Confusion
nachdem die Brigg sie passiert hatte, nahm die Galiot Fahrt auf, kam bald ab von dem größeren, langsameren Schiff und fing dann an, sich näher heranzuschieben, während beide Schiffe sich den Fluss hocharbeiteten. Sobald sie in Rufweite waren, stieg Mr. Foot mit einem feuerroten Seidenkaftan angetan auf das Achterdeck, hob einen glänzenden Messingtrichter an die Lippen und ließ einen ganzen Redeschwall vom Stapel. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass er ihn monatelang geprobt hatte. Sein Spanisch war so miserabel, dass Jeronimo (der nackt war und ruderte) gequält zusammenzucken und sich winden musste. Soweit Mr. Foots Worte überhaupt einen Sinn hatten, versuchte er, die Spanier auf der Brigg des Vizekönigs davon zu überzeugen, dass sie sich unbedingt für bestimmte prachtvolle Waren interessieren mussten, die er, Mr. Foot, der Besitzer und Kapitän dieser Galiot, vor kurzem aus dem Orient mitgebracht hatte – darunter vor allem Teppiche. Darauf ließ er einen Teppich wie ein Luggersegel hissen.
Auf dem Deck der Brigg vollzog sich nun eine Art Spaltung zwischen Arbeitern und Geschäftsführung: Die gemeinen Matrosen (zumindest die, die nicht an den Langrudern saßen) schienen die lächerliche Aufmachung der Galiot und das Schauspiel des unverständlich daherredenden Mr. Foot als willkommene Abwechslung zu betrachten. In dem Versuch, ihn zu provozieren, fingen sie an, ihm von verschiedenen Topps und Webeleinen aus grobe Unverschämtheiten zuzurufen. Die Offiziere dagegen fanden das erwartungsgemäß nicht amüsant und riefen Mr. Foot zu, er solle die gebührende Distanz wahren. Mr. Foot hielt sich nur die gewölbte Hand hinters Ohr, gab vor, nichts zu verstehen, und ließ an allen verfügbaren Spieren immer mehr und immer buntere Teppiche hissen. Bevor sie die Galiot beladen hatten, waren sie bei den am schlechtesten angesehenen Teppichhändlern von Algier gewesen und hatten deren älteste Ladenhüter fortgeschleppt.
Als nur noch wenige Strich die Ruderenden der Galiot von denen der Brigg trennten, zog der spanische Kapitän schließlich sein Entermesser und führte es ein Mal durch die Luft – für ein paar Bordschützen auf dem Vorderdeck das Zeichen, ihr Drehgeschütz quer über den Bug der Galiot abzufeuern, was den vordersten Rudersklaven eine willkommene Flusswasserdusche bescherte. Mr. Foot machte, während er bis fünf zählte, ein völlig verblüfftes Gesicht (das fiel ihm ja nicht schwer), wandte sich dann seinem Steuermann zu und fing an, heftig mit den Armen zu fuchteln – wodurch er, dank der untergehenden Sonne, die im Stoff seines Kaftans glänzte, wie ein Papagei mit gestutzten Flügeln aussah, der von einer Schlange rund um einen Korb gejagt wird. Unter dem Jubel und Applaus der Brigg-Besatzung fiel die Galiot ein Stück ab.
Den Blick von seiner Bank aus nach achtern gerichtet, sah Jack, wie van Hoek im Schutz des Achterdecks Skizzen von der Takelage der Brigg anfertigte. Die würden Jack später von Nutzen sein, denn von diesen Ereignissen hatte er mehr gehört als gesehen. Als sie nah an die Brigg herangefahren waren, hatte er in die Kieker von zwei spanischen Offizieren hinaufschauen können, die den Großmars erklommen hatten. Wenn die Verschwörertruppe nicht bereits gewusst hätte, dass die Brigg voll mit Schätzen war, hätte sie es vielleicht an dieser offen demonstrierten Wachsamkeit abgelesen. Für ihre Mühen bekamen die spanischen Offiziere nichts anderes zu sehen als ein paar Dutzend angekettete arme Teufel, eine sehr bescheidene Anzahl von Freien und
gar nichts an Waffen. Wichtiger noch, sie konnten einen langen, ausgiebigen Blick auf die Galiot werfen, genug, um sie sich so einzuprägen, dass sie sie sofort wiedererkennen würden, wenn sie noch einmal auf sie stießen.
Ein paar Arme fuchtelten aufgeregt in der Luft herum – genug um den Kapitän der Brigg davon zu überzeugen, dass diese schwimmenden Teppichhändler eine Heidenangst bekommen hatten -, dann fing die große Trommel an, ein flottes Tempo vorzugeben, und die Sklaven machten sich ans Werk. Die Galiot ließ die Brigg hinter sich und schnellte flussaufwärts dahin. Nach ungefähr einer Stunde verstummte die Trommel und die Galiot warf erneut den Anker, diesmal an einer Stelle etwas oberhalb von Bonanza, wo der Fluss sich durch brackiges Sumpfland wälzte. Jack wurde sofort von seinen Eisen befreit und kletterte bis zur Hälfte des Großmastes, von wo aus er den Fluss hinter ihnen überblicken und die
Weitere Kostenlose Bücher