einen Moment mit dem Gedanken, die gesamte Strecke zu Fuß zurückzulegen, verwarf ihn aber gleich wieder nach einem Blick in den wolkenverhangenen Himmel, aus dem unablässig Regen fiel. Es würde wohl nicht so schnell auflockern. Lissie schwitzte unter dem undurchlässigen Regenzeug. Der tropfnasse Kunststoff schlenkerte ihr um die Beine, und von der Kapuze fielen Tropfen auf ihre Wangen und Nase. Auf einen Schirm hatte sie verzichtet, der hätte nur beim Gehen gestört. Außerdem brauchte sie beide Hände für die Wanderstöcke.
    Der Weg war unschwierig, erforderte bei dem Wetter aber Konzentration. Durch den Regen hatte sich der erdige Untergrund in eine schlammige Piste verwandelt. Vorsichtig überquerte Lissie einen steilen Wiesenhang und wich einer Ansammlung von Gesteinsbrocken aus, die der Regen vom Berg heruntergespült hatte. Sie musste höllisch aufpassen, dass sie auf dem schmalen, glitschigen Pfad nicht ausglitt. Einen verstauchten Knöchel holte man sich in null Komma nichts.
    Viel Zeit blieb Lissie deshalb nicht, das letzte Gespräch mit der alten Bäuerin noch einmal zu rekapitulieren. Auf die Frage, ob sie sich nicht doch an den dritten jungen Mann erinnern könne, hatte die Frau nur den Kopf geschüttelt.
    »Frau Loipfertinger, es war bestimmt ein Freund Ihres Mannes!«, bedrängte Lissie die Frau. Doch es half nichts. Die alte Bäuerin stand vom Tisch auf und verschwand in der Speisekammer, anscheinend ihr bevorzugter Rückzugsort, wenn sie unangenehmen Themen ausweichen wollte.
    Lissie blieb nichts übrig, als weiter brav ihre Suppe zu löffeln. Schließlich kam die Frau mit einem Speck in der Hand wieder zum Vorschein.
    »Ich mach Ihnen grad noch ein paar Brote auf den Weg!«, sagte sie, da war Lissie schon aufgesprungen und neben sie getreten.
    »Frau Loipfertinger!«
    Doch die Frau schaute sie nur mit stumpfen Augen an.
    »Frau Loipfertinger, wenn ich Ihnen ein Foto der drei bringe …«
    Sinnlos. Lissie hatte einsehen müssen, dass die alte Bäuerin nicht mehr bereit war, sich auf die Ereignisse von damals einzulassen.
    Plötzlich stolperte Lissie und lag einen Moment später auf dem Bauch im Dreck. Fluchend richtete sie sich auf. Dass sie einen Augenblick nicht aufgepasst hatte, hatte sich sofort gerächt. An der Vorderseite ihres Capes floss braune Schlammbrühe herab. Als Lissie in ihrem Rucksack nach einem Handtuch kramte, fiel ihr Blick auf etwas, das schräg hinter ihr aus dem Matsch ragte. Vermutlich war es das gewesen, worüber sie gestolpert war. Nach einem Stein sah das schlammbeschmierte Ding nicht aus. Neugierig geworden, ging Lissie hin.
    Überrascht stellte sie fest, dass es sich um eine Trinkflasche aus Leichtmetall handelte, die da im Schlamm steckte. Als Lissie sie hochnehmen wollte, um sie sich genauer anzusehen, merkte sie, dass die Flasche an irgendetwas hing. Lissie zog und förderte einen Hüftgürtel zutage, wie ihn Läufer tragen. Ohne die Flasche wäre er ihr auf dem schlammigen Untergrund nicht aufgefallen. An ein paar Schlaufen waren noch ein kleiner Schlüsselbund und ein Täschchen aus Plastik befestigt, mit Tablettenstreifen und einem Zehn-Euro-Schein drin.
    Lissie schüttelte den Kopf. Das gab’s doch gar nicht. Solche Sachen gingen nicht so einfach unterwegs verloren. Hier war etwas faul. Lissie schaute sich

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