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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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stimmen, dann hatte Pavarotti allerdings noch eine klitzekleine Chance, dass die Fotos noch existierten. Niedermeyer hatte nicht ahnen können, dass Pavarotti ihn so rasch kassieren würde. Außerdem waren diese Fotos für Niedermeyer ein viel zu gutes Druckmittel, um seine Frau noch gefügiger als bisher zu machen, um es so mir nichts, dir nichts aus der Hand zu geben. Pavarotti war sich plötzlich sicher, dass Niedermeyer die Aufnahmen noch besaß.
    Im Sturmschritt steuerte Pavarotti den Taxistand vor der Cassa di Risparmio an und ließ sich in einen der Wagen fallen. Dass Lissie noch in der Bar saß, hatte er vollkommen vergessen.
    * * *
    Mit wachsender Ungeduld beobachtete Lissie, wie sich die Bar Algund langsam füllte. Es war mittlerweile später Vormittag, und die Angestellten aus den umliegenden Büros gönnten sich eine Kaffeepause oder trafen sich zu einem frühen Mittagessen.
    Sie rieb sich die immer noch pochende Stirn. Den meisten Lärm veranstalteten wieder einmal die Touristen. Eine Gruppe Jugendlicher mit Rucksäcken belagerte die Sitzgruppe unmittelbar neben ihr. Die Kids alberten herum, und als eines der Mädchen mit einer ungestümen Bewegung einen Milchshake vom Tisch fegte, erntete die Aktion grölendes Gelächter. Als der Kellner mit Gewitterblick herbeieilte, um die Schweinerei aufzuwischen, verebbte es aber schnell und machte betretenem Schweigen Platz.
    Lissie sah auf die Uhr. Mittlerweile war Pavarotti seit einer halben Stunde abgängig. Was fiel ihm eigentlich ein, sie hier endlos sitzen zu lassen? Nachdem sie gezahlt hatte, beschloss sie, auf die Toilette zu gehen und dann draußen nachzusehen, wo der Kerl abgeblieben war. Die Verfassung ihrer Augen hatte sich spürbar verbessert, sodass Lissie sich jetzt wieder dem grellen Tageslicht gewachsen fühlte. Außerdem ging ihr die Bar mittlerweile gehörig auf die Nerven.
    Sie zwängte sich an den Jugendlichen vorbei und stieg vorsichtig eine steile Treppe hinunter, die zu den Waschräumen im Keller führte. Kalt und klamm war es hier unten. Die Wände, an denen sich Lissie mangels Geländer abstützte, fühlten sich feucht an. Ein süßlicher Verwesungsgeruch stieg ihr in die Nase, der den penetranten Uringeruch noch überdeckte. Wahrscheinlich lagen irgendwo ein paar tote Mäuse herum. Lissie öffnete eine Tür mit dem altmodischen Piktogramm einer Dame in langem Kleid und schauderte. Keine zehn Pferde würden sie dazu bringen, diese Örtlichkeit zu benutzen.
    Vom Putzen der Aborte hielt man in der Bar Algund offenkundig nicht allzu viel. Außerdem war in diesem Keller seit Jahrzehnten nichts erneuert worden. Vom Zustand der Rohrleitungen und Lüftungsschächte her zu urteilen, war hier unten die Zeit stehen geblieben. So ungefähr in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts.
    Sie wollte gerade wieder die Treppe hochsteigen, da fiel ihr eine Tür am untersten Treppenabsatz auf, die einen Spalt offen stand. Sie lugte hinein und tastete nach einem Lichtschalter. Als das Licht aufflammte, hätte sie vor Überraschung fast einen Pfiff ausgestoßen. Sie stand im Eingangsbereich einer alten, zerschrammten Kegelbahn aus Holz, die aber offenkundig noch benutzt wurde. Auf den ramponierten Tischen standen halb volle Biergläser und überquellende Aschenbecher. Es roch nach abgestandenem Rauch.
    Nach dem letzten geselligen Zusammensein hatte sich niemand die Mühe gemacht, die kleinen Kellerfenster zum Lüften zu öffnen und aufzuräumen. Fast wäre Lissie über eine schwarz glänzende Kugel gestolpert, die ein Mitspieler einfach auf dem Boden hatte liegen lassen. Eine mit Kreidestrichen übersäte Tafel gab Hinweise auf den Ausgang des letzten Spiels.
    Was Lissie aber mehr interessierte als die Frage, wer wie hoch gewonnen hatte, war eine Reihe alter Schwarz-Weiß-Fotos in altmodischen Schellack-Rähmchen, die über den Biertischen an der Wand hingen. Neugierig trat sie näher heran. Die Fotos waren ohne Zweifel in dem Raum aufgenommen worden, in dem sie sich gerade befand. Es handelte sich offenbar um den örtlichen Kegelclub. Auf den Bildern waren ausschließlich Männer zu sehen, die sich an den Tischen zuprosteten. Oder die eine Kugel schwangen, umstanden von ihren feixenden oder Beifall klatschenden Kegelkameraden. Kegeln war vor einem halben Jahrhundert definitiv kein Sport für Frauen gewesen.
    Plötzlich stutzte sie. Eines der erhitzten Gesichter kam ihr bekannt vor. Natürlich sah der Mann heute, mit über siebzig, ganz anders aus. Aber diese

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