Confusion
hatten, nämlich durch die ein oder andere List und kleine Bestechungen. Eine Stunde später waren sie in Bonanza und markierten, indem sie Kerben in Baumstämme schlugen, einen Pfad von dem Landstreicherlager zu den landeinwärts gelegenen Toren der Villa des Vizekönigs. Als sie zu der Galiot zurückkehrten, fingen am Himmel über Spanien die blassesten Sterne gerade an, sich aufzulösen. Die Korsaren und die anderen Mitglieder der Verschwörertruppe
waren ganz aus dem Häuschen, dass sie tatsächlich zurückgekommen waren; dann aufgeregt, weil es mit dem Plan wirklich vorwärtsging; dann niedergeschlagen und besorgt. Sie versuchten alle, ein wenig zu schlafen, was den meisten jedoch nicht gelang.
Am Vormittag begann van Hoek, kleine Schwaden von Pfeifenrauch auszustoßen, die durch heiße Sonnenstrahlen hindurch nach oben wirbelten und anfingen, flussaufwärts zu ziehen – Anzeichen einer Brise, die zu schwach war, als dass Jack sie auf seiner Haut gespürt hätte. Das gefiel allen (denn es deutete darauf hin, dass die Brigg heute von Cadiz heraufsegeln konnte), außer van Hoek (der es als Zeichen für einen möglichen Wetterwechsel betrachtete). Der Holländer ging den ganzen Tag auf der mittleren Laufbrücke der Galiot hin und her, genau wie ein Sklaventreiber, nur dass er, statt mit einer Peitsche zu knallen, die ganze Zeit nervös an seiner Pfeife herumfingerte und scheel gen Himmel blickte. Es hatte keinen Sinn, fand Jack, so viel verbissene Aufmerksamkeit auf ein Wetter zu verwenden, das sich eigentlich nicht änderte. Als er dann an van Hoek vorbeihuschte, kam er ihm so nahe, dass er ein paar seiner Worte aufschnappte und verstand, dass der Holländer nicht die Elemente verfluchte, sondern betete. Und er betete nicht für den Erfolg des Plans, sondern für seine unsterbliche Seele. Van Hoek hatte jahrelang als Sklave gerudert, weil er sich weigerte, Türke zu werden. Die Verschwörertruppe hatte es geschafft, ihn im Laufe langer Diskussionen auf dem Dach des Banyolar davon zu überzeugen, dass der Plan im Grunde nicht mit Piraterie gleichzusetzen war, weil erstens einmal die Silberschweine des Vizekönigs Konterbande waren und der Vizekönig selbst eine Art Landratten-Korsar darstellte. Schließlich hatte van Hoek ihre Argumente akzeptiert – oder behauptet, es zu tun. Heute schien ihn jedoch die Angst vor dem Höllenfeuer gepackt zu haben.
Inzwischen waren unter dem Achterdeck und auf den Teilen des Ruderdecks, die unter Segeln verborgen werden konnten, Vorbereitungen im Gange. Die gemeinen Sklaven wurden ermuntert zu essen, zu trinken und sich auszuruhen. Mitglieder der Verschwörertruppe waren hauptsächlich damit beschäftigt, sonderbare Gegenstände auszupacken und herzurichten. In den Wanten darüber schmückten Korsaren die Masten und Rahen mit einer schreiend bunten Anordnung von Bannern und Wimpeln.
Die einzige Unterbrechung bei dieser Arbeit gab es mitten am Nachmittag,
als die Brigg des Vizekönigs – unter ihrem eigenen prachtvollen Bannerschmuck – die Küste heraufkam. Zuerst waren Moseh und noch ein paar andere der Verschwörer fast außer sich vor Sorge, sie würde den Palast des Vizekönigs lange vor Anbruch der Dunkelheit erreichen, und der Schatz würde noch am Nachmittag vor ihren Augen ausgeladen. Doch nachdem sie einen Salutschuss abgegeben hatte, der von mehreren Kanonen auf den Stadtmauern beantwortet wurde, machte sie vor der berüchtigten Barra halt, schickte ein Langboot aus, um Lotungen vorzunehmen, und wartete dann ein oder zwei Stunden lang den richtigen Zeitpunkt ab, während die Flut noch ein bisschen steigen konnte. Dann setzte sie noch mehr Segel und fuhr auf dieser Flutwelle in den Fluss. Van Hoek lag flach auf dem Ruderdeck, steckte seinen Kieker durch eine Ruderdolle und starrte die Brigg mit der stummen Intensität einer sich anschleichenden Katze an.
Flussaufwärts kam sie nicht schneller voran. Als sie in die Mündung einfuhr, erschlafften ihre Segel. Nachdem sie sich eine Weile träge fortbewegt hatte, wurden alle Segel gestrichen. Durch Luken in einem Unterdeck tasteten sich Langruder heraus. Die Besatzung der Brigg legte sich in die Riemen, und so kroch sie, im Wirbel von Flussströmung und Flut gierend und schwankend, auf Bonanza zu.
Das gab dem Raïs , Nasr al-Ghuráb, mehr als genug Zeit, die Anker der Galiot zu lichten – eine anstrengende Aufgabe, bei der acht Sklaven das Spill drehen mussten, während freie Matrosen die Kette hoben. Nicht lange
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