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Con molto sentimento (German Edition)

Con molto sentimento (German Edition)

Titel: Con molto sentimento (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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die Hand schütteln müssen und das war es ja dann auch schon. Er musste auch keinen Solopart bestreiten, denn diese zweifelhafte Ehre fiel oft dem Konzertmeister zu. Aber heute wurden glücklicherweise keine Stücke aufgeführt, die einen solchen Part gefordert hätten.
     
    Es war ja nicht so, dass er die Verantwortung übernehmen musste, wenn das Konzert so richtig gründlich misslang. Wenn dem so wäre, dann mussten sich Federico und Professor Noblet damit befassen. Und doch, es war immerhin sein erster offizieller Auftritt als Konzertmeister.
     
    Nicht nur er war nervös. Er ließ den Blick über die restlichen Mitglieder des Orchesters streifen, die sich im Raum hinter der Bühne versammelt hatten. Mittlerweile kannte er ja seine Pappenheimer. Olivia hatte die Augen geschlossen und lag quer über zwei Stühle, die Hände flach auf den Bauch gelegt. Sie machte ihre obligatorischen Atemübungen. Izumi lief im Zimmer auf und ab. Manche lachten nervös, suchten jede Minute noch einmal die Toilette auf oder gingen kurz nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen. Claude war beinahe versucht sich anzuschließen.
     
    Federico stand einen Meter neben ihm und lehnte sich an den Fensterrahmen. Er war völlig ruhig, wie das Auge eines Orkans, in dessen Zentrum absolute Stille herrschte. Es war noch ziemlich warm draußen und viele Gäste flanierten vor dem Gebäude, bevor sie sich in den Konzertsaal begaben. Jedoch bezweifelte Claude, dass Federico die Menschen, die unter dem Fenster vorübergingen, überhaupt wahrnahm. Wahrscheinlich dachte er an eine besonders schwierige Passage des Klavierkonzertes oder vielleicht auch an Alexis.
     
    Obwohl es Sommer und die Finger des Pianisten damit ganz sicher nicht zu kalt waren, trug Federico seine blauen Glacéehandschuhe. Diese Handschuhe waren mittlerweile wohl legendär. Doch kaum jemand wusste, warum es ausgerechnet blaue Handschuhe waren. Selbst Claude nicht. Früher hatte Federico einfache Baumwollhandschuhe, direkt aus dem Drogerieladen, getragen, wenn seine Finger zu kalt geworden waren. Daher ging Claude davon aus, dass die blauen Handschuhe ein Geschenk von Federicos Lover sein mussten. Federico würde von sich aus nie dermaßen teure Lederhandschuhe kaufen.
     
    »Wieso bist du hier?« Claude zupfte seinen Freund am Ärmel des maßgeschneiderten Fracks. Auch eine Neuerung, noch vor ein paar Jahren waren die Kleider von der Stange gewesen. »Du hast doch ein eigenes Vorbereitungszimmer.«
     
    »Ach«, Federico zog die Schultern nach oben und schüttelte sich kurz, als ob er aus einer tiefen Trance aufwachen würde. »Eigentlich bin ich da nicht so empfindlich. Ich muss vor einem Konzert nicht unbedingt alleine sein.«
     
    »Würdest du wollen, dass Alexis hier wäre?«, bohrte Claude nach.
     
    »Nein, ich habe ihm gesagt, dass er in Russland bleiben soll.«
     
    »Schon, aber es würde dich doch freuen, wenn er im Publikum sitzen würde.« Claude indes würde sich ganz sicher freuen, wenn sein Lover die weite Anreise von St. Petersburg nach Genf heimlich auf sich genommen hätte, nur um diesem Auftritt beizuwohnen. Das war doch richtig romantisch.
     
    Federico schüttelte vehement den Kopf. »Er weiß, dass ich das nicht möchte. Ich muss diesen Auftritt alleine bewältigen, ohne Alexis. In diesem Konzertsaal habe ich immerhin den schlechtesten Auftritt meiner Karriere hingelegt.«
     
    Claude hatte den besagten Auftritt nicht live miterlebt, doch dutzendfach hatte man ihm davon erzählt. Wie Federico beinahe noch auf der Bühne zusammengebrochen und sogar der Notarzt verständigt worden war. Mit einem Schlag hatten es alle gewusst, dass dieser talentierte junge Pianist nicht mehr fähig sein würde ein Konzert zu bestreiten, ja überhaupt je wieder Klavier zu spielen. Danach war Federico gezwungen gewesen sein Studium und seine Karriere zu beenden.
     
    »Außerdem ist es der Schumann. Ich muss das alleine machen. Alexis weiß das und muss es respektieren. Im übrigen kann es Alexis auch nicht ertragen, wenn Verwandte, oder wenn ich, bei einem neuen Konzertprogramm von ihm dabei sind.«
     
    »Aber dein Neffe ist doch heute hier.«
     
    »Stimmt, aber Williams Anwesenheit macht mir nichts aus. Komisch, nicht wahr?«
     
    Claude streckte sich auf seinem Stuhl und blickte zur Uhr. Mist, es waren noch immer zwanzig Minuten bis sie auf die Bühne gehen würden. Das war definitiv zu lange nach seinem Geschmack.
     
    Federico hatte begonnen die Anfangstakte des

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