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Con molto sentimento (German Edition)

Con molto sentimento (German Edition)

Titel: Con molto sentimento (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Klavierkonzerts zu summen und bewegte unbewusst die Finger dabei mit. Ein Außenstehender würde wohl nicht verstehen, warum Federico so einen Terz um dieses Klavierkonzert machte. War es nicht ein Konzert wie jedes andere auch?
     
    »Entschuldigen Sie bitte«, tönte es urplötzlich durch den Raum und all das Gemurmel verstummte. Ein Kurierfahrer stand unter der Tür und schien ein wenig überfordert zu sein bei diesem Rummel. »Ist ein Monsieur Batist hier im Raum?«
     
    »Ja?« Federico ging zu dem Fahrer und ihm wurde ein schmales Kuvert in die Hand gedrückt.
     
    »Da bin ich aber froh, Sie noch rechtzeitig gefunden zu haben. Ich hatte strikte Anweisungen, was den Lieferzeitpunkt angeht.« Der Fahrer grinste zufrieden und streckte Federico sein Handheld hin, damit dieser die Lieferung quittieren konnte. Federico schien so verdutzt über diese mysteriöse Sendung zu sein, dass er das Gerät unschlüssig musterte und zuerst nicht wusste, was er damit anstellen sollte.
     
    Aller Augen waren auf Federico gerichtet, als dieser das Kuvert unschlüssig in den Händen drehte. Es war ein Din-A4-Umschlag, also ganz sicher nicht bloß eine nett gemeinte Glückwunschkarte eines Fans.
     
    »Dann mach es schon auf!«, drängte Claude, der wie alle anderen neugierig war. So weit er sehen konnte, gab es auf dem braunen Umschlag auch keinen Absender, der einen Hinweis auf den Inhalt geben konnte.
     
    Federico zog einen Handschuh aus und schob den Zeigefinger unter die zugeklebte Lasche. Er zog ein einzelnes Blatt heraus und, als er es eingehender studierte, sah Claude, wie Federico mit der Fassung rang: Er schluckte und presste die Lippen aufeinander.
     
    Es dauerte ein paar Momente bis der Pianist sich wieder gefasst hatte und dann lächelnd aufblickte. Er senkte das Blatt und legte es auf den Tisch vor ihm, so dass es jeder sehen konnte. Claude streckte den Hals, um einen möglichst guten Blick darauf erhaschen zu können. Es war die ersten Seite des Klavierteils des Konzerts in a-Moll von Robert Schumann. Eben jenes Stück, das heute Abend aufgeführt werden sollte. Das allein war ja noch nichts Besonderes. Doch diese Seite war in dutzende kleine Schnipsel zerrissen worden. Jemand hatte diese Schnipsel auf dem Blatt zusammengeklebt und dann mit fließender, schwungvoll eleganter Handschrift und roter Tinte ›Ich habe immer daran geglaubt‹ quer darüber geschrieben.
     
    Nun bestand wohl keinerlei Zweifel mehr an dem Absender, es konnte niemand anderer als Alexis sein.
     
    »Ich dachte, ich hätte die Noten damals auf den Müll geworfen.« Federicos Stimme hörte man die Emotionen deutlich an. Nachdem er seine Karriere hatte beenden müssen, hatte Federico sämtliche Klaviernoten in einen Karton gepackt. Zu schmerzhaft war der Verlust des Klavierspiels für ihn gewesen. Zumindest hatte Federico geglaubt, er hätte all seine alten Noten vernichtet. Aber Alexis hatte sie wohl die ganze Zeit für ihn aufbewahrt. In dem festen Glauben, dass Federico sie einmal wieder benötigen würde.
     
    »Alexis hat wirklich einen Sinn für dramatische Romantik«, bemerkte Claude und seufzte. Ein Laut, der von einigen Musikerinnen aufgenommen wurde. Sie dachten wohl ähnlich und wünschten sich auch so einen Freund. Und mal ehrlich, war tat dies nicht?
     
    Federico indes schien in eine andere Welt gerückt, für die nächste Viertelstunde saß er nur auf seinem Stuhl und hielt das Blatt mit den zusammengeklebten Noten in der Hand. Erst als das Orchester auf die Bühne gerufen wurde, sah er auf.
     
    »Oh, es geht los?«
     
    »Ja, du Held!«, lachte Claude, auch er musste los. Federico würde noch ein paar Minuten hier bleiben. Zuerst bestritt das Orchester alleine seinen Auftritt, erst in einer knappen halben Stunde würde Federico für die Klavierkonzerte benötigt werden.
     
    Sie umarmten sich kurz.
     
    »Toi, toi, toi.«
     
    »Hals und Beinbruch.«
     
    Musiker waren schon ein abergläubischer Haufen.
     

     
    Der Konzertsaal war voll besetzt und erster zaghafter Applaus war zu hören, als die Musiker zu ihren Plätzen gingen. Wie stets vergewisserte sich Claude, dass alle Noten auf seinem Pult lagen, die korrekte Seite aufgeschlagen war und das Heft gut auf dem Pult auflag. Nicht, dass es mitten im Spiel hinabfiel, was ihm genau einmal passiert war. Ein schrecklicher Moment.
     
    Dann leitete er die Stimmung des Orchesters ein und gab kurz danach das Zeichen zum Aufstehen, als ihr Dirigent die Bühne betrat. Die Sinfonie,

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