Con molto sentimento (German Edition)
gehen.«
Zunächst wollte er noch einwenden, dass sie doch lieber ein paar Minuten sitzen blieben sollte, aber da stemmte sie sich bereits in die Höhe. Ihr Gesichtsausdruck war wie versteinert, als sie so dastand, dann sackte sie einfach in sich zusammen.
Einfach so, wie eine Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hatte.
Die Leute am Nachbartisch sprangen entsetzt auf und riefen gleich nach einem Arzt. Patrice selbst war wie gelähmt, er starrte noch immer auf den Fleck, wo sich gerade der Kopf seiner Mutter befunden hatte. Dann sah er hinab auf den Tisch, wo sie beinahe in das Kaffeegeschirr gefallen war.
»Mama!«
Alexis genoss diesen herrlichen Spätsommertag auf dem Rücken eines Pferdes. Er freute sich, dieses alte Hobby wiederentdeckt zu haben und gerade in seiner derzeitigen Lage war es eine willkommene Gelegenheit den Kopf freizubekommen.
Er hatte in den letzten Wochen sogar ein paar Reitstunden genommen, die Grundlagen aufgefrischt und auch wieder einige Lektionen in der Dressur bekommen. Es war ein bisschen wie Fahrradfahren, man konnte es nicht wirklich verlernen. Er hatte sich mit einem der Schulpferde, einem Araber-Mix, besonders angefreundet und wenn nicht gerade die obligatorischen weiblichen Teenager Atlas während ihrer Stunden ritten, konnte er ihn hinaus ins Gelände nehmen. Mittlerweile kannte Alexis auch die besten und gefahrlosesten Stellen an denen er auch einmal galoppieren konnte. So wie jetzt.
Ach, es war ein herrliches Gefühl den Wind im Gesicht zu spüren, das Brennen in den Oberschenkeln, wenn er in den Steigbügeln aufstand. Fast mit Bedauern parierte er Atlas am Ende der Wiese und ließ ihn den Weg zurück traben.
Das Laub knirschte unter den Hufen des Pferdes und Atlas schnaubte. Geistesabwesend sprach Alexis ein paar beruhigende Worte und klopfte Atlas auf den Hals. Sollte er sich, wenn er zurück in England war, einen Reitstall suchen? Ein Pferde würde er nicht kaufen wollen. Nun ja, vielleicht nicht sofort, aber er konnte sich ja schon mit dem Gedanken anfreunden.
Fantastisch! Jetzt verplante er bereits das Geld, das eigentlich für seine und Federicos Traumimmobilie zugedacht worden war. Welche Botschaft wollte ihm sein Unterbewusstsein denn da bitteschön mitteilen?
Außerdem hatte Federico doch beteuert, dass es nicht aus zwischen ihnen war. Federico hatte gemeint, er würde noch etwas Zeit benötigen. In Anbetracht von dessen Überreaktion damals in Claudes Wohnung, war dies ein durchaus vernünftiger Zug. Leider hatte sich Federico seit ihrer Unterredung eines Abends im Konservatorium nicht mehr bei ihm gemeldet. Insgeheim hatte Alexis gehofft, dass er schon zwei oder drei Tage später wieder in das Appartement kommen würde, das sie hier in Genf bezogen hatten. Aber nein, es herrschte wieder Funkstille.
Alexis seufzte schwer und ließ den Blick über den Horizont streifen. Zurück zum Stall benötigte er eine starke Stunde, also sollte er wohl so langsam aufbrechen, wenn er noch vor der Dämmerung dort sein wollte. Außerdem musste er den Wallach dann auch noch absatteln, striegeln und das Zaumzeug pflegen. Wenn er es darauf anlegen würde, könnte er seinen Charme spielen lassen und irgendeines der Mädchen würde ihm liebend gerne diese Aufgaben abnehmen. Sie himmelten ihn ja ohnehin jedes Mal an, wenn er auch nur den Hof betrat. Nun ja, um Federico war es ja auch geschehen, sobald Alexis seine Reithose anzog. Wo er wieder beim Thema war. Passte er nicht auf, kreisten seine Gedanken nur um Federico. Wie bei einem Drogensüchtigen, der immer nur an den nächsten Schuss dachte. Ja, es stimmte schon, er brauchte Federicos Nähe. Himmel noch mal, er brauchte sogar ihre gelegentlichen Streitereien. Federicos Temperament brachte von Zeit zu Zeit eine gewisse Würze in den Alltag, das ließ sich nicht bestreiten. Und wenn sie ihre Reibereien auf der Planche, beim Fechten austrugen, dann war das ein Garant dafür, dass die Nacht nach ihrem Training besonders heiß ausfallen würde.
Alexis lehnte sich im Sattel nach vorn. Besser er hing diesem Gedankengang nicht weiter nach. Reithosen waren nun einmal gar nicht dazu geeignet gewisse körperliche Reaktionen zu verbergen.
Aber er konnte nicht schon wieder den ersten Schritt tun. Es war nun wirklich an Federico zu ihm zu kommen. Federico hatte ja gesagt, dass er noch Zeit bräuchte und Alexis konnte ja nicht ahnen, wann sein Partner denn wieder bereit
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