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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Stallungen im Erdgeschoss der Karawanserei hatten hohe Decken, so dass Männer, ohne sich zu ducken oder ihre Turbane zu lüften, auf ihren Kamelen hineinreiten konnten, und genau das tat Nyazis Clan. In dieser Nacht kam auch Nasr al-Ghurab mit seinem Trupp und mit Dappa und Vrej, die sie seit Rosetta nicht gesehen hatten, zurück.
    »Die Verzweigungen und Windungen des Nils sind ja wirklich ebenso unfassbar wie die Straßen von Kairo«, sagte Dappa und zwinkerte vor Staunen mit den Augen, »aber Vrej hat, nicht einmal fünf Minuten zu Fuß von hier entfernt, einen armenischen Kaffeehändler aufgetrieben, der alles über den Weg nach Mocha wusste. Man fährt flussabwärts bis zu der großen Gabelung und nimmt den Damietta-Arm, und nach ein paar Meilen liegt rechter Hand ein Dorf, wo ein Wasserlauf gen Osten abzweigt. Der führt bis zum Roten Meer.«
    »Der muss aber vielbefahren sein!«, rief Moseh aus.
    »Er wird von den Vorstehern der Dörfer, durch die er fließt, und den türkischen Beamten eifersüchtig bewacht«, räumte Dappa ein.
    »Und aus ebendiesem Grund«, nahm Vrej den Faden auf, »haben andere Ägypter in den umliegenden Bezirken sich mit Hacken und Schaufeln ans Werk gemacht und Abkürzungen gegraben, die die größeren Dörfer und Mautstationen umgehen. Die wirken, wenn sie überhaupt sichtbar sind, wie stagnierende Altarme oder mit Schilf verstopfte Abwassergräben; und du kannst sicher sein, dass sie von den Bauern, die sie gegraben haben, mit demselben Eifer bewacht werden wie der Hauptlauf. Wir werden also nicht bis zum Roten Meer durchkommen, ohne zahllose Bauern mit Bakschisch zu schmieren – die Ausgaben dafür werden horrend sein, fürchte ich.«
    »Aber wir haben doch eine Schiffsladung voll Gold«, sagte Jewgeni.
    »Und wir werden um unser Leben rennen«, fügte Jack hinzu, »was das Geldausgeben immer etwas weniger schmerzlich macht.«
    »Und diese Bauern werden das alles vor ihren türkischen Oberherren genauso streng geheim halten wollen wie wir«, sagte Jeronimo voraus.
    »Nicht ganz so streng«, wandte Moseh ein, »aber streng genug.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Surendranath, der hinduistische Galeerensklave, der beschlossen hatte, sich ihnen auf Gedeih und Verderb anzuschließen. »Mit der Darstellung eurer Bazve habt ihr äußerste Klugheit bewiesen.«
    »Das reicht! Wir alle hier sind Männer des Buchs und brauchen dein götzendienerisches Gefasel nicht«, sagte Jeronimo.
    »Immer mit der Ruhe, Caballero«, sagte Jack, »ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass die indischen Bücher viel Interessantes enthalten. Was kannst du uns sonst noch über diese Bazve erzählen, Surendranath?«
    »Englische Kaufleute in Surat haben mir davon erzählt«, antwortete der verwirrte Surendranath. »Das Wort bedeutet ›Beste Alternative zum Verhandlungsergebnis‹.«
    Darauf folgte eine kurze Unterbrechung, in der diese Bedeutung in verschiedene Sprachen übersetzt wurde.
    Moseh sagte: »Ob auf Englisch oder auf Hindu, in jedem Fall liegt Weisheit darin. Unser Freund hier, als Banyan geboren und aufgewachsen, hat verstanden, dass die Flucht über die überschwemmten Felder und durch die Wadis zum Roten Meer ein Alternativplan ist – eine Möglichkeit und sonst nichts.« Während Moseh das sagte, blickte er ganz bewusst denjenigen Mitgliedern der Verschwörertruppe in die Augen, die ihm am impulsivsten erschienen, den Anfang und das Ende machte jedoch Jack. Moseh schloss: »Eine Bazve zu haben ist gut und weise, wie Surendranath ausgeführt hat. Aber das Verhandlungsergebnis ist viel besser als diese beste Alternative .«
    »Moseh, du hast jahrelang neben mir gesessen und all meine Geschichten gehört, und daher weißt du, dass es auf der Welt nur eins gibt, was ich liebe, trotz diesem hier«, sagte Jack und zog den losen Ärmel seines Gewands hoch, um zu zeigen, wo die Harpune in seinen Arm eingedrungen war. »Du solltest keinen Zweifel daran hegen, dass ich morgen lieber auf einem Schiff Richtung Christenheit fahren möchte, als in Richtung Rotes Meer um mein Leben zu rennen, wie vor Zeiten ein paar unglückliche Hebräer. Aber wie diese Hebräer werde ich dann kein Sklave mehr sein.«
    » Darin sind wir alle mit dir einig«, sagte Dappa.

    »Und da ich ausgewählt wurde, um die Verschwörertruppe bei unserer letzten Verhandlung mit dem Investor zu vertreten, muss ich euch alle um eines bitten. Ich bin ein Vagabund und war noch nie ein Freund von bombastischen Schwüren und großem Geschwafel

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