Con molto sentimento (German Edition)
Stiefbruder zusammen mit seinem besten Kumpel ausheckte. Luc war nicht gerade ein Unschuldslamm und bei der lokalen Polizei bestens bekannt, unter anderem wegen Ladendiebstahl und räuberischer Erpressung. Es war ein Wunder, dass Drogenbesitz noch nicht mit auf der Liste stand. Luc rauchte häufiger Gras und schreckte auch nicht davor zurück das Zeug in Patrices Kleidung zu verstecken, falls seine Mutter einmal wieder Lucs Kleiderschrank filzte.
In Genf standen sie noch auf den Bahnsteigen des unterirdischen Bahnhofs am Flughafen und teilten die letzten Dosen Bier unter sich auf. Ohne ein bestimmtes Ziel trotteten sie die Rolltreppen nach oben und wankten durch die große Halle des Flughafens. Die meisten Läden hatten schon geschlossen, immerhin war es fast 22 Uhr an einem Samstagabend. Irgendjemand wollte noch in den Supermarkt, wahrscheinlich, um noch mehr Bier zu kaufen, und so wartete Patrice mit den anderen draußen im Freien.
Er öffnete die Bierdose, die ihm jemand in die Hand gedrückt hatte und nahm einen Schluck. Patrice musste rülpsen und anerkennend, als wäre es der ureigenste Laut von Männlichkeit, klopfte ihm sein Nebenmann auf die Schultern: »Du bist ja doch ganz in Ordnung, Alter. Luc hat da ganz andere Sachen erzählt.«
Da lachte Patrice nur und stieß mit seinem neuen Freund an, während sie sich langsam in Richtung der nächsten Bushaltestation aufmachten. »Wie breit war Luc denn als er das gesagt hat?«
Diese Aussage erntete in der ganzen Gruppe Gelächter.
Claude wünschte sich nur so schnell als möglich in sein Bett zu kommen. Dieser Zufluchtsort erschien ihm mit jeder Minute als noch erstrebenswerter. Fast schon stolperte er über die Stufen, die zur Haltestation seiner Buslinie führten. Beinahe hätte er sogar seinen Geigenkasten fallengelassen als er sich am Geländer festhielt. Er hatte heute Abend zusammen mit ein paar anderen Musikern auf einer Ausstellungseröffnung im Messezentrum gespielt. Nichts besonders Anspruchsvolles, die Stücke waren allesamt ›Klassiker‹ gewesen. Claude hatte schon recht früh damit angefangen sich mit solchen Nebenjobs ein Zubrot zu verdienen. Gerade in einer Stadt wie Genf, wo ständig irgendwelche Empfänge für Diplomaten oder Funktionäre stattfanden, konnte man damit gutes Geld verdienen. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Ausstellungen und Messen oder sonstigen kulturellen Veranstaltungen. Mittlerweile hatte er da so seine Connections und kannte die Veranstalter dieser Events und sie kannten ihn.
Die Nachteile waren die Arbeitsstunden. Nicht nur, dass er für die Auftritte des Orchesters des Konservatoriums üben musste, auch die Stücke für solche Auftritte mussten erarbeitet werden. Manchmal half er auch in der Oper aus und da war es schon ein Glücksfall, wenn er vor Mitternacht wieder zurück in seiner Wohnung war. Gut, so spät war es heute nicht geworden. Der Auftritt selbst war nicht besonders lang gewesen, allerdings hatte man den Musikern erlaubt, dass sie sich an den Häppchen und dem Champagner gütlich tun durften. Dafür war die Gage etwas niedriger als gewöhnlich ausgefallen doch das kulinarische Angebot war verlockend gewesen. Claude fürchtete, dass er es bitter bereuen würde, wenn er das nächste Mal auf eine Waage stieg. Aber was kümmerte ihn das jetzt.
Er war leicht beschwipst und legte eine Hand auf das Metallgeländer der Treppe, die zur Haltestelle hinabführte. Besser nichts riskieren. Es waren hier kaum noch Leute unterwegs. Die meisten Besucher der Ausstellung hatten sich ein Taxi genommen. Die Fahrer hatten geradezu in Scharen vor dem Gebäude gewartet hatten und mit der Bequemlichkeit der Menschen ihr Geld verdienen wollen. Claude hatte sich das Geld für ein Taxi sparen wollen. Das Messegelände lag ganz schön außerhalb von Genf, gleich neben dem Flughafen und seinem Bahnhof. Er wollte nicht einmal überschlagen, wie viel von seiner Gage da für die Rückfahrt draufgegangen wäre.
Obwohl, vielleicht hätte dieser nette, junge und gar nicht übel aussehende Juwelier das Taxi bezahlt. Es war eine Ausstellung mit einem Empfang der hiesigen Vertreter der namhaften Genfer Uhrenmanufakturen gewesen. Claude hatte kein sonderlich großes Interesse an den gezeigten Chronografen und sonstigen Armbanduhren gehabt. Sie waren ohnehin viel zu teuer für ihn. Eine Schande, dass Federicos Partner nicht hier war. Alexis hätte seine Freude an dem Event gehabt und hätte
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