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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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verschiedene Zusammenschlüsse und Zweckehen zustande. Das Bankenzentrum wurde in den Norden verlegt. Das ist, in Kürze, die Geschichte, wie die Hacklhebers zu einem vornehmen Haus in Sanlúcar de Barrameda gekommen sind. Und vermutlich einem noch vornehmeren in Cadiz.«

    »Aber Lothar ist hier «, sagte Jack, »und das bedeutet...?«
    »Wahrscheinlich hat er die Absicht, die Silberschweine in Empfang zu nehmen, die wir morgen stehlen werden, und den Vizekönig mit etwas anderem zu bezahlen – vielleicht Gold, was für jemanden, der bald viel ausgeben will, günstiger wäre.«
    Nachdem sie ein paar Minuten in den tiefer gelegenen Vierteln herumgeschnüffelt hatten, Raufbolden ausgewichen waren und Angebote von Huren höflich abgelehnt hatten, entdeckten sie van Hoek und Jeronimo, die sich als ein holländischer Commerçant , der auf dem nächsten ausfahrenden Schiff nach Amerika Stoffe schmuggeln wollte (was illegal gewesen wäre, weil die Holländer Ketzer waren), und sein spanischer Konspirant, dem aus irgendeinem Grund vor kurzem die Zunge herausgeschnitten worden war, ausgaben. Sie saßen in einer Taverne und unterhielten sich mit einem zwielichtig wirkenden spanischen Edelmann, der seltsamerweise gut Holländisch sprach – ein Cargador metedoro , der protestantischen Exporteuren als katholischer Strohmann diente. Jack und Moseh gingen an dem Tisch vorbei, um sie wissen zu lassen, dass sie da waren, und behielten dann für den Fall, dass es Ärger gab, die Ausgänge der Taverne im Auge – was in Wirklichkeit nicht viel nützte, da sie immer noch unbewaffnet waren, aber wie gutes Benehmen erschien. Dort warteten sie eine Weile, während van Hoek mit dem Cargador sprach. Die Unterhaltung kam insofern sprunghaft voran, als der Spanier an zwei Kartenspielen auf einmal beteiligt zu sein und in beiden Geld zu verlieren schien. Jack erkannte sofort, dass er zu den Leuten gehörte, die, wenn es ans Spielen ging, den Verstand verloren, und er war versucht, mitzumachen und ihn ordentlich zu schröpfen, aber das hätte er jetzt doch unpassend gefunden.
    Nicht dass Jacks Handeln in der Vergangenheit je von Anstand bestimmt gewesen wäre. Aber erst jetzt kam ihm deutlich zu Bewusstsein, dass er auf seine einzige Gelegenheit zur Flucht verzichtet und damit sein Leben auf den Erfolg eines Plans gesetzt hatte: eines Plans, über den er noch vor einer Stunde im Stillen gespottet hatte, er sei unvorstellbar kompliziert und hänge davon ab, dass zu viele Menschen genau zur richtigen Zeit allerlei seltene Tugenden wie Klugheit und Tapferkeit an den Tag legten. Es war mit anderen Worten ein Plan, den nur verzweifelte Männer sich hatten ausdenken können, ein Plan, an dem man sich nur beteiligen konnte, wenn man keinerlei Alternativen hatte. Jack hatte nur deswegen bis hierher mitgemacht, weil er immer
gewusst hatte, dass er sich aus dem Staub machen konnte, bevor die schlimmsten Teile des Plans in die Tat umgesetzt wurden.
    Aber diese anderen hier waren nicht wie John Cole. 7 Moseh und van Hoek und die anderen waren eher aus dem Holz eines John Churchill 8 geschnitzt.
    Folglich spielte Jack nicht, sondern begnügte sich damit, einen Humpen Cerveza – das erste alkoholische Getränk, das seit ungefähr fünf Jahren über seine Lippen floss – zu trinken und einfach die Huren und Schankmädchen anzuschauen, die ersten weiblichen Menschen, die er (abgesehen von den fledermausartigen Phantomen in Algier) seit Eliza gesehen hatte. Und die Sicht auf sie war ihm von einer heransausenden Harpune versperrt worden.
    Mit einem Mal war van Hoek auf den Beinen, aber er lächelte. Wenig später waren die vier draußen auf einer Tavernenstraße, die am Sockel der Ufermauer entlangführte – und aussah, als hätten Matrosen über Hunderte von Jahren versucht, sie auszuhöhlen, indem sie mit ihrem Urin Tunnel durch den Stein gruben.
    »Die Vorkehrungen sind getroffen«, sagte van Hoek. »Er glaubt, dass meine Fracht morgen oder vielleicht übermorgen auf einer Jacht ankommt und dass sie es schrecklich eilig haben wird, über die Sandbank zu fahren und ihre Ladung zu löschen. Er sagt, dass Schiffe aus dem Norden das ständig machen und dass er die Soldaten bestechen kann, während der Nacht Signale abzufeuern.«
    Sie gingen unterhalb der Jungfrau von Buenos Aires vorbei, die sich als enttäuschend erwies: ein steinerner Fleck in einer Nische von der Größe eines Scheffels. Sie verließen die Stadt auf dieselbe Weise, wie sie sie betreten

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