Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
nach.
Ganz in der Nähe der Häuptlingshütte hockten haarige Männer im Halbkreis, der Tür zugewandt. Conan und Yar Afzal waren ein paar Schritte vor der Tür stehengeblieben. Im Halbkreis saß ein weiterer Mann mit überkreuzten Beinen und sprach im rauhen Dialekt der Wazuli (den Yasmina kaum verstehen konnte, obgleich zu ihrer königlichen Erziehung auch Unterricht in den Sprachen Iranistans und der verwandten ghulistanischen Dialekte gehört hatte) zum Häuptling.
»Ich habe mich mit einem Dagozai unterhalten, der die Reiter in der Nacht gesehen hat«, sagte der Kundschafter. »Er lauerte ganz in der Nähe, als sie zu der Stelle kamen, wo wir den Lord Conan überfielen. Er belauschte sie. Chunder Shan war bei ihnen. Sie fanden den Kadaver des Pferdes und den Mann, den Conan getötet hatte, und sie erkannten, daß er ein Wazuli war. Also gaben sie ihre Absicht auf, weiter nach Afghulistan zu reiten. Aber sie wußten nicht, aus welchem Dorf der Tote stammte, und wir hatten keine Spuren hinterlassen, denen die Kshatriyas folgen konnten.
Also ritten sie zum nächsten Wazulidorf, nach Jugras. Sie brannten es nieder und töteten viele der Stammesbrüder. Doch dann fielen die Männer von Khojur in der Dunkelheit über sie her, töteten einige und verwundeten den Statthalter, der sich mit den Überlebenden kurz vor Morgengrauen durch den Zhaibarpaß zurückzog. Aber noch ehe die Sonne aufging, kehrten die Kshatriyas mit Verstärkung wieder. Den ganzen Vormittag kam es zu Scharmützeln und größeren Kämpfen. Angeblich soll eine große Armee aufgestellt werden, um die Berge rings um den Zhaibar zu durchkämmen. Die Stämme wetzen ihre Dolche und liegen an allen Pässen von hier bis zum Gurashahtal im Hinterhalt. Außerdem ist Kerim Shah in die Berge zurückgekehrt.«
Die Männer sogen hörbar die Luft ein, und Yasmina lehnte sich bei der Erwähnung dieses Mannes, dem sie Mißtrauen entgegenbrachte, noch dichter an die Schießscharte.
»Wo ist er hin?« fragte Yar Afzal.
»Das wußte der Dagozai nicht. Er hatte dreißig Irakzai von den unteren Dörfern bei sich. Sie ritten in die Berge und verschwanden.«
»Diese Irakzai sind Schakale, die einem Löwen in der Hoffnung auf ein paar Überreste folgen«, knurrte Yar Afzal. »Sie haben gierig die Münzen eingesammelt, die Kerim Shah unter den Grenzstämmen verteilt, um sich Männer wie Pferde zu kaufen. Ich mag ihn nicht, auch wenn er ein mit uns verwandter Iranistanier ist.«
»Er ist keiner«, warf Conan ein. »Ich kenne ihn von früher. Er ist Hyrkanier, ein Spion Yezdigerds. Wenn ich ihn erwische, hänge ich ihn an einer Tamariske auf!«
»Aber die Kshatriyas!« murrten die Männer im Halbkreis. »Sollen wir untätig herumhocken, bis sie uns ausräuchern? Sie werden schließlich dahinterkommen, in welchem Wazulidorf das Mädchen festgehalten wird. Die Zhaibari mögen uns nicht, sie werden den Kshatriyas helfen, uns zu finden.«
»Sollen sie doch kommen!« knurrte Yar Afzal. »Wir können die Schlucht auch gegen eine ganze Armee halten!«
Ein Mann sprang auf und schüttelte die Faust mit einem finsteren Blick auf Conan.
»Sollen wir alle seinetwegen unser Leben aufs Spiel setzen, während er die Belohnung einsteckt?« brüllte er. »Sollen wir seine Schlachten für ihn schlagen?«
Mit einem Schritt war Conan bei ihm und bückte sich leicht, um ihm voll ins haarige Gesicht zu starren. Der Cimmerier hatte sein langes Messer nicht gezogen, doch seine Linke umklammerte die Scheide und drückte den Griff bedeutungsvoll nach vorn.
»Ich bitte keinen, meine Schlachten zu schlagen«, sagte er gefährlich leise. »Zieh deine Klinge, wenn du den Mut dazu hast, japsender Hund!«
Der Wazuli wich fauchend wie eine Katze zurück.
»Wag es, mich hier anzugreifen, und fünfzig Männer werden dich zerreißen!« kreischte er.
»Was?« donnerte Yar Afzal, und sein Gesicht lief rot vor Grimm an. Er schob das Kinn vor und stemmte die Hände an die Hüften. »Bist du vielleicht der Häuptling von Khurum? Von wem nehmen die Wazuli Befehle entgegen? Von Yar Afzal oder von einem räudigen Hund?«
Der Mann wurde unter dem Blick seines unbezwingbaren Häuptlings immer kleiner. Yar Afzal packte ihn um die Kehle und würgte ihn, bis sein Gesicht sich blau färbte, dann warf er ihn wütend zu Boden und stellte sich mit dem Tulwar in der Hand über ihn.
»Bestehen noch irgendwelche Zweifel, wer hier der Häuptling ist?« fragte er drohend leise. Seine Krieger wandten verlegen die
Weitere Kostenlose Bücher