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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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überall wiedererkennen«, verkündete er. »Der Investor ist höchstpersönlich hier.«
    »Er muss über Marseille gekommen sein«, bemerkte van Hoek.
    »Mir war doch so, als hätte ich schlecht gewordenen Fisch gerochen«, sagte Jack.
    Auch ihre Galiot wurde sofort bemerkt und identifiziert. Innerhalb weniger Minuten war von der Météore ein Langboot mit einem halben Dutzend Matrosen an den Riemen und einem französischen Offizier ausgeschickt worden. Dieser Bursche kletterte an Bord der Galiot und nahm eine kurze Inspektion vor – genug, um sich zu vergewissern, dass die Mannschaft friedlich und das Schiff seetüchtig war. Er überreichte dem Raïs einen versiegelten Brief und zog von dannen.
    »Ich frage mich, warum er uns nicht einfach mitnimmt «, murmelte Jewgeni, der an die Wanten gelehnt dastand und all diese Kriegsschiffe anstarrte.
    »Aus demselben Grund, aus dem der Pascha das nicht getan hat, als wir im Hafen von Algier waren«, sagte Moseh.

    »Die Interessen des Herzogs in jener Korsarenstadt sind immens«, fügte Jack hinzu. »Er wird nicht wagen, es sich mit dem Pascha zu verderben, indem er gegen die Bedingungen des Plans verstößt.«
    »Ich hätte eine sorgfältigere Inspektion erwartet«, sagte Mr. Foot, die Arme über seinem Kaftan gekreuzt, als wäre ihm plötzlich kalt, und den Blick voller Unbehagen auf eine Goldkiste gerichtet.
    »Er weiß, dass wir etwas aus der Brigg des Vizekönigs mitgenommen haben – und dass es so wertvoll war, dass wir unser Leben riskiert haben, indem wir uns mehrere Stunden lang vor Sanlúcar de Barrameda aufhielten und es auf die Galiot verfrachteten. Hätten wir nichts gefunden, wären wir augenblicklich davongesegelt«, erklärte Jack. »Und das ist so gut wie eine Inspektion.«
    »Aber weiß er, was es ist?«, fragte Mr. Foot. Sie befanden sich in Hörweite ihrer Rumpfmannschaft von Rudersklaven, weshalb er eine indirekte Art zu sprechen wählte.
    »Dazu hatte er gar keine Möglichkeit«, antwortete Jack. »Die einzige Nachricht, die er von diesem Schiff bekommen hat, war ein Hornsignal, ein vorher abgesprochenes Zeichen, und ich glaube nicht, dass sie über ein Zeichen mit der Bedeutung dreizehn verfügten.« Dreizehn war eine Art Code und bedeutete zwölf oder dreizehn Mal so viel Geld, wie wir erwartet hatten .
    »Wir wissen aber, dass der Pascha von Algier auf schnelleren Booten als unserem an alle Hafenmeister der Levante eine Botschaft mit der Bitte geschickt hat, uns die Einfahrt in ihre Häfen zu verweigern.«
    »An alle außer einem «, verbesserte ihn Jewgeni.
    »Könnte er nicht eine Botschaft hierher nach Malta geschickt haben, in der von der Dreizehn die Rede ist?«
    Jetzt kam Dappa vorbeigeschlendert. »Die interessanteste Frage stellt ihr gar nicht, nämlich die, ob der Pascha Bescheid weiß!«
    Mr. Foot schien entrüstet, Jewgeni dagegen zutiefst beeindruckt. »Das nehme ich doch an!«, sagte Mr. Foot.
    Dappa erwiderte: »Aber ist euch aufgefallen, dass der Raïs jedes Mal, wenn er mit jemandem verhandelte, der nichts von der Dreizehn weiß, alles dafür tat, dass ich anwesend war?«
    »Du, der als Einziger von uns Türkisch versteht«, bemerkte Jewgeni.
    Jack: »Meinst du, al-Ghuráb hat die Sache mit der Dreizehn geheim gehalten?«
    Jewgeni: »Oder möchte, dass wir denken , er habe es getan.«
    Dappa: »Ich würde sagen – wissen , dass er es getan hat.«

    Mr. Foot: »Was für einen Grund könnte er denn dafür haben?«
    Dappa: »Als Jeronimo seine Blutsbrüder-Rede hielt und ihr anderen alle die Augen verdrehtet, habe ich zufällig einen Blick auf Nasr al-Ghuráb geworfen und gesehen, dass er die Tränen zurückhielt.«
    Mr. Foot: »Donnerwetter, das ist ja hochinteressant !«
    Jack: »Für den Caballero – jeder Zoll ein Edelmann – war es nicht leicht zuzugeben, was wir Übrigen instinktiv schon lange wussten, nämlich dass wir hier, inmitten des schäbigen, verkommenen Abschaums der Menschheit, unseren natürlichen und rechtmäßigen Platz gefunden haben. Vielleicht war der Raïs nur berührt von der furchtbar ergreifenden Atmosphäre dieser Szene.«
    Dappa: »Der Raïs ist ein Barbarei-Korsar. Seinesgleichen versklavt spanische Edelleute zum Spaß. Ich glaube, er hat vor, mit uns gemeinsame Sache zu machen.«
    Mr. Foot: »Warum hat er es uns nicht gesagt?«
    Dappa: »Vielleicht hat er ja, und wir haben nicht zugehört.«
    Jewgeni: »Wenn das sein Plan ist, hängt alles davon ab, was hier in Malta passiert. Vielleicht wartet er

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