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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Frankreich unterhalten, aber hier in England...«
    »Nun hört schon auf. Das war eine Redewendung, nichts weiter.«
    »Und keine sehr treffende, mit Verlaub; denn hier steht mehr auf dem Spiel, als Ihr zu wissen scheint!«
    »Ich weiß ganz genau, was auf dem Spiel steht, my Lord.« An dieser Stelle wurde Eliza abgelenkt, weil sich draußen etwas tat. Aus der Tür des Hauses von Hacklheber war ein Mann getreten, der wie für
eine Reise gekleidet war und eine Droschke heranwinkte. Daran gab es keinen Mangel, da sich offenbar herumgesprochen hatte, dass hierorts Münzen vom Himmel fielen. Binnen weniger Momente war der Mann unterwegs.
    »War das einer der herumbrüllenden Deutschen?«, erkundigte sich Ravenscar.
    Elizas Blick begegnete dem seinen. »Ihr habt sie noch hier draußen hören können?« Dann neigte sie suchend den Kopf aus dem Fenster.
    »Madame, ich hätte sie von Wales aus hören können. Was hatten sie denn?«
    Eliza winkte mit gekrümmtem Zeigefinger jemanden heran und nickte dann, als wollte sie sagen: »Ja, dich meine ich, du da!« Gleich darauf erschien ein Gesicht im Fenster: ein Droschkenfahrer, den Hut in der Hand. »Folge dem Deutschen dort, bis er ein Boot besteigt. Beobachte das Boot, bis du es nicht mehr sehen kannst. Geh zum – wie habt Ihr Eure Lasterhöhle genannt, my Lord?«
    »Nag’s Head.«
    »Geh zum Nag’s Head, und hinterlasse dort Nachricht für den Marquis, dass sein Schiff eingetroffen sei. Jemand dort wird dir noch mehr hiervon geben.« Ohne hinzusehen raffte sie ein paar Münzen aus ihrer Kiste und drückte sie dem Kutscher in die Hand.
    »Sehr wohl, Mylady!«
    »Wahrscheinlich wird es die Fähre bei Gravesend sein, aber vielleicht musst du ihm auch bis nach Ipswich oder sonstwohin folgen«, fügte Eliza hinzu, teils um den Betrag zu rechtfertigen; denn so, wie Ravenscar gerade seine Zunge verschluckt hatte, kam ihr die Vermutung, dass sie zu viel bezahlt hatte.
    Der Droschkenfahrer war so rasch verschwunden, als wäre er aus einem Belagerungsmörser abgeschossen worden. Eliza wandte sich wieder Ravenscar zu. »Ihr habt gefragt, weshalb die Deutschen so herumbrüllen?«
    »Ja. Ich hatte schon befürchtet, ich müsste hineingehen und sie durchbohren.« Ravenscar klopfte auf die Scheide seines Stoßdegens.
    »Sie stellten lauter unverschämte Fragen danach, was ich mit all dem Silber zu tun gedächte.«
    »Und Ihr habt Ihnen gesagt...?«
    »Ich habe mich vornehm zurückhaltend gegeben und so getan, als verstünde ich keine andere Sprache als das Hochfranzösisch von Versailles.«

    »Schön. Sie glauben also, dass die Invasion begonnen hat!«
    »Ich kann ihre Gedanken nicht lesen, my Lord; und wenn ich es könnte, würde ich es nicht wollen.«
    »Und infolgedessen haben sie einen Läufer nach dem Kontinent geschickt. Ihr habt Ipswich erwähnt – und damit zu verstehen gegeben, dass sein Ziel Holland ist -, und sein Auftrag lautet wie?«
    Eliza zuckte die Achseln. »Den Rest zu holen, würde ich annehmen.«
    »Den Rest der Deutschen !?«
    » Nein, nein, den Rest des Silbers – die noch fehlenden vier Fünftel.«
    Ein außerhalb der Kutsche stehender Beobachter hätte sie in diesem Augenblick rucken und schaukeln sehen können. Irgendein nervöser Anfall hatte dafür gesorgt, dass sich sämtliche Muskeln des Marquis von Ravenscar gleichzeitig zusammenzogen. Es dauerte einige Augenblicke, bis er seine Geisteskräfte zurückgewann. Als er wieder sprach, geschah dies aus einer schlaffen, halb hingestreckten Haltung. »Was um alles in der Welt habt Ihr mit so viel Silber vor?«
    »Höchstwahrscheinlich werde ich es in Wechsel umwandeln, die man nach Frankreich mitnehmen kann.«
    »Wo das Geld ursprünglich herkam. Wozu eigentlich die Mühe?«
    »Jetzt seid Ihr es, der unverschämte Fragen stellt«, sagte Eliza. »Euch hat vorläufig nur zu beschäftigen, dass die Hacklhebers glauben, die Invasion habe begonnen. Wahrscheinlich versuchen sie gerade, auf dem Londoner Markt Silber zu kaufen. Was dazu führen wird, dass alle an die Invasion glauben, bis gesicherte gegenteilige Nachrichten eintreffen. Euer Silber ist nur im Wert gestiegen.«
    »In Wahrheit beschäftigt mich noch etwas anderes«, sagte Ravenscar, »nämlich dass wir mit einem Vermögen in Silber auf offener Straße herumsitzen; könnten wir es jetzt bitte hinter Mauern, Schlösser und Geschütze schaffen?«
    »Wo immer es Euch am sichersten dünkt, Monsieur.«
    »Zum Tower von London!«, befahl Ravenscar, und die Kutsche

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