Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
gegenübergesehen, die von den muskulösen und sehnigen Armen eines Mannes geführt wurde, der in den wilden Landen jenseits der Grenzen der Zivilisation aufgewachsen war. Seiner Fechtkunst standen Flinkheit und Kraft gegenüber, wie sie einem zivilisierten Mann fremd waren. Conans Kampfweise war ungewöhnlich, doch instinktiv und natürlich wie die eines grauen Wolfes. Die Feinheiten des Fechtkampfs waren so nutzlos gegen die primitive Wildheit wie die Geschicklichkeit eines Boxers gegenüber dem Angriff eines Panthers.
Zaporavo kämpfte wie noch nie in seinem Leben. Jeden Muskel, alle Kraft strengte er an, um die Klinge zu parieren, die wie der Blitz um ihn hieb und stach. In seiner Verzweiflung fing er einen mächtigen Schwung dicht am Griff seines Säbels auf, und er spürte, wie der gewaltige Schlag seinen Arm schier betäubte. Diesem Hieb folgte unmittelbar ein Stoß von solcher Gewalt, daß die scharfe Spitze durch Kettenhemd und Rippen wie durch Papier drang und das Herz darunter durchbohrte. Zaporavos Lippen verzogen sich im Todesschmerz, aber grimmig bis zum Schluß, drang kein Laut darüber. Er hatte sein Leben ausgehaucht, ehe er auf dem zertrampelten Gras zusammenbrach.
Conan säuberte sein Schwert, grinste erfreut und räkelte sich wie eine große Katze – doch plötzlich erstarrte er. Verwirrung löste seinen zufriedenen Gesichtsausdruck ab. Wie eine Statue stand er, das Schwert in der Hand.
Als er den Blick von seinem toten Gegner gehoben hatte, richtete er ihn geistesabwesend auf die Bäume vor ihm und die Gegend dahinter. Da hatte er etwas Phantastisches gesehen – etwas Unglaubliches und Unerklärliches. Über die Kuppel eines fernen Hügels war eine hochgewachsene schwarze Gestalt gerannt, die über ihrer Schulter eine nicht weniger nackte weiße trug. So plötzlich wie sie aufgetaucht war, war die Erscheinung dann auch wieder verschwunden.
Der Pirat schüttelte den Kopf, blickte ringsum, ehe er etwas unsicher den Weg zurückblickte, den er gekommen war. Er war verblüfft und ein wenig beunruhigt, wenn man das von einem Mann mit seinen stählernen Nerven überhaupt sagen konnte. In einer durchaus wirklichen Umgebung hatte sich eine Vision gezeigt. Conan zweifelte weder an seinen scharfen Augen noch an seinem Verstand. Er hatte etwas Fremdartiges, Unheimliches gesehen, dessen war er völlig sicher. Die Tatsache allein, daß ein Schwarzer einen Weißen durch die Gegend schleppte, war ungewöhnlich genug – aber dieser Schwarze war unnatürlich groß gewesen!
Noch einmal schüttelte Conan ungläubig den Kopf, dann machte er sich in die Richtung auf den Weg, in der er die Erscheinung gesehen hatte. Er überlegte nicht, ob dieser Schritt klug war – seine Neugier war so groß, daß er ihr ganz einfach nachgeben mußte.
Hügel um Hügel stieg er hoch und wieder hinunter, obgleich die allgemeine Neigung mehr aufwärts war. Alle Hänge waren mit weichem Gras bewachsen, und keinem fehlte zumindest eine Baumgruppe. Die niedrigen Hügelkuppen und schmalen flachen Täler dazwischen schienen kein Ende nehmen zu wollen. Doch endlich erreichte er die Kuppe, die er für die höchste der Insel hielt, und starrte überrascht auf all die grünen glänzenden Mauern und Türme, die sich, bevor er sie erreichte, so sehr in das Grün der Umgebung gefügt hatten, daß sie selbst für das schärfste Auge nicht erkennbar gewesen waren.
Er zögerte, umklammerte den Schwertgriff fester und stapfte weiter, denn allzusehr nagte die Neugier an ihm. Er sah niemanden, als er sich dem hohen leeren Torbogen in der gebogenen Mauer näherte. Vorsichtig spähte er hindurch. Ein weiter hofähnlicher Platz mit dichtem Grasteppich lag vor ihm. Er war von einer kreisrunden Mauer aus glasähnlichem grünen Gestein umgeben, in der sich mehrere Torbögen befanden. Auf den nackten Zehen, das Schwert in der Hand, schlich er hinein, wählte aufs Geratewohl eine der Türöffnungen und kam durch sie auf einen ähnlichen Hof. Über eine Innenmauer waren die Türme eines burgähnlichen Gebäudes zu sehen. Einer der Türme war in den Hof hinausgebaut, in dem er stand, oder ragte zumindest hinein. Eine breite Treppe führte an der Mauer entlang zu ihm hoch. Er folgte ihr und fragte sich, ob das auch wahrhaftig alles Wirklichkeit war oder nur ein von schwarzem Lotus hervorgerufener Traum.
Am Ende der Treppe stand er auf einem mit einer Brüstung umgebenen Sims oder einem Balkon, er war nicht sicher, was es war. Er konnte die Einzelheiten
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