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Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung

Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung

Titel: Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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schleimige Flüssigkeit troff zwischen den zu-sammengekniffenen Lidern hervor. Die übrigen vier Augen bewegten sich voneinander unabhängig wie die Augen eines Chamäleons.
    Hoshe verneigte sich vor der Kreatur und verspürte ein gewaltiges Mitleid für sie. Wenn du schon süchtig werden musstest, warum dann ausgerechnet nach der menschlichen Psyche? , dachte Hoshe. Wir Menschen sind es einfach nicht wert. »Hallo Qatux. Danke, dass du dir Zeit für mich genommen hast«, sagte Hoshe förmlich.
    Qatux hob den Kopf. »Hoshe Finn«, seufzte das Alien, und Luft strömte hörbar durch die bleichen Runzeln aus Fleisch, die seine Mundregion bildeten. »Danke, das du zurückgekehrt bist.« Zwei seiner Augen richteten sich nacheinander auf den Behälter. »Ist sie da drin?«
    »Ja.« Hoshes E-Butler sandte einen Kode an das Array des Käfigs, und die Oberseite wurde transparent. Isabella schwebte in einem klaren Gel, die Augen geschlossen, dünne Schläuche in den Nasen-löchern. In ihren rasierten Schädel waren Hunderte von Faseropti-ken eingelassen und bildeten eine weiße Krone aus hauchdünnem Flaum. Lange Einschnitte an ihren Armen, Beinen und dem Rumpf waren mit Streifen von Healskin versiegelt, die noch blasser waren als ihre nordische Haut. Sie sah so friedlich aus, dass sie fast engels-gleich wirkte. Ein unglaublicher Kontrast zu ihrem Verhalten, als sie das letzte Mal bei vollem Bewusstsein gewesen war.
    »Ihre Energiezellen wurden entfernt«, erklärte Hoshe. »Und die Waffen wurden neutralisiert. Sie ist jetzt vollkommen harmlos.«
    »Ich verstehe.«
    »Das Array des Käfigs kann sie in jede Stufe des Wachseins versetzen, die du wünschst. Wenn du sie vollkommen wach brauchst, können Nervenblocker verhindern, dass sie sich bewegt.« Irgendwie hatte Hoshe das Gefühl, als würde er die menschliche Frau verraten, indem er sie in diesem hilflosen Zustand an das Alien auslieferte.
    »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Qatux. »Ein neuraler Zyklus ähnlich eurem Tiefschlaf ist alles, was ich benötige.«
    »Sehr gut. Wir müssen wissen, was in ihrem Gehirn ist. Warum sie getan hat, was sie getan hat. Paula vermutet, dass sie von einer Art Alien beherrscht wird, entweder, weil es in ihrem Bewusstsein sitzt, oder weil es Isabella entsprechend konditioniert hat.«
    »Welch eine wertvolle Erfahrung das wird!«, sagte der Raiel. »Ich habe noch nie die Erinnerungen eines lebenden menschlichen Gehirns geschmeckt. Ich danke dir für dieses Geschenk.«
    »Es ist kein Geschenk«, widersprach Hoshe streng, während er sich darüber wunderte, woher er den Mut nahm, so mit dem Raiel zu reden. »Wir bitten dich darum, eine Dienstleistung zu erbringen, von der du ebenfalls profitierst. Trotzdem benötigen wir in diesem speziellen Fall deine absolute Zuverlässigkeit.«
    »Und die sollt ihr haben, Hoshe«, sagte die sanfte Stimme mit einem Schnaufen.
    »Was glaubst du, wie lange es dauern wird?«
    »Das kann ich nicht beantworten, bevor ich nicht mit meinen Untersuchungen angefangen habe. Nach allem, was Paula mir berichtet hat, scheint die Methode der Subordination höchst subtil zu sein.«
    »Besteht die Gefahr«, fragte Hoshe, indem er sich am Kopf kratzte,
    »besteht die Gefahr, dass das Alien in ihr dich in seine Gewalt bringen könnte?«
    »Ein mentaler Virus? Der sich von Wirt zu Wirt ausbreitet, während er sich repliziert? Nein, Hoshe, du musst dir keine Sorgen machen deswegen. Wir Raiel sind schon früher derart körperlosen Entitäten begegnet. Unser Bewusstsein ist für derartige Angriffe nicht empfänglich. Trotzdem werde ich aufpassen, sei dir dessen versichert.«
    »Ich danke dir.« Hoshe verneigte sich erneut, während in ihm die Frage brannte, wann und wo der Raiel derartigen Wesen begegnet war. Die Wand hinter ihm teilte sich und entließ ihn nach draußen auf die leere Straße. Das war alles. Er wünschte nur, er hätte mehr Vertrauen in die Fähigkeiten dieses Alien-Junkies besessen.
    Der Morgen dämmerte über dem Tulip Mansion. Justine saß auf dem alten, abgerissenen Ledersofa in dem großen achteckigen Win-tergarten und hatte sich zusammengerollt wie ein Kind, das Trost suchte. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Hände ununterbrochen über ihren Unterleib streichelten, um Sicherheit zu vermitteln –
    aber ob sich selbst oder dem Kind gegenüber, das vermochte sie nicht mit Bestimmtheit zu sagen.
    Gore kam herein. Er trug ein einfaches weißes Hemd und eine dunkelbraune Hose. Er beugte sich herab

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