Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
der Eile gegen die Beine des Herbeistürzenden. Stahl blitzte und klirrte bei Hieb und Gegenhieb, dann war zu hören, wie Conans langer Dolch den Schädel des anderen traf.
Der Cimmerier sprang zurück und duckte sich gegen die Felswand. In der Finsternis bewegten sich Gestalten, und eine durchdringende Stimme brüllte: »Was, ihr Hunde! Zieht ihr die Schwänze ein? Marsch, auf sie, und bringt sie mir!«
Conan richtete sich auf und spähte in die Finsternis, ehe er laut rief:
»Yar Afzal! Bist du es?«
Jemand fluchte hörbar erstaunt, dann erklang die fremde Stimme wachsam:
»Conan? Bist du es?«
»Ja!« Der Cimmerier lachte. »Komm her, alter Streithahn! Ich habe einen deiner Männer getötet.«
Zwischen den Felsen bewegte sich etwas, ein Licht flackerte auf, eine Fackel näherte sich leicht schwankend, und schließlich offenbarte sie ein wildes, bärtiges Gesicht. Der Mann, der das Licht trug, hielt es hoch ausgestreckt und verrenkte sich fast den Hals, als er sich zwischen den Steinblöcken umsah. In der anderen Hand hielt der Bursche einen riesigen Tulwar. Conan ging dem Mann entgegen und steckte seinen Dolch in die Scheide zurück.
Der andere brüllte erfreut: »Ja, es ist Conan! Kommt aus euren Verstecken heraus, Hunde! Es ist Conan!«
Weitere Männer drängten sich in den schwankenden Lichtkreis – wilde, zerlumpte Männer mit zerzausten Bärten und Augen wie Wölfe, lange Klingen in den Händen. Sie sahen Yasmina nicht, denn sie war hinter Conans breitem Rücken verborgen. Doch als sie vorsichtig hervorspitzte, legte zum erstenmal in dieser Nacht Furcht ihre eisigen Finger um ihr Herz. Diese Männer glichen eher Wölfen als menschlichen Wesen.
»Was jagst du denn mitten in der Nacht im Zhaibar, Yar Afzal?« erkundigte sich Conan. Der rundliche Häuptling grinste wie ein bärtiger Ghul.
»Man kann nie wissen, was des Nachts den Paß hochkommt. Wir Wazuli sind Nachtvögel. Aber was ist mit dir, Conan?«
»Ich habe eine Gefangene«, antwortete der Cimmerier. Er rückte zur Seite und holte mit langem Arm das zitternde Mädchen aus dem Felsspalt.
Von ihrer majestätischen Haltung war nichts geblieben. Verängstigt starrte sie auf den Halbkreis wilder, bärtiger Gesichter und war dankbar für die starken Arme, die sich besitzergreifend um sie legten. Die Fackel wurde ihr fast unter die Nase gestoßen, dann hörte man, wie die Männer laut die Luft einsogen.
»Sie ist meine Gefangene!« warnte Conan und blickte bedeutungsvoll auf die Füße des getöteten Angreifers, die gerade im Lichtkreis zu sehen waren. »Ich war dabei, sie nach Afghulistan zu bringen, aber jetzt habt ihr mein Pferd getötet, und die Kshatriya sind mir dicht auf den Fersen.«
»Komm mit zu unseren Hütten«, schlug Yar Afzal vor. »Wir haben in der Schlucht Pferde versteckt. In der Dunkelheit können sie uns nicht verfolgen. Du sagst, sie sind schon dicht hinter dir?«
»So dicht, daß ich ihren Hufschlag auf den Steinen höre«, antwortete Conan grimmig.
Sofort wurde die Fackel gelöscht, und die zerlumpten Gestalten tauchten wie Phantome in der Finsternis unter. Conan hob die Devi auf die Arme. Sie wehrte sich nicht. Die rauhen Steine schmerzten ihren Füßen in den dünnen Pantoffeln, und sie fühlte sich so unsagbar klein und hilflos in der undurchdringlichen Dunkelheit zwischen diesen rauhen zerklüfteten Felsen.
Als Conan spürte, wie sie im Wind zitterte, der durch die Schlucht heulte, riß er einem der Männer den zerschlissenen Umhang von der Schulter und hüllte sie darin ein. Er zischte ihr warnend ins Ohr, keinen Laut von sich zu geben. Sie hörte den fernen Hufschlag nicht wie die in den Bergen aufgewachsenen Männer, aber sie wäre ohnehin viel zu verängstigt gewesen, um Hilfe zu rufen.
Sie sah nichts als ein paar Sterne am Himmel, doch an der Dunkelheit, die noch tiefer zu werden schien, erkannte sie, daß sie die Schlucht betraten. Leichtes Stampfen unruhiger Pferde war zu hören, ein paar gemurmelte Worte, und Conan setzte sich auf das Pferd des Mannes, den er getötet hatte. Das Mädchen zog er zu sich hoch. Wie Phantome – sah man von dem Klicken der Hufe ab – ritten sie durch die dunkle Schlucht. Den Toten und das verendete Pferd ließen sie zurück. Beide wurden wenig später von den Kavalleristen aus dem Fort gefunden, die den Mann als Wazuli erkannten, woraufhin sie ihre eigenen Schlußfolgerungen zogen.
Yasmina, die sich in den Armen ihres Entführers wohlig warm fühlte, versuchte vergebens, wach
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