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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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noch, bevor er sich erklärt.«
    Jack: »Dann dreht sich jetzt alles um diesen Brief, den der Franzose gebracht hat – und wo wir schon dabei sind, ich glaube, wir verzögern gerade die Zeremonie.«
    Nasr al-Ghuráb hatte sich mit den übrigen Verschwörern, die ungeduldig zu ihnen herübersahen, in den Schutz des Achterdecks zurückgezogen. Nachdem Jack und die anderen sich dazugesellt hatten, reichte der Raïs den Brief herum, so dass alle den roten Wachsfleck, mit dem er versiegelt war, in Augenschein nehmen konnten. Jack befand ihn für unversehrt. Er hatte fast damit gerechnet, das Wappen des Duc d’Arcachon auf dem Siegel zu sehen, doch das hier waren irgendwelche Flotteninsignien. »Ich kann nicht lesen«, sagte Jack.
    Als der Brief wieder bei dem Raïs angekommen war, erbrach er das Siegel und entfaltete den Brief. »Das sind ja lateinische Buchstaben«, beschwerte er sich und reichte ihn weiter an Moseh, der sagte: »Das ist Französisch.« Der Brief ging weiter an Vrej Esphahnian, der sagte: »Das ist kein Französisch, sondern Latein«, und ihn Gabriel Goto gab, der ihn übersetzte – wobei Jeronimo ihm über die Schulter sah und je nachdem, was Gabriel sagte, den Kopf nach rechts oder links neigte, das Gesicht verzog oder nickte.
    »Der Brief beginnt mit der Beschreibung großer Verzweiflung in den Häusern des Vizekönigs und der Hacklhebers am Tag nach unserem
Abenteuer«, sagte der Jesuit in seinem Sabir mit dem eigenartigen Akzent, wurde aber von Jeronimo fast übertönt, der wegen etwas, was Gabriel beschönigt hatte, in ein raues Lachen ausbrach. Gabriel wartete, bis Jeronimo sich beruhigt hatte, und fuhr fort: »Er sagt, seine Freundschaft mit uns sei stark, und wir sollten uns nicht davon beunruhigen lassen, dass es derzeit in jedem Hafen der Christenheit von Spionen und Mördern wimmele, die darauf aus seien, die gewaltige, von Lothar von Hacklheber auf unsere Köpfe ausgesetzte Prämie zu kassieren.«
    Was mehrere von ihnen dazu veranlasste, nervöse Blicke auf das Hafenviertel von Valletta zu werfen und zu ermessen, ob sie sich wohl in Musketen- oder gar Kanonenreichweite befanden.
    »Er versucht, uns Angst zu machen«, schnaubte Jewgeni verächtlich.
    »Das ist nur eine Formalie«, warf Jack ein, »eine – wie heißt das doch gleich...?«
    »Begrüßungsformel«, ergänzte Moseh.
    Gabriel fuhr fort: »Er sagt, mithilfe eines schnelleren Bootes habe er vom Pascha eine Nachricht des Inhalts erhalten, dass alles genau nach Plan gelaufen sei.«
    » Genau?!«, wiederholte Moseh, leicht verunsichert, und betrachtete forschend al-Ghurábs Gesicht. Der Raïs zuckte kaum merklich die Achseln und erwiderte gelassen seinen Blick.
    »Folglich sieht er auch keinen Grund, jetzt von dem Plan abzuweichen. Wie vereinbart wird er uns vier Dutzend Rudersklaven leihen, damit wir auf der Fahrt nach Alexandria mit der Flotte mithalten können. Proviant wird in ein paar Stunden auf einem kleinen Boot herausgebracht. In der Zwischenzeit wird die Jacht ein Langboot zu uns schicken, um den Raïs und den hochrangigen Janitscharen abzuholen – sie werden die Rudersklaven aussuchen.«
    Jetzt fingen alle gleichzeitig an zu reden. Es dauerte eine ganze Weile, bis ihre verschiedenen Gespräche zu einem einzigen konzentriert werden konnten. Moseh schaffte es, indem er die neue Trommel schlug, was sie alle verstummen ließ; sie waren darauf gedrillt worden, ihr Beachtung zu schenken, und sie erinnerte sie einmal mehr daran, dass sie in den Büchern des Hoca el-pencik bei der Finanzbehörde von Algier immer noch als Sklaven registriert waren.
    Moseh: »Falls der Investor bis Kairo nichts von der Dreizehn erfährt, wird er wissen wollen, warum wir ihm nicht unverzüglich davon erzählt haben!« (Dabei erntete der Raïs einen vorwurfsvollen Blick.)
»Ihm wird klar sein, dass wir ihn täuschen wollten und später die Nerven verloren haben.«
    Van Hoek: »Kann uns nicht gleichgültig sein, was der Bastard von uns denkt? Es ist ja nicht so, als hätten wir vor, in Zukunft Geschäfte mit ihm zu machen.«
    Vrej: »Das ist zu kurz gedacht. Frankreichs Macht in Ägypten, vor allem in Alexandria, ist sehr groß. Er kann dafür sorgen, dass es dort schlecht für uns läuft.«
    Jack: »Wer sagt denn, dass er überhaupt je etwas über die Dreizehn erfährt?«
    Jeronimo lachte gezwungen heiter. »Da fängt es schon an!«
    Moseh: »Jack, er erwartet seine Bezahlung in Silberschweinen. Wir haben aber keine!«
    Jack: »Warum sollen wir

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