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Conan-Saga 31 - Conan der Renegat

Conan-Saga 31 - Conan der Renegat

Titel: Conan-Saga 31 - Conan der Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Carpenter
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Fremder«, fuhr der Eindringling fort, »ich will euch keine Angst einflößen. Diese sterbliche Hülle ist verwelkt; doch kann ich dich trotzdem in diesem düsteren Licht sehen. Meine Stimme ist durch Nichtgebrauch rostig. Es ist Äonen her, seit ich einen Besucher hatte.«
    Der unheimliche Flüsterer kam nicht näher. Die Stimme war so hoch über dem Boden, wie es der Größe eines gebeugten alten Mannes entsprach. Trotzdem lief Conan ein kalter Schauder der Furcht vor dem Übernatürlichen über den Rücken. Seine Stimme kratzte ebenfalls, als er sagte: »Ghul! Böser Geist! Nachtmahr! Wer du auch sein magst – laß ab von mir! Ich warne dich! Diese Hände haben schon mit Ausgeburten der Hölle gekämpft – und ihnen das Verhöhnen von Sterblichen ausgequetscht.«
    Als die uralte Stimme wieder ertönte, klang sie etwas voller, ja sogar leicht gekränkt. »Beleidige mich nicht, Fremder, und droh nicht mit Gewalt! Ich bin nur ein Mensch wie du, ein Gefangener in diesen üblen Katakomben.« Conan hörte ein schabendes Geräusch, wie wenn schwielige Füße über Stein schleifen. »Ich will dir nichts tun. Ich möchte nur mal wieder mit einem Artgenossen sprechen – nach den langen, langen Jahren der Einsamkeit.«
    Conan war immer noch sehr mißtrauisch, wie man hörte. »Ich weiß, du lügst, böser Geist. Wie könnte jemand hier lange leben? Das Verlies war die ganzen Jahre über versiegelt. Was hätte da jemand essen oder trinken können?«
    »Ja, da ist was Wahres dran.« Die Geisterstimme zitterte leicht, als schäme sie sich. »Vielleicht bin ich kein richtiger Mensch mehr, ungeeignet für die Gesellschaft von Leuten, die in der Welt da oben herumlaufen. In der Tat kam eine Stunde – vor vielen, vielen Jahren –, als die Wachen nicht mehr durch die Gänge gingen, und damals hatte ich schon das Gefühl, ein ganzes Leben hier unten in den tiefsten Zellen als Gefangener geschmachtet zu haben.
    Ja, verstummt war das Klirren der Ketten, wenn sie angeschmiedet wurden, und die Schreie der Gefolterten und alle die anderen Geräusche schwiegen, die mir so vertraut waren wie dort oben Vogelstimmen und Scherze auf den Straßen. Verschwunden waren die Schüsseln mit Haferschleim, woraus meine einzige wässerige Nahrung bestand. Damals wurde mir klar, daß man das Verlies aufgegeben hatte – und mich auch.
    Glücklicherweise brach kurz danach das schwächste Glied meiner Kette, an dem ich so viele Jahre geduldig gefeilt hatte – und ich war frei!« Bei diesem Wort kicherte der alte Mann, verstummte aber sogleich wieder und erklärte, sich gleichsam entschuldigend: »Nicht wirklich frei, du verstehst, nicht aus dem Verlies frei; denn da hatte man inzwischen Mauern und Barrieren errichtet, die ich mit meinen schwachen Kräften niemals beseitigen konnte. Aber doch frei, durch diese dumpfen Gänge zu wandern und zu überleben! Ich mache dir auch keinen Vorwurf, wenn du meine Art des Überlebens für menschenunwürdig hältst.
    Was sollte ich denn essen, frage ich dich? Es gab nur diese Kriechtiere, die zwischen den Knochen meiner längst verstorbenen Mitgefangenen nisteten, und die mageren Ratten, die die Kriechtiere fraßen, und die Fledermäuse, die in den Gewölben der entlegensten Zellen schlafen – allerdings habe ich nie herausgefunden, wie sie hinaus- oder hereingelangen. Diese und tausend andere widerliche Dinge haben mich ernährt und bis zu diesem Augenblick am Leben erhalten. Diese Nahrung war nicht einmal ungesund, wie sich herausstellte – besser als der Haferschleim ...
    Und Wasser hatte ich ja genug!« Die Stimme klang wieder begeistert. »Ja, wirklich. Im tiefsten Gang des Verlieses liegt der uralte Brunnen der Festung. Jetzt ist es leicht brackig, aber nahrhaft. Da wohnen merkwürdige Fische drin, ohne Augen, die schießen einem durch die Finger«, – die Stimme verharrte träumerisch bei diesem Gedanken –, »die sind eine wirkliche Delikatesse!«
    Dann nahm der Alte wieder seinen bescheidenen, nüchternen Tonfall an. »Und daher, Fremder, kenne ich hier unten alle Gänge und Schlupfwinkel, ich kann winzige Lebewesen fangen und habe mich so an die Dunkelheit gewöhnt, daß ich deutlich sehen kann, wie du dir jetzt an den Hals faßt, weil dein Halsring scheuert – und so konnte ich in dieser elenden Welt hier unten überleben. Und vielleicht kann ich dir helfen, es auch zu tun.«
    »Und was ist mit den Ghuls, die angeblich hier unten hausen?« fragte Conan, immer noch mißtrauisch. »Kennst du die

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