Conan-Saga 08 - Conan der Pirat
Bronzefigur. Dann setzte er das Mädchen schnell ab und schob sie hinter sich. Als sie sah, was ihn dazu veranlaßt hatte, schrie sie schrill.
Aus den Schatten der Klippe löste sich eine monströse Form, die sich schwerfällig bewegte – eine schreckenerregende Gestalt, das Zerrbild eines Menschen.
Ja, rein den Umrissen nach war die Gestalt menschenähnlich, aber ihr Gesicht, auf das der helle Mondschein fiel, war tierisch, mit dicht beisammenliegenden Ohren, weit geblähten Nasenflügeln und wulstigen Lippen, aus denen zwei hauerähnliche Fänge ragten. Sie war mit zottigem, graumeliertem Haar bedeckt, das im Mondlicht glänzte, und ihre gewaltigen, unförmigen Pranken hingen bis fast auf den Boden. Ihre Größe war ungeheuerlich. Sie stand auf kurzen, krummen Beinen. Ihr kugelförmiger Schädel ragte weit über den Kopf des Mannes, der ihr gegenüberstand. Die Breite der haarigen Brust und der mächtigen Schultern war atemberaubend. Die riesigen Arme glichen knorrigen Stämmen.
Vor Olivias Augen verschwamm alles. Dies also war das Ende für sie beide – denn welcher Mensch könnte einem Angriff dieses haarigen Berges aus Muskeln und Urkraft standhalten? Doch als sie mit vor Grauen geweiteten Augen von der bronzefarbigen Gestalt auf das Ungeheuer starrte, spürte sie eine geradezu erschreckende Wesensverwandtschaft der beiden. Was bevorstand, war weniger ein Kampf zwischen Mensch und Tier denn eine Auseinandersetzung zweier Kreaturen der Wildnis, von denen die eine genauso ungezähmt und erbarmungslos wie die andere war. Mit blitzenden Hauern griff das Ungeheuer an.
Es breitete die mächtigen Arme weit aus und bewegte sich trotz seiner Masse unglaublich flink.
Conan aber war noch schneller, so schnell, daß Olivias Augen seinen Bewegungen nicht folgen konnten. Sie sah nur, daß er der tödlichen Umarmung auswich, sah sein Schwert wie einen Blitz herabsausen und zwischen Schulter und Ellbogen durch einen der muskelstarken Arme der Kreatur dringen. Eine gewaltige Fontäne von Blut tränkte das Gras, als der abgetrennte Arm grauenvoll zuckend auf den Boden fiel. Doch das Untier wich keinen Schritt zurück, und die unförmigen Finger seiner anderen mißgestalteten Hand klammerten sich um Conans schwarze Mähne.
Nur die eisernen Nackenmuskeln bewahrten den Cimmerier in diesem Augenblick vor einem gebrochenen Hals. Seine Linke schoß vor, um sich um die Kehle der Bestie zu legen, während er sein linkes Knie in ihren haarigen Bauch stieß. Und dann begann ein schrecklicher Kampf, der zwar nicht sehr lange dauerte, aber dem wie gelähmten Mädchen eine Ewigkeit erschien.
Der Affe ließ Conans Haar nicht los und zog seinen Kopf auf die im Mondschein blitzenden Fänge zu. Der Cimmerier stemmte sich mit eiserner Kraft dagegen, während er das Schwert in der Rechten wie ein Beil schwang und es immer und immer wieder in Brust, Bauch und Schenkel des Untiers stieß. Der Affe nahm es hin, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben, und offenbar schwächte ihn der ungeheuerliche Blutverlust nicht. Allmählich brach die unvorstellbare Kraft des Anthropoiden den Griff des Barbaren. Unausbleiblich bog sich Conans Arm, und sein Kopf kam den geifernden Fängen immer näher. Die schier glühenden Augen des Cimmeriers starrten in die blutunterlaufenen des Affen. Als Conan vergeblich versuchte, sein Schwert zurückzuziehen, das tief in dem haarigen Körper steckte, schlossen sich die schäumenden Fänge zuckend nur einen Zoll vor des Cimmeriers Gesicht. In seinen Todeskrämpfen schleuderte das Ungeheuer den Barbaren von sich.
Olivia, die nur noch halb bei Bewußtsein war, sah den Affen sich krümmen, winden, um sich schlagen und wie ein Mensch versuchen, das Schwert aus seiner Brust zu reißen. Einen Augenblick währte es nur, aber es war schrecklich. Dann zuckte der gewaltige Körper noch einmal und lag still.
Conan erhob sich und hinkte zu dem Kadaver. Der Cimmerier atmete heftig und bewegte sich, als wäre er unter die Räder gekommen. Er tastete nach seinem blutigen Kopf und fluchte wild, als er die rot überzogenen schwarzen Strähnen in der zotteligen Hand des Ungeheuers sah.
»Crom!« keuchte er. »Mir ist, als hätte man mich in die Streckbank gesteckt! Lieber kämpfe ich gegen ein Dutzend Männer als noch einmal gegen ein solches Tier! Einen Augenblick länger, und es hätte mir den Schädel abgebissen. Crom verdamme dieses Ungeheuer, es hat mir eine ganze Handvoll Haare ausgerissen.«
Er griff nach seinem Schwert
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