Conan-Saga 23 - Conan der Unbesiegbare
brummelte finster etwas vor sich hin, als Conan auf die Straße hinaustrat. Die Luft in der Wüstenei war allerdings alles andere als frisch. Der Gestank nach Fäulnis aller Art vermischte sich mit dem menschlicher Exkremente und Erbrochenem. Die Pflastersteine, wo sie nicht Schlammlöchern Platz gemacht hatten, waren dick mit schleimigem Schmutz beschichtet. Aus einer Gasse, die kaum breit genug war, um hindurchzukommen, wimmerte das Opfer eines Raubüberfalls nach Hilfe – oder es handelte sich um einen Lockvogel für Räuber. Eines war so wahrscheinlich wie das andere.
Conan schritt zielsicher durch die verwinkelten Straßen dieses Diebesviertels, obwohl er sich im Grunde genommen des Zieles gar nicht sicher war. Ein Hehler mit glanzloser Silberstickerei an der Weste winkte ihm im Vorübergehen einen Gruß zu, und eine nackte Hure, nur mit Messingglöckchen um die Fußgelenke, die unter einem Torbogen stand, lächelte dem breitschultrigen jungen Burschen zu und fühlte sich plötzlich gar nicht mehr müde. Conan bemerkte sie nicht einmal, auch nicht den ›blinden‹ Bettler in schwarzen Lumpen, der sich mit einem abgebrochenen Stock die Straße entlangtastete und nach einem Blick auf die grimmige Miene des Barbaren seinen Dolch unter die schmutzigen Fetzen zurücksteckte. Genausowenig achtete er auf die drei, die ihm durch die gewundenen Straßen folgten, ihre Halstücher vors Gesicht geknüpft und die Hände unter den fadenscheinigen Umhängen um schwere Prügel verkrampft, bis die spielenden Muskeln seiner Arme und das mächtige Schwert an seiner Seite sie doch lieber einen anderen Weg einschlagen ließen.
Conan bemühte sich, sich einzureden, daß die Anhänger nun unerreichbar für ihn waren. Er hatte nichts als den Hauch eines Verdachts, wer sie geraubt haben könnte, und nicht die geringste Ahnung, wo sie nun sein mochten. Trotzdem waren zehntausend Goldstücke nicht gerade etwas, was man sich gern entgehen ließ. Außerdem war da Velita, eine Sklavin, die bei jedem Herrn glücklich sein würde, der gut zu ihr war. Aber er hatte ihr versprochen, nein, geschworen, sie zu befreien. Bei Bel und Crom hatte er es geschworen. Da waren also sein Schwur und zehntausend Goldstücke.
Erst jetzt wurde er sich bewußt, daß er die Wüstenei bereits verlassen hatte und sich nahe dem Schild des ›Stiertänzers‹ auf der Straße des Silberfisches befand. Ein baumumsäumter Rasen verlief entlang der Mitte der breiten Prunkstraße. Von Sklaven getragene Sänften sah man hier kaum weniger als Fußgänger, und Bettler gab es überhaupt keine. Hier war zwar nicht mehr die Wüstenei, trotzdem hatte er Freunde hier – oder zumindest Bekannte. Das Schenkenschild – ein schlanker Jüngling mit Ledergürtel, der zwischen den spitzen Hörnern eines Stiers seine Kunststücke zeigte – knarrte in der Brise, als er eintrat.
Schenken, dachte Conan, während er nach einem bestimmten Gesicht Ausschau hielt, waren alle ziemlich gleich, ob nun in der Wüstenei oder außerhalb. Statt Taschendieben und Einbrechern saßen hier fette Kaufleute in purpurner Seide und grünem Brokat an den Tischen, nur die Methode, fremdes Gut an sich zu bringen, war unterschiedlich. Statt eines Falschmünzers brachte hier ein schlanker Mann, der sich einen Pomander unter die Nase hielt, das Geld unter die Leute, das er an der Hintertür zu des Königs Gemach erstanden hatte. Die Kuppler kleideten sich wie Edelleute in scharlachrote Gewänder, mit Smaragden an den Ohren, und manche von ihnen waren tatsächlich Edle, doch gleichzeitig Kuppler. Die Dirnen trugen Gold statt Messing und Rubine statt Bergkristall, aber sie waren genauso nackt und betrieben dasselbe Gewerbe.
Conan entdeckte den Gesuchten an einem Tisch an der Wand. Den Kaufmann Ampartes kümmerte es wenig, ob die Königssteuer abgeführt war für die Ware, die er kaufte. Was immer in Shadizar vor sich ging, Ampartes erfuhr es bald. Der Stuhl gegenüber dem rundlichen Kaufmann ächzte unter dem Gewicht des Cimmeriers, als Conan sich darauf fallen ließ – ein Laut ähnlich dem, der Ampartes Lippen entfuhr. Die öligen Wangen des Kaufmanns zuckten, als er die dunklen Augen rollte, um zu sehen, wem die Ankunft des Barbaren aufgefallen war. Mit beringten Fingern zupfte er an seinem Spitzbart.
»Was machst du hier, Conan?« zischte er und erblaßte vor Furcht, jemand habe den Namen mitgehört. »Ich habe keinen Bedarf an – an deiner besonderen Ware.«
»Aber ich an deiner. Erzähl mir, was
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