Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
hatte sie das Gefühl gehabt, sie flögen dahin, obgleich sie die Funken sah, die von den Hufen aufsprühten, wenn sie gegen den Stein der Straße schlugen.
Als sie wieder klarer denken konnte, waren ihre ersten Empfindungen Wut und Scham. Sie war empört. Die Herrscher der goldenen Königreiche südlich der Himelianischen Berge wurden als göttergleich verehrt, und sie war schließlich die Devi von Vendhya! Königlicher Zorn überlagerte ihre Furcht. Wild schrie sie auf ihren Entführer ein und begann sich zu wehren. Sie, Yasmina, wurde wie eine gewöhnliche Straßendirne auf dem Sattelknauf eines Barbarenhäuptlings verschleppt! Aber er verstärkte seinen Griff um sie noch ein wenig mehr, und so bekam sie zum erstenmal in ihrem Leben Unterdrückung durch rohe Gewalt zu spüren. Seine Arme fühlten sich wie Eisenzangen um ihre schlanken Glieder an. Er blickte zu ihr herunter und grinste übers ganze Gesicht, so daß seine Zähne im Sternenschein schimmerten. Die Zügel lagen lose um die fliegende Mähne des Hengstes, jede Sehne und jeder Muskel des flinken Tieres spannten sich an, als es über den holprigen Pfad dahinflog. Trotzdem saß Conan bequem, ja fast sorglos im Sattel und ritt wie ein Zentaur.
»Du – du Hund!« keuchte sie, während die Mischung aus Scham, Grimm und dem Bewußtsein ihrer Hilflosigkeit sie erzittern ließ. »Du – du wagst es – wagst es! Dafür wirst du mit dem Leben bezahlen! Wohin bringst du mich?«
»Zu den Ansiedlungen der Afghuli«, antwortete er und warf einen Blick über die Schulter.
Hinter ihnen, jenseits der Hügel, die sie überquert hatten, erhellte Fackelschein die Mauern des Forts, und er sah einen breiten Lichtschein, der bedeutete, daß das große Tor offenstand. Er lachte laut.
»Der Statthalter hat uns seine Reiter nachgehetzt. Bei Crom, das wird eine vergnügliche Jagd. Was meinst du, Devi, wird ihnen eine Kshatriya-Prinzessin das Leben von sieben Männern wert sein?«
»Sie werden eine ganze Armee ausschicken, um dich und deine Teufelsbrut auszurotten!« sagte sie mit tiefer Überzeugung.
Er lachte noch lauter und rückte sie zu einer bequemeren Haltung in seinen Armen herum. Aber sie betrachtete das als neue Unverschämtheit und begann sich erneut vergebens zu wehren, bis sie bemerkte, daß er sich über ihre Anstrengungen nur amüsierte. Außerdem litt darunter ihr dünnes Seidengewand, das im Wind flatterte. Also überlegte sie, daß es für ihre Würde besser wäre, wenn sie sich einstweilen in ihr Schicksal fügte, und so verfiel sie in erzürntes Schweigen und rührte sich nicht mehr.
Doch selbst ihren Grimm vergaß sie fast bei dem ehrfurchteinflößenden Anblick des Passes, der sich wie ein gewaltiger Schlund mit seinen schwarzen Steilwänden vor ihnen öffnete. Er sah aus, als hätte ein Riese einen schmalen Schlitz in das feste Gestein geschnitten. Tausende von Fuß hoben die Wände sich fast gerade dem Himmel entgegen, und in seiner Tiefe herrschte selbst im strahlenden Sonnenschein finsterste Nacht. Nicht einmal Conan mit seinen Katzenaugen konnte hier etwas sehen. Aber er kannte den Weg, und da er wußte, daß ihnen eine ganze Reiterschar auf den Fersen war, ließ er seinen Hengst weiter im Galopp dahinbrausen. Das mächtige Roß zeigte noch keinerlei Anzeichen von Erschöpfung. Es donnerte den Weg durch die Talsohle dahin, kämpfte sich einen Hang empor, balancierte an einem niedrigen Kamm entlang, wo brüchiger Schiefer zu beiden Seiten jeden falschen Schritt zur Lebensgefahr machte, und kam zu einem Pfad entlang einem breiten Sims der linken Wand.
Nicht einmal Conan bemerkte in dieser Dunkelheit den Hinterhalt der Zhaibarmänner. Als sie am Eingang einer Schlucht vorbeibrausten, die sich in den Paß öffnete, schwirrte ein Wurfspeer durch die Luft und traf den Hengst hinter der Schulter. Das mächtige Tier hauchte sein Leben in einem schluchzenden Laut aus und stürzte mitten im Schritt. Conan hatte die Flugbahn des Speeres erkannt und handelte blitzartig.
Noch während das Pferd fiel, sprang er weit aus dem Sattel, das Mädchen hoch in der Luft, um zu verhindern, daß sie gegen die Felsen schlug. Wie eine Katze landete er auf den Fußballen, stieß Yasmina in einen Spalt und wirbelte mit dem Dolch in der Hand herum.
Es war wieder alles so schnell gegangen, daß die Devi überhaupt nicht so recht wußte, was vorging, als sie vage eine Gestalt aus der Dunkelheit stürmen sah. Nackte Sohlen huschten über den Stein, Lumpenkleidung schlug in
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