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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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denen das Geld im Urlaub lockersaß. Lissie überlegte kurz, ob sie die Zeit nutzen und hineingehen sollte, verwarf den Gedanken aber wieder. Sie musste völlig degeneriert sein, in ihrem Zustand einen Lustkauf in Erwägung zu ziehen. Außerdem hatte sie Besseres zu tun, als ihre Gedanken an modischen Schnickschnack zu verschwenden.
    Was sie jetzt viel dringender brauchte, war ein anständiger Cappuccino. Sie beschloss, die Warterei auf Pavarotti in die Bar zu verlegen und sich schon mal eine Dosis Koffein zuzuführen.
    In der Bar Algund war es noch leer. Trotzdem konnte von Ruhe keine Rede sein. Der einzige Mensch im Raum war ein Kellner, der sich mit viel Haargel auf Gigolo gestylt hatte. Er lehnte hinter dem Tresen und brüllte italienische Stakkatosätze in sein Handy, dass die ganze Kneipe wackelte. Die Person am anderen Ende der Leitung war entweder bereits stocktaub oder würde es in Kürze sein, so viel stand fest. Vielleicht versuchten ja beide, sich gegenseitig zu überschreien. Vermutlich eine Frauengeschichte. Plötzlich begann auch noch die Espressomaschine zu dröhnen. Lissie stöhnte. Ihr Kopf war mit solchen Geräuschen an diesem Morgen gar nicht einverstanden.
    Ohne sein Telefonat zu unterbrechen, warf der Kellner Lissie einen taxierenden Blick zu, während sie quer durch das Lokal nach hinten stakste. Als Lissie die Espressomaschine passierte, zischte das Gerät feindselig.
    Sie zwängte sich in die am weitesten von den großen Fenstern entfernte Sitzgruppe. Erst dort wagte sie es, ihre Sonnenbrille abzusetzen. Ihre Augen waren derzeit nicht tageslichtkompatibel. Der rote Kunstlederbezug quietschte unanständig, als sie es sich bequem machte.
    Der Kellner näherte sich und nahm mit einem Nicken ihre Bestellung auf, ohne sein Telefonat zu unterbrechen. Eindeutig multitaskingfähig, der Mann. Ein Ausnahmefall. Sie schaute seinem knackigen Hintern nach, der sich wieder in Richtung Theke bewegte. Gar nicht schlecht, der Knabe, zumindest ab der Taille abwärts. Lissie schloss die schmerzenden Augen.
    Dann hörte sie, dass die Tür aufgerissen wurde, und stieß einen Jammerlaut aus. Ohne Zweifel Pavarotti, dazu brauchte sie die Augen gar nicht aufzumachen. Sie wappnete sich gegen eine laute Stimme in unmittelbarer Nähe ihrer Ohren. Es kam aber nur ein leises, erschrockenes »Du lieber Himmel, wie siehst du denn aus?«.
    Lissie öffnete die Augen und sah, dass der Commissario auf einem Stuhl gegenüber ihrem Kunstledersofa Platz genommen hatte und sie anstarrte. Anscheinend unterzog er gerade ihre fahlen Wangen, die Falten um den Mund und ihre blutunterlaufenen Augen einer kritischen Musterung. Sehr peinlich. Lissie schnitt eine Grimasse. Ein Kater ließ sich nun einmal nur begrenzt überschminken. »Grundgütiger, du hast dich gestern ja wohl bis zum Rand volllaufen lassen«, versetzte Pavarotti schließlich.
    »Wenn dir mein Anblick so unangenehm ist …«, Lissie kramte in ihrer Handtasche und setzte ihre Sonnenbrille wieder auf. »Jetzt besser?«
    Pavarotti nickte stumm.
    »Also, erzähl schon! Habt ihr diesen Niedermeyer?«, fragte sie.
    Pavarotti bestellte sich erst einmal einen Cappuccino und ein Croissant. Dann warf er dem Kellner, der in Hörweite stehen geblieben war, einen bösen Blick zu und beugte sich über den Tisch. Doch als Pavarotti in den Dunstkreis von Lissies Restalkoholatem geriet, verzog er das Gesicht und lehnte sich wieder zurück. Lissie verdrehte ungeduldig die Augen. Sollte der Kellner doch mithören, na wenn schon.
    * * *
    Nachdem Pavarotti mit seinem Bericht fertig war, wartete er auf einen anerkennenden Kommentar. Prima Teamarbeit war das gewesen, sie hatten den Täter, und das nach so kurzer Zeit. Aber Lissie blieb still und rührte gedankenverloren in ihrem Cappuccino. »Ich glaube, du liegst falsch mit Niedermeyer«, sagte sie schließlich.
    Pavarotti stutzte, dann sagte er ärgerlich: »Wie kommst du eigentlich dazu, so daherzureden? Der Mann hat ein klares, ausgesprochen starkes Mordmotiv. Oder bist du vielleicht enttäuscht, weil dir die Lösung zu simpel ist? Anders als im Krimi ist das Naheliegende meistens auch das Richtige, lass dir das von einem Profi gesagt sein!«
    »Darum geht’s nicht.« Lissie schüttelte den Kopf und stöhnte. »Mir kommt es einfach nicht plausibel vor, dass Niedermeyer den Mord aus Eifersucht begangen haben soll. Seine Frau ist ihm das gar nicht wert, glaub mir. Ich bin sicher, dass hinter dem Mord etwas anderes steckt.«
    »Ach wirklich?

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