Con molto sentimento (German Edition)
den Eindruck gemacht, dass er mit angezogener Handbremse gespielt hat, wahrscheinlich wollte er das Orchester und auch mich nicht überfordern. Immerhin war ich heute erst das zweite Mal als Dirigent vor ihnen gestanden. Aber das war schon ziemlich cool, trotz der Anfangsschwierigkeiten!«, Claude grinste und Patrice ging es bei diesem Grinsen durch und durch. Er hörte gar nicht mehr, was die beiden da beredeten über die Musiker und das Klavierkonzert. Er betrachtete nur Claudes Augen und Lippen. Er wünschte sich fast, sie hätten in jener Nacht Sex miteinander gehabt. Unbestreitbar gab es da etwas zwischen ihnen und so wie sich Claude ihm heute gegenüber verhielt, das hatte der Musiker immerhin noch nie gemacht! Ihn in aller Öffentlichkeit in den Arm genommen und auf die Wange geküsst.
»Wollt ihr eigentlich zum Eröffnungskonzert am Samstag kommen?« Das war der erste Satz, der dann wieder in Patrices Gedächtnis drang. Er machte einen fragenden Laut. Peinlich wie geistesabwesend er gerade gewesen war. Hoffentlich war es nicht aufgefallen.
»Meine Eltern werden dieses Mal leider nicht kommen können, daher habe ich noch zwei Karten übrig. Wenn ihr wollt, könnt ihr kommen.«
Natürlich stimmte Claire gleich zu und Patrices Protest, dass er keinen Anzug hatte, wurde kurzerhand von ihr abgewiegelt. »Du kannst einen von meinem Bruder anziehen. Ihr habt die selbe Größe.«
Das Konzert mochte ja ganz interessant sein, aber so ein Fan von klassischer Musik war Patrice nun einmal auch nicht, daher hielt sich seine Freude in Grenzen.
»Danach gibt es noch einen Stehempfang und Häppchen, da könnt ihr auch dazukommen. Das ist bei den normalen Karten natürlich nicht inklusive.« Claude blinzelte verschwörerisch, was ihm nicht recht gelang, denn er konnte nämlich gar nicht ein Auge zukneifen.
›Häppchen und Sekt?‹ Gut, das hörte sich dann schon etwas besser an.
»Federico und ich wollten am Samstag noch feiern gehen, wenn du möchtest... wenn ihr möchtet«, gerade noch rechtzeitig schloss Claude Claire mit ein.
»Daraus wird wohl leider nichts.« In diesem Moment stießen Federico und Jean wieder zu ihnen. »Entschuldige Claude, ein anderes Mal, ja? Ich habe William zum Konzert eingeladen.«
»Der kann doch mit«, meinte Patrice auch wenn er nicht wirklich wusste, wer jetzt zum Teufel wieder William war. Aber wow, wow, wow! Claude hatte ihn gerade eingeladen mit ihnen zu feiern. Auch wenn das noch nicht als Date zählte, aber immerhin Claude wollte mit ihm seine Freizeit verbringen. Patrice konnte nicht verhindern, dass er grinste.
»William ist mein Neffe und gerade mal sieben Jahre alt!«, geruhte Federico zu erklären und lachte.
»Oh, na dann besser nicht«, Patrice blickte betreten zu Boden.
»Aber ich habe auch noch eine Karte übrig.« Federico griff nach seiner Umhängetasche, die neben dem Flügel stand und reichte sie dann Jean, der das Stück Papier mit glühenden Wangen entgegennahm.
»Kommt William alleine nach Genf?«, erkundigte sich Claude an seinen Freund gewandt.
»Natürlich nicht, wahrscheinlich kommt seine Nanny mit oder sogar seine Mutter.«
»Ah, okay. Na dann«, Claude wandte seinen Blick erneut Patrice zu und dieser hatte ernstlich Mühe seinen Ausführungen zu folgen, wann sie sich dann am Samstag zum Konzert einfinden sollten damit sie ja nicht zu spät kamen.
Claude sah zu wie Patrice und seine Freunde um die Ecke bogen. Federico blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an während er noch seine Unterlagen wegpackte.
»Muss ich noch etwas sagen?«, meinte er und schulterte seine Tasche.
Jetzt wo Claude einmal verstärkt darauf geachtet hatte, war ihm Patrices verräterisches Verhalten nicht entgangen. Der Junge war errötet, war verlegen gewesen, als Claude ihm körperlich nahe gekommen war. Nur mit Mühe, dass er Claude einmal in die Augen geblickt hatte.
Irgendwie alles süß, aber dann auch wieder nicht.
»Verdammt, ich hab mir ein Kätzchen angelacht!«
»Ich habe es dir gesagt.«
»Und was mache ich jetzt?«
11
Claude war tierisch nervös. Er wusste schon gar nicht mehr, wann er je in seiner Karriere so derart Schiss vor einem Auftritt gehabt hatte. Dabei war es doch nichts grundlegend Neues, was er heute Abend anders machen musste. Er würde die Stimmung des Orchesters durchführen, am Ende dem Solisten – also Federico – und dem Dirigenten
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