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Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer

Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer

Titel: Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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dem gespenstischen Glühen wie eine Rachegöttin aussah. Ihr schönes Gesicht war grimmverzerrt. Wie eine Raubkatze kam sie auf Natala zu. Sie nahm die Hand von der verwundeten Seite und schüttelte ungeduldig die Blutstropfen ab. Natala sah, daß sie ihre Rivalin nur leicht verletzt hatte. Die Klinge war vom Gürtel abgeglitten und hatte nicht viel mehr als die Haut aufgerissen, wohl aber der Stygierin glühende Wut geweckt. »Gib mir den Dolch!« knirschte sie zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor, als sie sich dem verängstigten Mädchen näherte.
    Natala war klar, daß sie sich wehren sollte, solange sie die Chance hatte, aber sie brachte einfach den Mut nicht auf. Sie war nie eine Kämpfernatur gewesen, und die Dunkelheit, Gewalttätigkeit und das Grauen ihres Abenteuers hatten sie sowohl körperlich als auch seelisch erschöpft. Thalis entriß ihren schlaffen Fingern den Dolch und warf ihn verächtlich zur Seite.
    »Du – Schlampe!« knirschte sie und schlug dem Mädchen mit beiden Händen ins Gesicht. »Ehe ich dich den Korridor hinaufzerre und dich in Thogs Rachen werfe, werde ich dafür sorgen, daß auch noch etwas von deinem Blut fließt! Du hast gewagt, nach mir zu stechen – nun, dafür wirst du bezahlen!«
    Sie packte das Mädchen bei den Haaren und zerrte es ein kurzes Stück durch den Korridor zum Rand des Lichtkreises. Ein Metallring, etwa in Mannshöhe, war in der Wand zu sehen. Eine Seidenkordel hing davon herunter. Wie in einem Alptraum spürte Natala, wie ihr die Tunika vom Leib gerissen wurde. Im nächsten Moment wand Thalis ihr die Kordel um die Handgelenke, bis sie, kaum daß die Zehen noch den Boden berührten, nackt wie ein Neugeborenes an der Wand hing. Thalis nahm eine Peitsche mit juwelenbestecktem Griff von einem Haken nahe dem Ring an der Wand. Die Peitsche bestand aus sieben Seidenkordeln, die härter und doch geschmeidiger als Lederstränge waren.
    Mit rachsüchtigem Zischen schwang Thalis den Arm zurück. Natala schrie auf, als die Peitschenstränge auf ihren Leib knallten. Sie wand sich und zog verzweifelt an den Kordeln, die ihre Handgelenke an den Ring banden. Sie hatte die lauernde Gefahr vergessen, die ihre Schreie herbeibeschwören mochten, Thalis offenbar ebenfalls. Bei jedem Hieb schrie sie erneut. Zwar war Natala auch auf den shemitischen Sklavenmärkten ausgepeitscht worden, aber verglichen mit diesen Schlägen war das milde gewesen. Nie hätte sie gedacht, daß Seidenkordeln solche Schmerzen zufügen konnten. Die Hiebe damit waren schlimmer als mit Birkengerten oder Ledersträngen, und sie pfiffen schrill, wenn sie die Luft durchschnitten.
    Und dann, als Natala ihr tränenüberströmtes Gesicht über die Schulter drehte, um die Peitsche nicht mehr sehen zu müssen, erstarb ihr Schrei in der Kehle, und der Schmerz in ihren schönen Augen wich lähmendem Entsetzen.
    Durch ihren Gesichtsausdruck gewarnt, hielt Thalis mitten im Hieb inne und wirbelte flink wie eine Katze herum. Doch zu spät! Ein grauenvoller Schrei entrang sich ihren Lippen, als sie mit hochgeworfenen Armen zurücktaumelte. Kurz sah Natala, wie ihre weiße Gestalt sich gegen eine gewaltige schwarze, formlose Masse abhob, die viel größer war als sie, dann wurde sie von den Füßen gerissen, und der Schatten zog sich mit ihr zurück. Halb von Sinnen vor Grauen, hing Natala allein in dem gedämpften Lichtkreis.
    Aus der Finsternis klangen unverständliche Laute zu ihr, die ihr das Blut stocken ließen. Sie hörte auch Thalis' verzweifelt flehende Stimme, doch keine Antwort darauf. Dann war nur noch das hilflose Flehen der Stygierin zu hören, plötzlich ihr gellender Schmerzensschrei, der zum hysterischen, von Schluchzen geschütteltem Gelächter wurde und allmählich zum krampfhaften Keuchen, bis auch das verstummte und nur noch furchterregende Stille in dem Geheimgang herrschte.
    Würgend vor Grauen drehte Natala sich um und wagte es, zitternd in die Richtung zu schauen, in die die formlose schwarze Masse Thalis geschleppt hatte. Zu sehen war nichts, aber sie spürte die Gefahr, die schrecklicher war, als sie verstehen konnte. Mit aller Willenskraft kämpfte sie gegen die aufsteigende Hysterie an. Ihre aufgeschürften Handgelenke und ihre schmerzenden Striemen waren bei diesem Grauen vergessen, von dem sie fühlte, daß es nicht nur ihren Leib, sondern ihre Seele ebenso bedrohte.
    Sie strengte die Augen an und starrte in die Schwärze außerhalb des Lichtscheins, doch voll Angst, was sie sehen mochte.

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