Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige
sicher war, nichts Wichtiges mehr zu erfahren, beschloß er, den Mann den Fluten zu entreißen.
Er packte zu und hievte den Mann an Bord. Dann schüttelte er ihn wie einen nassen Hund. Als er ihn auf die Beine stellen wollte, gaben die Knie des Kapitäns nach. Der Cimmerier band seine Hände mit dem Gürtel auf dem Rücken zusammen.
»Du hast geschworen ...«, protestierte der Kapitän.
»Ich habe überhaupt nichts geschworen«, unterbrach ihn Conan barsch. »Du brauchst die Hände nicht, um Befehle zu erteilen, dazu reicht deine Zunge völlig aus. Und wenn du es an Achtung fehlen läßt, werfe ich dich über Bord. Dann erspare ich Mishrak Mühe und Zeit, von deinen Schandtaten zu erfahren.«
Der Kapitän wurde wieder blaß. Stumm wie ein Stein saß er da und blickte dem Cimmerier nach, als er wieder zum Bug ging.
Es dauerte eine Zeitlang, bis die Fähre endlich am anderen Ufer des Shimak sicher anlegen konnte. Der Kapitän brachte kaum noch ein Wort hervor. Der Bettler und sein Sklavenjunge schienen nur um die Sicherheit ihres Maultiers bemüht zu sein.
»Die Dämonen sollen euch holen!« fluchte Conan, als sie sich zum fünften Mal weigerten mitzuhelfen, die Fähre zu steuern. »Wäre es eine Hilfe für euer kostbares Tierchen, wenn es verdurstet oder in den Stromschnellen ersäuft?«
»Sobald wir sicher sind, daß es Lotus gutgeht, werden wir gern helfen«, antwortete der Bettler. »Bis dahin laß uns in Ruhe.«
»Bitte, Herrin«, flehte der Junge Illyana an. »Wenn Ihr zaubern könnt, dann heilt doch Lotus! Wir könnten nicht viel bezahlen, aber er würde uns schrecklich fehlen.«
Conan kämpfte gegen den Wunsch an, den Jungen zu verprügeln und das Maultier über Bord zu werfen. Doch Illyana lächelte den Jungen an.
»Mein Zauber kann Tieren nicht helfen«, sagte sie. »Aber meine Schwester ist mit Pferden aufgewachsen. Vielleicht kann sie dir helfen.«
Fluchend ging Conan weg, als Raihna sich niederkniete und den linken Hinterhuf des Maultiers in die Hände nahm.
Letztendlich verdankten sie ihre Rettung Massouf, dem Sklaven, der Illyana schon geholfen hatte. Conan hatte in dem prallen Beutel des Kapitäns die Schlüssel gefunden, mit denen er ihm die Ketten abnehmen konnte. (Der Cimmerier fand dort auch eine beträchtliche Summe Goldes, und seiner Meinung nach brauchte der Kapitän es nicht mehr.) Massouf brachte seine Kameraden dazu, ordnungsgemäß zu rudern. Conan verfügte zwar über die nötige Kraft, nicht aber das Wissen, die Fähre zu steuern. Dank Massoufs Anweisungen gelang es ihnen endlich, flußabwärts zu landen.
»Wir stehen abermals in deiner Schuld«, sagte Illyana zu Massouf, als sie in frischem Gewand hinter einem Felsen auftauchte. »Deine Freiheit hast du bereits. Was könnten wir noch für dich tun? Es fehlt uns nicht an Gold ...«
»Das würde ich nicht so laut verkünden, Herrin«, unterbrach sie Massouf. »Selbst Felsen können Ohren haben. Wenn Ihr aber ein wenig Gold übrig habt ...« Zum ersten Mal klang er nicht so selbstsicher, wie er erstaunlicherweise als Sklave gesprochen hatte.
»Also, wenn es möglich ist, dann geht mit dem Gold zum Haus Kimons in Gala und kauft die Sklavin Dessa frei. Da sie sehr schön ist, wird Kimon viel für sie verlangen. Aber wenn Ihr sie befreien könnt, werde ich Euer Sklave sein, wenn ich es auf andere Weise nicht vergelten kann.«
»Was bedeutet sie dir?« fragte Raihna.
»Wir waren verlobt, als ... als das geschah, was uns beide zu Sklaven machte. Man befahl, daß wir getrennt verkauft wurden und jeder als Geisel für den anderen dienen sollte. Sonst wären wir schon längst geflohen oder vereint gestorben.«
Conan hörte ein Echo seiner eigenen Gedanken als Sklave bei den Worten Massoufs. »Wieso hast du gerade jetzt dich deinem Herrn widersetzt? Wenn Dessa noch Sklavin ist ...«
»Wärst du getötet worden, Hauptmann, hätte ich dich nicht lange überlebt. Alle Sklaven wären als Meuterer gepfählt worden. So lautet das Gesetz. Ohne Druckmittel gegenüber Dessa hätte Kimon sie vielleicht nach Vendhya verkauft oder sie umgebracht.« Er hob den Kopf. »Ich hatte nichts zu verlieren, als ich dir half.«
»Mishrak hat uns nicht in die Welt geschickt, um Sklavenmädchen zu befreien«, erklärte Conan unwirsch.
»Er schickte euch aber auch nicht her, um euch von Sklaven retten zu lassen«, widersprach Massouf gelassen. »Doch das Schicksal fügte es so. Nimm es als ein Zeichen der Götter, Hauptmann.«
»Es sollte für dich
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