Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
zu bleiben. Obwohl der Weg holprig war und in ständigem Wechsel auf und ab führte, waren die Bewegungen des Pferdes doch rhythmisch und wirkten einschläfernd. Sie hatte jegliches Richtungs- und Zeitgefühl verloren. Tiefe Dunkelheit umgab sie, in der sie hin und wieder noch schwärzere Felswände mehr spürte als sah, und ab und zu hoben sich Felszacken hoch oben im schwachen Sternenlicht ab. Manchmal verrieten hohle Echos auch ungeheure Klüfte neben ihnen, und sie fühlte den eisigen Wind, der aus schwindelerregenden Höhen herabpfiff. Allmählich wurde alles zu einem Traumerlebnis für sie, in das das Hufklacken sich harmonisch einfügte.
Vage wurde ihr bewußt, daß die Bewegungen aufgehört hatten, sie vom Pferd gehoben und ein paar Schritt getragen wurde, ehe man sie auf etwas Raschelndes, Weiches legte und etwas – einen zusammengerollten Umhang möglicherweise – unter ihren Kopf schob. Der Umhang, in den Conan sie gehüllt hatte, wurde ein wenig zurechtgezogen. Sie hörte Yar Afzal lachen.
»Eine würdige Beute für den Häuptling der Afghuli, Conan!«
»Nur eine Geisel«, antwortete Conan. »Für sie bekomme ich meine sieben Männer zurück – mögen sie verdammt sein, daß sie sich fangen ließen!«
Mehr hörte sie nicht, denn dann schlief sie tief und fest.
Sie schlummerte, während Bewaffnete durch die dunklen Berge ritten und das Schicksal nicht nur eines Königreichs in der Schwebe hing. In den Schluchten und Klüften hallte in dieser Nacht der Hufschlag galoppierender Pferde wider, und Sternenschein schimmerte auf Helmen und Krummsäbeln, bis die Nachtwesen, die hier hausten, aus Spalten und über Felsblöcke in die Dunkelheit spähten und sich wunderten, was in den sonst so stillen Bergen vorging.
Eine Horde Männer saß auf hageren Rossen im schwarzen Schlund einer Schlucht, als die eiligen Hufe vorbeibrausten. Ihr Führer, ein gutgewachsener Mann in Helm und goldlitzenverziertem Umhang, hob warnend die Hand, bis die Reiterschar vorbei war. Dann lachte er leise.
»Sie müssen die Spur verloren haben! Oder sie fanden heraus, daß Conan die Afghuli bereits erreicht hat. Ihr Nest auszuräuchern, bedarf es größerer Trupps. Im Morgengrauen werden mehrere Schwadronen den Paß hochreiten.«
»Wenn es zu Kämpfen in den Bergen kommt, wird es auch genug zum Plündern geben«, brummte eine Stimme hinter ihm im Dialekt der Irakzai.
»Daran wird es nicht fehlen«, antwortete der Mann im Helm. »Doch zuerst müssen wir zum Gurashahtal und die Reiter erwarten, die von Secunderam südwärts galoppieren werden, noch ehe der Tag anbricht.«
Er hob die Zügel und ritt aus der Schlucht. Seine Männer folgten ihm dichtauf: dreißig Phantome im Sternenlicht.
5
DER RAPPHENGST
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Yasmina erwachte. Sie schaute nicht ungläubig um sich, sondern erinnerte sich sofort an die Geschehnisse der Nacht. Sie fühlte sich steif vom langen Ritt, und irgendwie war ihr, als spürte sie immer noch die kräftigen Arme ihres Entführers um sich.
Sie lag auf einem Schaffell, das über einen Laubhaufen auf festgetretenem Lehmboden gebreitet war. Ein zusammengerollter Schafpelzmantel diente ihr als Kopfkissen, und sie war in einen zerlumpten Umhang gehüllt. Sie befand sich in einer geräumigen Hütte mit Wänden aus unbehauenem Stein, der mit getrocknetem Lehm gefugt war. Schwere Balken trugen das Dach mit einer Falltür, zu der eine Leiter führte. Fenster gab es nicht in den dicken Mauern, nur Schießscharten. Die Tür war aus Bronze und vermutlich Plündergut von einer vendhyanischen Grenzstadt. Auf einer Seite befand sich eine breite Öffnung in der Wand, die statt durch eine richtige Tür durch ein festes Holzgitter gesichert war. Durch dieses Gitter sah Yasmina einen prachtvollen edlen Rapphengst, der Heu kaute. Die Hütte war ganz offensichtlich Fort, Wohnraum und Stallung in einem.
In einer Ecke der Hütte kauerte ein Mädchen in Mieder und Pluderhose, der Kleidung der Bergfrauen, neben einem kleinen Feuer und briet Fleischstreifen auf einem Eisengrill, der auf Steinblöcken ruhte. Ein paar Fuß über dem Boden war ein rußiger Spalt in der Wand, durch den ein Teil des Rauches abzog, der Rest trieb in dünnen blauen Schwaden durch den Raum.
Das Mädchen, das ein hübsches keckes Gesicht hatte, warf einen Blick über die Schulter auf Yasmina, dann beschäftigte sie sich wieder mit dem brutzelnden Fleisch. Jemand unterhielt sich vor der Tür, die
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