Con molto sentimento (German Edition)
Alexis alle beackert worden waren. Aber er hatte es so haben wollen, hatte es richtig besorgt haben wollen. Vielleicht konnten sie diese Nacht etwas sanfter sein, lange ungestörte, zärtliche Stunden. Es gab wahrlich schlechtere Aussichten.
Himmel hilf, er musste aufhören davon zu fantasieren, oder sonst gab es kein Dessert mehr und Alexis‘ Orangencreme war fast so gut wie Sex.
Alexis stellte ihm eine Schale mit Creme auf den Tisch.
»Alexis, du bist wundervoll!«
»Ich weiß.« Er wusste es wirklich und bei jedem anderen Mann hätte Federico solch eine Selbstgerechtigkeit verabscheut.
Federico steckte sich schon eine Löffel mit Creme in den Mund. Er wollte bereits fragen, warum Alexis nichts aß, da schmeckte er das Salz. »Bäh, was...?«
Alexis‘ Hand umklammerte sein Kinn und hinderte ihn am ausspucken.
»Was fällt dir bloß ein William am Konservatorium vorspielen zu lassen?«, Alexis‘ Stimme war schneidend und er war nicht mehr zum Scherzen aufgelegt. Er hatte die Creme mit reichlich Salz präpariert und es schmeckte ekelhaft. Fast kam Federico noch das Thaicurry wieder hoch. Alexis hielt sein Kinn noch immer umfasst und zwang ihn die Creme herunterzuschlucken. So etwas Fieses, Hinterhältiges hatte Alexis noch nie getan! So etwas kannte er von Alexis gar nicht!
Es musste ihm wirklich ernst sein, diese Geschichte mit William. Aber wie hatte es Alexis überhaupt herausbekommen? Federico hatte nichts gesagt. Ah, womöglich hatte Mary-Alice ihn darauf angesprochen. Mist. Alexis musste sich darüber mächtig geärgert haben. Ging es ihm etwa so nahe? Da konnte sich Federico ja auf was gefasst machen.
»Hey!«, protestierte er und rieb sich das Kinn, als ihn Alexis endlich freiließ.
»Strafe muss sein«, hielt Alexis dagegen und reichte ihm als Zeichen des guten Willens ein Glas Wasser. »Du weißt doch, wie ich darüber denke. Aber das Schlimmste ist, du sagst es mir nicht einmal und hintergehst mich!«
»Und du weißt auch, wie meine Meinung dazu ist«, hielt Federico dagegen. »Und glaub mir, es ist mir nicht leicht gefallen dir nichts zu sagen. Von hintergehen würde ich nicht unbedingt reden. Ich wusste genau, dass mir das vier Wochen Sexentzug einbringt, sofern ich Glück habe«, an dieser Stelle lachte sogar Alexis, »ja, lach du nur. Ich wollte es dir so bald als möglich sagen, aber mal ehrlich, wann hätte ich es dir auf der Hochzeit denn beichten sollen?«
Das musste sogar Alexis einsehen und etwas versöhnt bot er Federico einen Löffel von der richtigen, unpräparierten Orangencreme an. »Damals, als du deine Operationen hattest und angefangen hast William zu fördern, da dachte ich du tust es ist, weil du selbst nicht mehr Klavier spielen kannst.«
»Oh ja, ich erinnere mich daran. Was willst du jetzt damit sagen?«
»Das konnte ich nachvollziehen, aber warum jetzt? Warum lässt es ihn nicht selbst entscheiden?«
»Er ist ein Kind. William kann das noch nicht entscheiden.«
»Stattdessen nimmst du ihm diese Entscheidung ab und willst ihn in ein Internat stecken? Wo er getrennt ist von seiner Familie. In einem fremden Land. Ich glaube schon, dass ein Achtjähriger das begreift.«
»Mary-Alice und Eric haben auch nichts dagegen.«
»Eltern sind da ja wohl kaum in der Lage objektiv zu urteilen. Welche Mutter ist nicht entzückt, wenn ihr Sohn der nächste Federico Batist werden könnte.«
»Schmeichler.« Federico schürzte die Lippen. »Traust du deiner Schwester so wenig Urteilsvermögen zu?«
»Nein... ja.« Alexis runzelte die Stirn und zog die Schultern nach oben. »Ich möchte ihm nur das alles ersparen, was du durchmachen musstest.«
»Er muss nicht das gleiche durchmachen wie ich. Er hat eine Familie, die hinter ihm steht. William muss sich nicht um Stipendien bemühen, so wie ich es tun musste. Er wird nicht diesen Erfolgsdruck haben.«
Alexis zog den Mundwinkel nach oben. Federico wusste, er hatte ihn schon fast überzeugt.
»Sie würden ihn also in Genf annehmen?«
»Ja, ich war mir schon ziemlich sicher, dass er das nötige Talent hat. Aber William liegt mir sehr am Herzen, ich bin womöglich nicht ganz objektiv, wenn es um ihn geht. Daher wollte ich es bestätigt haben. Professor Dupal und Cremer sehen es ganz genau so.«
»Cremer und Dupal? Da hast du ja gleich schwere Geschütze aufgefahren.« Da hatte Alexis recht, die Meinung der beiden Professoren hatte
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