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Con molto sentimento (German Edition)

Con molto sentimento (German Edition)

Titel: Con molto sentimento (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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diesem letzten Wochenende vorgefallen war.
     
    Patrice legte den Laptop auf seinen Nachttisch und klammerte sich an sein Kissen. Er presste die Lippen aufeinander und schloss die Augen. Nein, er würde nicht weinen. Nein.
     
    Tief und betont langsam atmete er durch und als er sich wieder etwas gefangen hatte, lehnte er sich gegen die Wand hinter dem Bett. Wieder spielten sich diese Bilder in seinem Kopf ab, es war wie im Kino. Erneut drängte ihn eine grobe Hand mitten in diesen Pulk von Lucs betrunkenen Freunden, dann der Tritt und die erschreckende Erkenntnis was er da getan hatte. Wenn es Claude wüsste, würde er dann überhaupt noch mit Patrice reden wollen? Ganz zu schweigen von... Patrice seufzte gequält. Er hatte doch Claudes Ausbruch miterlebt, wie er gegen die vermeintlichen Neonazis gewettert hatte. Claude würde sich nie im Leben mit jemandem abgeben, der aus einer Familie stammte, die Homosexualität als Abart betrachtete und deren Mitglied ihn beinahe niedergeschlagen hatte. Nein, das mit Claude und ihm, das war eine schöne Traumwelt, eine Fantasie, nichts weiter.
     

     
    Nur weil Patrice ziemlich viele Klischees erfüllte, die man im Allgemeinen mit einem Nerd oder Geek in Verbindung brachte, musste dies ja nicht zwangsläufig heißen, dass er den ganzen Tag in seinem Zimmer verbrachte oder im Internetcafé, oder eben in der Schule. Doch jetzt im Sommer schied diese letzte Option natürlich aus, die Ferien hatten gerade begonnen. In ihrer Wohnung wollte er nicht so viel Zeit verbringen und schon wieder bei Claude herumhängen wollte er auch nicht. Auch wenn er gerne bei Claude war, Patrice wollte besser nicht wissen, was Claude ihm für Motive unterstellte. Claude hatte von seinem Arzt die Anweisung bekommen sich eine Woche Ruhe zu gönnen und nicht zu arbeiten. Patrice hatte den Musiker während dieser Rekonvaleszenz jeden Tag besucht. Zum einen um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen und zum anderen weil er wissen wollte, ob Claude sich mittlerweile an etwas erinnerte, oder ob die Polizei mit ihm gesprochen hatte. Patrices häufige Nachfragen an welche Gesichter und Vorgänge des Überfalls sich Claude noch erinnerte, waren dem Musiker so langsam auch auf die Nerven gegangen. Da machte er sich glatt noch verdächtig und dabei hatte er mittlerweile Hoffnung, dass seine Beteiligung in der unglücklichen Sache nicht ans Licht kommen würde.
     
    Außerdem musste Patrice höllisch darauf achten, dass ihn niemand, vor allem nicht sein Bruder, dabei erwischte, wie er aus Claudes Wohnung kam. Wie sollte er denn das auch erklären?
     
    Deshalb war sein bevorzugter Aufenthaltsort im Sommer, wie bei vielen jungen Leuten, das Freibad. Er ging sogar richtig schwimmen und saß nicht nur mit seinem Laptop unter dem nächstbesten Baum im Schatten. Patrice hing dort sogar mit einigen Mädchen und Jungen aus seiner Jahrgangsstufe ab.
     
    ›Die Ausgestoßenen rotten sich zusammen‹, hatte Claire ihre lose Clique einmal beschrieben. So falsch war es nicht, sie waren alle nicht sonderlich am Mainstream der anderen Jugendlichen orientiert. Patrice, der als Nerd abgestempelt wurde mit der gestörten Familie. Lucs Verhalten war wohlbekannt.
     
    Oder eben Claire, die durch ihren ausgefallenen Kleidungsstil auffiel und deshalb bei den ›Tussen‹ nicht sonderlich gut ankam. Warum Jean hingegen so häufig bei ihnen anzutreffen war, das war Patrice bis jetzt immer schleierhaft gewesen. Doch so langsam dämmerte ihm etwas. Es ging ja das Gerücht um, dass Jean schwul wäre. Jean selbst sagte zu diesem Thema nichts, weder stritt er es ab, noch bekräftigte er es. Der Arme musste sich in der Umkleidekabine der Schulturnhalle fast jede Woche dumme Sprüche darüber anhören. Patrice konnte wenigstens hier von sich sagen, dass er bei diesen Beleidigungen noch nie mitgemischt hatte.
     
    Nachdem er sich jetzt für einen ausgewiesenen Experten hielt in Bezug auf Homosexuelle, immerhin hatte er mehrere Nachmittage mit Claude verbracht, meinte er sichere Anzeichen zu erkennen, dass Jean in der Tat auf Männer stand.
     
    Er beobachtete den Schulfreund unverhohlen. Der Junge fiel nicht sonderlich auf. Also war kein Schönling oder so. Doch hatte er einen ganz und gar nicht männlichen Gang und beim Reden gebrauchte er seine Hände und vollführte affektierte Gesten damit. Warum war Patrice das bis jetzt immer entgangen? Jean was so schwul wie.. wie... Patrice fehlte ein passender Vergleich.
     
    Er richtete sich auf und

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