Confusion
verbrannten Schulterbraten meiner lieben Mutter und würde gern ein Bad nehmen.«
»Ich glaube, das wäre ein guter Zeitpunkt«, sagte van Hoek.
»Bitte versteht mich nicht falsch«, sagte Mr. Foot, »aber ich sage euch noch einmal ›Fahrt wohl!‹, und Dappa ebenso.«
»Diesmal werde ich es annehmen, wie jeden anderen Segenswunsch, der mir gilt«, erwiderte Jack.
»Wir werden Euch an Deck dieser Brigg wiedersehen – oder gar nicht«, sagte Dappa. Dann sprangen er und Jack hinunter in den Fluss.
Wäre Jack bei klarem Verstand gewesen und hätte er gewusst, dass er eines Tages in einen Plan wie diesen verwickelt werden würde, hätte er seinen Ruderkumpanen nie verraten, dass er als Schlammlerche in East London aufgewachsen und infolgedessen sehr erfahren darin war, in Flussmündungen, zwischen ankernden Schiffen, in der Dunkelheit und mit einem Messer zwischen den Zähnen zu schwimmen. Aber seitdem war viel Wasser die Themse hinuntergeflossen. Während andere Mitglieder der Verschwörertruppe in den letzten Monaten den Plan verfeinert oder andere dafür notwendige Dinge geübt hatten, hatte Jack seine alten Fertigkeiten wieder aufgefrischt und sie an Dappa weitergegeben. Der Afrikaner war nie ein Schwimmer gewesen, und zwar aus dem einfachen Grund, dass in seinem Teil der Welt die Flüsse voller Krokodile und Nilpferde waren. Das Leben hatte ihn jedoch Anpassungsfähigkeit gelehrt – oder wie Dappa selbst es formuliert hatte: »Ich weiß, dass es Schlimmeres gibt, als nass zu sein, machen wir also weiter damit.«
Er und Jack schwammen jetzt den Guadalquivir hinunter und schoben ein dickes Fass vor sich her, das geteert und mit einer langen Eisenkette beladen worden war, so dass es nur eine Handbreit über die Wasseroberfläche hinausragte. Ein rundes Stück Rinderhaut war wie
ein Trommelfell darübergespannt, um zu verhindern, dass Wasser hineinlief und es vollends versenkte. Unterdessen fuhr die Galiot im Kampf gegen die Strömung rückwärts und fing an, sich zu drehen, so dass ihr Bug flussaufwärts zeigte. Aus Jacks und Dappas Perspektive wurde sie jedoch, schon bevor sie dieses Manöver zur Hälfte durchgeführt hatte, von der Dunkelheit verschluckt.
Sie schwammen weiter, paddelten dabei wie Hunde, um den Kopf über Wasser zu halten, und griffen immer wieder mit einer Hand nach dem Fass, das, wie sie, vom Fluss aufs Meer zugetrieben wurde. Sollte das Fass undicht sein und allmählich sinken, wollten sie das lieber früher als später wissen, denn es war mit zwei kurzen Stricken an ihrer beider Handgelenk gebunden. Die einzige Möglichkeit, ihre Position zu bestimmen, bestand darin, zu den Lichtern von Bonanza hinaufzuschauen, wo Spanier, die durch Amerika reich geworden waren, sich gerade zum Abendessen setzten. Jack konnte inzwischen erkennen, welche Fenster zur Villa des Vizekönigs gehörten. Heute Abend flackerte dort jede verfügbare Kerze, um die Rückkehr des Hausherrn zu feiern. Doch Jack stellte mit Befriedigung fest, dass die Villa jetzt auf der landeinwärts gelegenen Seite von einer kleinen Landstreicherarmee belagert wurde.
Fast hätten sie die Brigg verpasst. In letzter Minute mussten sie mit aller Kraft quer zur Strömung schwimmen, um nicht an ihr vorbeigetrieben zu werden. Zusammen mit dem Ebbstrom trug der große Fluss sie viel schneller vorwärts, als sie erwartet hatten. Jack und Dappa trafen mit solcher Wucht auf die Backbord-Ankertrosse der Brigg, dass die Reibung längliche Verbrennungswunden an ihren Körpern hinterließ. Das Fass wackelte noch ein paar Yard weiter flussabwärts und erreichte, kurz bevor es dumpf auf den Vordersteven der Brigg aufgeschlagen wäre, die Enden der beiden Haltestricke. Sein Schwung riss Jack und Dappa fast von der Ankertrosse los, an der sie wie zwei Schnecken klebten.
Jack umklammerte ein paar Minuten lang die straff gespannte Trosse und atmete einfach nur mit geschlossenen Augen, bis Dappa die Geduld verlor und ihn stupste. Da ließ Jack los und schwamm, so kräftig er konnte, gegen den Strom, schob sich bei jedem Zug aber auch ein paar Zoll seitwärts, bis er schließlich die gegenüberliegende Ankertrosse erreichte. Die hing etwa drei Faden von der entfernt, an der Dappa sich inzwischen mit einem Seil um die Taille festgebunden hatte, schräg im Wasser. Jack tat dasselbe an seiner Trosse und bekam
so die Hände frei. Er konnte überhaupt nichts sehen, vermutete aber, dass Dappa bereits alles für ihn Notwendige aus dem Fass genommen hatte. Und
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