Conan der Schwertkämpfer
Sternenlicht. Der Mond war untergegangen, da wurde dem Cimmerier bewußt, daß die Befreiung länger als erwartet gedauert hatte.
Seine Begleiter blieben dicht hinter ihm, als Conan auf das Dickicht zulief. Abrupt hielt er an. Nur ein paar Schritt entfernt standen gut zwanzig Bewaffnete mit schußbereiten Armbrüsten zwischen den Büschen. Hinter ihnen bemerkte er ein Lagerfeuer in dem Hain, wo ihre Pferde standen.
»Was hat das zu bedeuten?« zischte Conan und riß sein Schwert aus der Scheide.
»Ich kann es erklären, General«, keuchte Rhazes hinter ihm.
»Kommt heraus, Rhazes!« rief eine der dunklen Gestalten auf Kothisch. »Damit wir nicht versehentlich Euch treffen.«
Der Astrologe schob sich an Conan vorbei und drehte sich um. »Teurer, naiver General, Ihr ergebt Euch am besten ohne viel Getue. Das hier sind Soldaten meines Heimatlands Koth, dessen König ich die Ehre habe zu dienen. Ich arrangierte diesen Hinterhalt mit dem Grenzposten auf unserem Herweg, und er leitete alles weitere in die Wege. Wir machten einen Umweg um Khorshemish, um zu verhindern, daß möglicherweise Bekannte mich grüßten und so meine Tarnung aufdeckten. Ihr wart so freundlich, mir zu helfen, König Khossus aus Moranthes' Klauen zu holen, und nun bringen wir euch beide nach Koth. Damit wäre das letzte Hindernis beseitigt, Khoraja wieder seinem Mutterland einzuverleiben.«
Conan spannte die Muskeln und verlegte sein Gewicht auf die Ballen, um sich zum Sprung bereitzumachen. Er vertraute darauf, daß sein Kettenhemd die Armbrustgeschosse abwehren würde. Wenn nicht – nun ja, kein Mensch lebt ewig.
»Laßt Euer Schwert fallen, General Conan!« befahl der Soldat, der zuvor gesprochen hatte.
»Da müßt Ihr mich schon erst töten!« brüllte Conan und sprang dem kothischen Offizier entgegen.
Jetzt handelte Fronto. Mit Augen, die im Feuerschein glühten, und einem Wutschrei sprang der kleine Dieb vorwärts und stieß seinen Dolch einmal, zweimal, dreimal in Rhazes feisten Bauch. Zwei Armbrüste schnellten. Die Pfeile zischten durch die Dunkelheit, ohne Schaden anzurichten, da die Schützen befürchteten, ihre eigenen Leute zu treffen.
Lautlos sank Rhazes zu Boden. Sein flatterndes Gewand wallte wie bleicher Nebel im Sternenlicht. Sein Ledersack fiel geöffnet neben ihn. Wie eine Spinne sprang Fronto zur Seite, packte den Sack und rannte zum Hain. Doch da schnellte eine weitere Armbrustsehne. Fronto würgte an einem Husten, Blut schäumte aus seinen Lippen, und er stürzte mit dem Kopf voraus in die Flammen des Lagerfeuers. Auch der Ledersack, den er hielt, fiel in der Glut.
Conan, der Khossus beschützte, wechselte Hiebe mit mehreren Kothiern. Sein Schwert wirbelte und klirrte gegen die seiner Gegner, und die kalten Sterne spiegelten sich auf der Klinge. Ein Kothier wich mit heiserem Schrei zurück und griff nach dem Stumpf, wo sich im Augenblick zuvor noch seine Schwerthand befunden hatte. Ein weiterer fiel blutüberströmt nieder. Khossus sprang vor und riß das Schwert aus der abgetrennten Hand, um den kämpfenden Cimmerier vor einem Schwerthieb in den Rücken zu bewahren.
Doch dann hörte Conan trotz des Kampflärms und der Verwirrung das schwache Klirren von Kettenrüstungen, das Krachen zerbrechender Zweige und das Trampeln von Stiefeln, als weitere Bewaffnete sich den Weg durchs Dickicht bahnten. Conan zerrte Khossus hastig mit sich in die Büsche, während ein Trupp ophireanischer Wächter auf der Spur ihres befreiten Gefangenen aus dem Geheimgang drangen. Sie stürzten durch das Gestrüpp und sahen sich den Männern von Koth gegenüber. Conan und sein König, die in den Schatten verborgen waren, hörten das Schnappen von Sehnen und Schmerzensschreie, als der neue Kampf begann.
Es herrschte absolutes Durcheinander. Kothier kämpften gegen Ophiten. Die Offiziere brüllten widersprüchliche Befehle.
»Khossus!« zischte der Cimmerier. »Lauft zum Hain – nach links! Die Pferde sind dort angekoppelt.«
Sie stürzten aus dem Buschwerk und rannten. Da erkannte einer der ophireanischen Gefangenenwärter den schlanken König. Er brüllte seinen Kameraden zu: »Zu mir: Dort ist der Gefangene – und sein Befreier! Auf sie!«
»Schneller!« brüllte Conan und wirbelte herum, um die Flut der Verfolger aufzuhalten. Er parierte den Hieb eines Gegners, der in der Düsternis kaum zu sehen war, und verwundete einen anderen. Er war gerade dabei, einen weiteren niederzustrecken, einen Kothier, als ein Ophite diesen Mann angriff
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