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Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Titel: Commissario Tron 5: Requiem am Rialto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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stimmt
nicht?»
    «Die Frau ist
noch am Leben.»
    Tron setzte sich
ruckartig auf. «Sie lebt?»
    «Sie ist weniger
schwer verletzt, als es zunächst den Anschein
hatte.»
    «Wer sagt
das?»
    «Der Arzt, den
der Pfarrer gerufen hatte.» Bossi dachte kurz nach, bevor er
die Verletzungen aufzählte. «Würgemale am Hals,
eine lädierte Nase, eine Platzwunde an der Stirn. Aber sonst
nichts.»
    «Ist sie bei
Bewusstsein?»
    «Der Pfarrer
sagt, sie kann reden.»
    Tron sprang energisch
auf.
    «Die Gondel
wartet am Molo», sagte Bossi.
    *
    Offenbar hatte Pater
Hieronymus sie bereits auf dem Campo della Bragora kommen sehen,
denn die Tür des Pfarrhauses öffnete sich, bevor sie
klingeln konnten. Vor ihnen stand ein Mann, der Tron gerade bis zur
Schulter reichte.
    Tron schätzte
Pater Hieronymus auf Mitte fünfzig. Sein bartloses Gesicht war
durchscheinend blass, die braunen Augen etwas vorstehend, der Rand
ihrer Lider gerötet. Er trug eine Soutane, darüber ein
goldenes Kreuz. Die Hand, die er Tron mit schlaffem Druck gereicht
hatte, war auffällig weiß. Sein Kneifer gab ihm das
Aussehen eines Privatgelehrten, der sich als Priester verkleidet
hatte. Um seine Füße strich eine bräunliche Katze
und rieb ihr Fell an seiner Soutane. 
    «Möchten
Sie die Signorina sofort sehen, oder wollen Sie erst mit mir
sprechen?» In der Stimme des Paters verband sich eine
unerwartet tiefe Tonlage mit einer trägen, aber kultivierten
Sprechweise.
    «Vielleicht
reden wir zuerst», sagte Tron.
    «Dann würde
ich vorschlagen, dass wir uns in mein Arbeitszimmer begeben»,
sagte Pater Hieronymus. Er ging voraus, öffnete eine Tür
am Ende des Flures und machte einen höflichen Schritt zur
Seite.
    Das Arbeitszimmer
hatte zwei hohe Fenster zum Campo und eine weitere Tür, die
zur Kirche führen mochte. Eine ganze Wand wurde von
deckenhohen Bücherregalen eingenommen. Zwei altertümliche
Holzstühle und ein Lesepult erinnerten Tron an Bilder, auf
denen der heilige Hieronymus in seinem Studierzimmer dargestellt
war. Auf einer Staffelei stand ein zur Hälfte gereinigtes
Gemälde mit einer Flusslandschaft. Daneben, auf einem
Tischchen, sah Tron eine Sammlung von Pinseln, Tuben, Schabern und
Fläschchen. Es roch nach Ölfarbe und
Lösungsmittel.     
    «Ich bin nicht
nur zum Hüter meiner Schäfchen bestimmt», sagte
Pater Hieronymus, nachdem sie Platz genommen hatten, «sondern
auch für das verantwortlich, was frühere Generationen
unserer Kirche hinterlassen haben.»
    Womit er offenbar das
künstlerische Inventar der Kirche meinte, das dem Pater,
vermutete Tron, vielleicht mehr am Herzen lag als seine
Schäfchen.
    «Ich nehme an,
Sie wissen», fuhr der Pater fort, «was die Stadt an
dieser Kirche hat.» Er warf einen inquisitorischen Blick auf
seine Besucher.
    Nein, das wusste Tron
nicht. Jedenfalls nicht so genau. Hing hier ein Tintoretto? Oder
gar ein Tizian? Oder womöglich zwei von jeder Sorte?
Vorsichtshalber senkte er bejahend den Kopf. Die Katze, ein Tier
mit mähnenartigem Nackenfell, war dem Pater gefolgt, und Tron
musste unwillkürlich lächeln. Der Löwe zählte
zu den Attributen des heiligen Hieronymus. Pater Hieronymus hatte
Trons Blick bemerkt. «Hätte es Gattopardo nicht gegeben»,
sagte er lächelnd, «würde die Signorina nicht mehr
leben.»
    «Gattopardo?»
    «Meine
Katze», sagte der Pater. «Sie ist auf mein Bett
gesprungen und hat gemaunzt. Davon bin ich wach geworden. Ich
wollte aufstehen, um Milch aus der Küche zu holen, aber dann
habe ich diesen Schrei gehört. Er kam direkt aus der Kirche.
Also habe ich mir etwas übergezogen und bin durch die
Sakristei dorthin gelaufen. Als ich die Tür
öffnete», fuhr der Pater fort, «sah ich einen
Mann, der neben einer liegenden Person kniete und ein Messer in der
Hand hatte. Wie auf dem Maggiotto. Ich war gewissermaßen der
Engel.»
    «Maggiotto?»
    Pater Hieronymus sah
Tron an wie einen Erstklässler. «Das Opfer
Abrahams, Commissario. Im rechten
Gang.»
    Aha, offenbar handelte
es sich um ein Gemälde, und Maggiotto war der Maler. Tron
nickte verständnisvoll.
    «Als der Mann
mich hörte», fuhr Pater Hieronymus fort, «ist er
aufgesprungen.»
    «Und
dann?»
    «Habe ich ihn
angeschrien. Ich bin schließlich kein Engel. Er hätte
mich töten können. Aber er zog es vor zu
verschwinden.»
    «Auf welchem
Weg?»
    «Vermutlich
durch die Tür, die er auch benutzt hatte, um zusammen mit der
Frau die Kirche zu betreten.»
    «Sind die
Kirchentüren nicht nachts

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