Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
lag reglos auf einem Diwan, einen Arm über dem Gesicht, als wollte er seine Augen noch im Schlaf vor dem sanften Schein einer Messinglampe schützen.
Das Mädchen zupfte Khemsa am Ärmel und beschrieb eine flinke Geste quer über ihre Kehle. Khemsa hob die Hand, doch dann änderte sich sein Gesichtsausdruck, und er wich zurück.
»Ich habe sein Salz gegessen«, murmelte er. »Außerdem kann er uns ohnedies nichts anhaben.«
Er führte das Mädchen durch eine Tür, die sich zu einer Wendeltreppe öffnete. Nachdem ihre leisen Schritte sich in der Ferne verloren hatten, setzte der Mann auf dem Diwan sich auf und wischte den Schweiß von der Stirn. Einen Dolchstoß fürchtete er nicht, wohl aber den Mann Khemsa, als wäre er eine Giftschlange.
»Leute, die ihre Komplotte auf dem Dach schmieden, sollten nicht so laut reden«, murmelte er. »Nun, da Khemsa sich gegen seine Meister gewandt hat und er meine einzige Verbindung zu ihnen war, kann ich nicht mehr mit ihrer Hilfe rechnen. Von jetzt an bin ich auf mich selbst gestellt.«
Er stand auf, trat an einen Tisch, zog Feder und Pergament aus seinem Gürtel und kritzelte hastig ein paar Zeilen:
An Khosru Khan, Statthalter von Secunderam! Der Cimmerier Conan hat die Devi Yasmina zu den Afghuli verschleppt. Das wäre eine günstige Gelegenheit, die Devi in unsere Hand zu bekommen, wie der König es sich lange schon wünscht. Schickt sofort dreitausend Kavalleristen. Ich werde sie mit einheimischen Führern im Gurashahtal erwarten.
Er unterzeichnete mit einem Namen, der keine Ähnlichkeit mit »Kerim Shah« hatte.
Dann griff er in einen goldenen Käfig, holte eine Brieftaube heraus und befestigte an ihrem Bein das Pergament, das er eng zusammengerollt hatte, mit einem Stück Golddraht. Er stieß den Vogel durch ein Fenster hinaus in die Nacht. Kurz zögerte die Taube mit flatternden Flügeln, dann schoß sie davon.
Kerim Shah nahm Helm, Schwert und Umhang und eilte die Wendeltreppe hinab.
Das Gefängnis von Peshkhauri war vom Rest der Stadt durch eine dicke hohe Mauer mit einem einzigen eisenbesetzten Tor getrennt. Über dem Torbogen brannte eine Öllampe, und am Tor lehnte ein Soldat mit Lanze und Schild. Hin und wieder gähnte er schläfrig, doch plötzlich sperrte er erstaunt die Augen weit auf. Vor ihm stand ein Mann, den er weder kommen gesehen noch gehört hatte. Er trug ein Kamelhaargewand und einen grünen Turban. Im flackernden Lampenlicht waren seine Züge kaum zu erkennen, wohl aber die Augen, die seltsam glühten.
»Wer da?« fragte der Soldat und streckte die Lanze aus. »Wer seid Ihr?«
Obgleich die Lanzenspitze fast seine Brust berührte, achtete der Fremde nicht darauf. Seine Augen schienen sich in die des Soldaten zu bohren.
»Was ist deine Pflicht?« fragte er mit sonderbarer Betonung.
»Das Tor zu bewachen!« antwortete der Soldat mit schwerer Zunge. Er stand starr wie eine Statue, und seine Augen wirkten glasig.
»Du lügst! Deine Pflicht ist, mir zu gehorchen. Du hast in meine Augen geblickt, und nun gehört deine Seele nicht mehr dir. Öffne das Tor!«
Steif, mit den unbewegten Zügen einer Statue, drehte der Soldat sich um, zog einen großen Schlüssel aus seinem Gürtel, drehte ihn im Schloß und stieß einen Torflügel auf. Dann stellte er sich stramm davor und blickte starr geradeaus.
Eine Frau glitt aus den Schatten und legte eine Hand auf den Arm des Mannes.
»Befiehl ihm, uns Pferde zu besorgen, Khemsa«, flüsterte sie.
»Nicht nötig«, antwortete der Rakhsha. Mit etwas lauterer Stimme wandte er sich an den Wächter: »Ich brauche dich nicht mehr! Töte dich!«
Der Soldat stieß den Lanzenschaft gegen den Fuß der Wand und drückte die Spitze unmittelbar unter den Rippen an seinen Leib. Dann preßte er sich mit unbewegtem Gesicht mit seinem ganzen Gewicht dagegen, so daß die Lanze in seinen Körper drang. Er fiel tot zu Boden.
Das Mädchen starrte den toten Soldaten mit weiten Augen an, bis Khemsa nach seiner Liebsten Arm griff und sie durch das Tor führte. Fackeln beleuchteten einen Durchgang zwischen der äußeren und der niedrigeren inneren Mauer. Ein Wächter patrouillierte hier. Als das Tor aufschwang, marschierte er arglos darauf zu, bis Khemsa und das Mädchen durch die Bogenöffnung traten. Und dann war es zu spät. Der Rakhsha vergeudete keine Zeit mit Hypnose, obwohl er wußte, wie sehr seine Geliebte – die sie für Zauber hielt – davon beeindruckt war. Der Soldat streckte drohend die Lanze aus,
Weitere Kostenlose Bücher