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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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befanden, der des Französischen mächtig war. Rechts von Jack kam dann noch Dappa hinzu, um Parität herzustellen: Jetzt standen sie sich drei zu drei gegenüber.
    Die Franzosen, die das Heft in der Hand halten wollten, ritten das ganze Stück bis zur Mitte der Gasse vor. Auch Jack schlenderte weiter,
bis er dem Herzog unangenehm nahe kam. Schließlich zügelte der Herzog seinen Schimmel und hob zum Zeichen für alle, dass sie anhalten sollten, die Hand. De Jonzac und der andere Chevalier blieben auf der Stelle stehen, die Nasen ihrer Pferde auf einer Höhe mit dem Sattel des Herzogs. Jack dagegen trat noch einen Schritt vor und dann noch einen, bis de Jonzac sich vorbeugte und aus einem Halfter am Sattel eine Pistole halb herauszog, während der andere Adjutant sein Pferd antrieb, um Jack den Weg zu versperren.
    Es war deutlich zu hören, dass hinter dem Herzog und seinen Männern eine beachtliche Anzahl von französischen Soldaten und Janitscharen in die Karawanserei eindrangen, und schon bald sah Jack die ersten Musketenläufe in Fenstern der obersten Stockwerke glänzen. Ebenso hatten Männer aus Nyazis Clan zu beiden Seiten der Gasse hinter Jack Position bezogen, und der brennende Zunder ihrer Luntenschlösser glühte, Dämonenaugen gleich, in dunklen Torbögen. Jack blieb stehen, wo er war: vielleicht acht Fuß von dem glatten Maul des herzoglichen Pferdes entfernt. Er wählte allerdings eine Stelle, wo ihm der Blick auf das Gesicht des Herzogs durch den Adjutanten versperrt war, der sich vor ihn gestellt hatte. Der Herzog sagte halblaut etwas, woraufhin dieser Mann sein Pferd rückwärts den Weg freimachen ließ und sich wieder an die vorherige Position begab, um seinem Herrn die rechte Flanke freizuhalten.
    »Ich verstehe Euren Plan«, sagte der Herzog und verzichtete auf jegliche Formalitäten – was vermutlich eine Art Beleidigung sein sollte. »Er ist in hohem Maße selbstmörderisch.«
    Jack gab vor, nichts zu verstehen, bis Monsieur Arlanc es ihm ins Sabir übersetzt hatte.
    »Wir mussten ihn so erscheinen lassen«, antwortete Jack, »sonst hättet Ihr Angst gehabt herzukommen.«
    Der Herzog lächelte, als hätte jemand bei einer Abendgesellschaft einen trockenen Witz gemacht. »Nun gut – es ist also wie bei einem Tanz oder einem Duell, bei denen man mit formalen Schritten beginnt: Ich versuche, Euch Angst einzujagen, Ihr versucht, mich zu beeindrucken. Jetzt kommt die nächste Runde. Zeigt mir L’Emmerdeur !«
    »Er ist ganz in der Nähe«, sagte Jack. »Erst müssen wir größere Angelegenheiten regeln – das Gold.«
    »Ich bin ein Mann von Ehre, kein Sklave, und deshalb bedeutet Gold mir nichts. Wenn Ihr aber so besorgt darum seid, sagt mir, was Ihr vorschlagt.«

    »Erstens, schickt Eure Juweliere fort – hier gibt es keine Juwelen und kein Silber. Nur Gold.«
    »Ist schon geschehen.«
    »Diese Karawanserei ist groß, wie Ihr gesehen habt, und zurzeit voll mit Heu. Die Goldbarren sind unter den Heuhaufen versteckt. Wir wissen, wo sie sind. Ihr nicht. Sobald Ihr uns die Dokumente ausgehändigt habt, die uns zu freien Männern erklären, und uns mit unserem Anteil des Geldes – in Form von Piastern – in der Tasche auf die Straße oder einen Fluss gesetzt habt, werden wir Euch sagen, wo Ihr das Gold findet.«
    »Das kann nicht Euer ganzer Plan sein«, entgegnete der Herzog. »Hier ist nicht so viel Heu, dass wir Euch nicht einfach verhaften und es dann in aller Ruhe durchsuchen könnten.«
    »Während wir durch den Stall gingen und das Gold versteckten, haben wir ziemlich viel Lampenöl auf dem Boden vergossen und sicherheitshalber ein paar Pulverfässchen unter Heuhaufen begraben«, sagte Jack.
    Pierre de Jonzac brüllte einem rangniedrigeren Offizier hinten im Stall einen Befehl zu.
    »Ihr droht also, die Karawanserei anzuzünden«, sagte der Herzog, so als müsste alles, was von Jack kam, in Kindersprache übersetzt werden.
    »Das Gold wird schmelzen und in die Gosse fließen. Einen Teil davon werdet Ihr bergen, aber Ihr werdet mehr verlieren, als Ihr verlieren würdet, wenn Ihr uns einfach unseren Anteil auszahltet und uns zu freien Menschen machtet.«
    Ein Offizier kam zu Fuß aus dem Stall und flüsterte de Jonzac etwas zu, was der dem Herzog weitergab.
    »Nun gut«, sagte der Herzog.
    »Wie bitte?«
    »Meine Männer haben die Lampenölpfützen gefunden, Eure Geschichte scheint zu stimmen, Euer Vorschlag ist angenommen«, sagte der Herzog. Er wandte sich um und nickte seinem anderen

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