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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Einschiffung nach Belfast und wurde mir an Bord von einem Kaplan vorgelesen. Es ist gut, dass ich in Den Haag Eure Bekanntschaft machen und mir ein Urteil über Euch bilden konnte, denn sonst hätte ich Euer Schreiben als müßiges Weibergeschwätz abgetan. Eure Ausdrucksweise ist sehr viel gewählter als die Reden, die man an Bord eines Truppentransporters zu hören
gewohnt ist. Sämtliche Burschen, die sie zufällig mithörten, waren vollkommen baff darüber, dass solch hübsche Wendungen an einen wie mich gerichtet waren. Ich gelte mittlerweile als fähiger Kopf und als Mensch mit vielen Beziehungen zu hochgestellten und mächtigen Personen.
    Nachdem ich mir bestimmte Wendungen zum dritten und vierten Mal angehört hatte, reimte ich mir zusammen, dass Ihr mit einem französischen Grafen namens d’Avaux aneinandergeraten wart, der sich gewisse Kenntnisse über Euch verschafft hatte, durch die er Euch in die Hand bekam. Die Revolution in London hatte zur Folge, dass dieser d’Avaux überstürzt nach Frankreich zurückgerufen wurde. Später expedierte man den unglücklichen Grafen nach Brest, dem entlegensten Hafen Frankreichs, und schaffte ihn an Bord eines Schiffes, und zwar in Gesellschaft keines Geringeren als Mr. James Stuart, ehedem bekannt als James II., von Gottes Gnaden König von England etc.
    Ab ging es in die weltläufige Metropole Bantry in Irland. Später erfuhrt Ihr, dass die beiden eine Armee aus Franzosen, irischen Katholiken und Jakobiten (wie wir James’ Anhänger in Merry England mittlerweile nennen) aufgestellt und sich in Dublin etabliert hatten.
    Ihr seid zu höflich, my Lady, um jemals freiheraus zu sagen, was Ihr meint, und so war und ist mir immer noch unklar, was genau Ihr mit Eurem Brief sagen wollt. Da ich mich seinerzeit in London aufhielt und Euer Brief dorthin gerichtet war, könnt Ihr nicht gewusst haben, dass man ihn mir auf der Überfahrt nach Irland vorlesen würde. Vielleicht seid Ihr aber auch so klug und wohlinformiert, dass Ihr das vorausgesehen habt. Es handelt sich doch wohl nicht um ein Hilfeersuchen? Denn wie könnte ich Euch in einer solchen Angelegenheit Hilfe leisten?
    Bruder Jack hat mit einem stämmigen irischen Frauenzimmer namens Mary Dolores Partry zwei Söhne gezeugt – muss er Euch erzählt haben. Sie ist gestorben. Die Knaben sind von der Verwandtschaft ihrer verstorbenen Mutter großgezogen worden. Ich habe mich bemüht, sie kennen zu lernen und sie nach Kräften zu unterstützen – etwa, indem ich einige ihrer Onkel und Vettern als Rekruten für unser Regiment angeworben habe. Mein Leben als Soldat hat mich fürwahr zu einem armseligen Onkel gemacht. Aber die Knaben, welche die Schwäche ihres Vaters für Anwandlungen
von Eigensinn geerbt haben und obendrein von Iren großgezogen worden sind, scheinen mich umso mehr zu achten, je mehr ich sie vernachlässige.
    Im vergangenen Jahr fasste Jim Stuart, damals König, ein böswilliges Misstrauen gegen seine eigenen englischen Regimenter und bot mehrere irische Regimenter auf, um unsere Revolution niederzuschlagen (die er als Erhebung bezeichnete). Gewöhnliche Engländer stellen sich diese Truppen als Kreuzritter vor, zehn Fuß groß, bewaffnet mit französischen, von englischem Blut roten Bajonetten, angeführt von Jesuiten, unmittelbar von Rom gelenkt und dennoch in ihrem ganzen Gebaren so wild, wie es Iren seit jeher gewesen sind.
    Mein presbyterianischer Schreiber sieht mich mit bösem Blick an, weil ich mich über sie lustig mache. Sein Volk hat sich in verschiedenen Ecken Ulsters oft von ihnen bedrängt gesehen – mit Verlaub, Sir, schreibt es genauso hin, wie ich es gesagt habe.
    Für einen Iren in England waren die Zeiten noch schlimmer als gewöhnlich, deshalb fuhren alle Verwandten von Mary Dolores, darunter auch Jacks Söhne, mit dem ersten Schiff nach Irland, das sie finden konnten. Zufällig setzte es sie in Dublin an Land – der denkbar ungünstigste Teil des Landes, da die Partrys aus Connaught stammen und Seeleute sind. Doch sie fanden Dublin mehr nach ihrem Geschmack, als sie vorausgesehen hatten. In London hatten sie zwei Generationen großgezogen und sich an das Leben in der Stadt gewöhnt. In diesem Zeitraum war Dublin auf das Dreifache seiner früheren Größe angewachsen. Nun passten diese Menschen und Dublin zueinander.
    Kaum hatten sie sich dort etabliert, traf James mit seinem buntscheckigen Hofstaat ein, und seine französischen Generale boten jedermann Goldmünzen an, der sich dem

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