Confusion
Wenn ich zu dieser Tür hinaustrete, werde ich verhört werden wie eine Gefangene auf der Folterbank der Inquisition. Sie werden erfahren, ob die Hacklhebers imstande waren, ihren Verpflichtungen nachzukommen oder nicht. Durch die großzügige Fürsprache von Monsieur Durand wird es mir möglich sein, dies zu bestätigen.« Eliza wandte sich halb zur Tür und legte eine behandschuhte Hand auf den Schnäpper. Im Zimmer wurde es deutlich dunkler, als eine Schar von Börsenleuten auf der Straße draußen ihre Geste wahrnahm, sich näher an die Fenster drängte und so das Licht abhielt. Eliza fuhr fort: »Mit Eurem Gerede von wegen vierhunderttausend livres hier oder da kann ich nichts anfangen; ich bin bloß eine Hausfrau und habe keinen Kopf für Zahlen.« Sie bog das Handgelenk, und der Türschnäpper machte ein klickendes Geräusch, das ein wenig wie das Spannen eines Büchsenhahns klang. Aus dem Hintergrund des Ladens ertönte ein vulkanischer Ausbruch von Deutsch; Eliza konnte dem, was gesagt wurde, nicht ganz folgen, doch plötzlich wandte sich der Barrister jäh zu ihr um und verkündete: »Mein Mandant freut sich, den Vorschlag akzeptieren zu können, sobald die Bedingungen im Einzelnen geklärt sind.«
»Dann klärt sie bitte mit Monsieur Durand«, sagte Eliza. »Ich gehe ein wenig Luft schnappen.«
»Und...?«
»Und teile der City von London mit, dass das Haus von Hacklheber wie eh und je Ditta di Borsa ist.«
»Was habt Ihr da noch nach hinten gerufen, als Ihr zur Tür herausgekommen seid?«, fragte Bob Shaftoe. »Ich konnte Euer Französisch nicht verstehen.«
»Nichts weiter«, sagte Eliza, »nur ein höflicher Abschied. Ich habe dem Alten ein Kompliment darüber gemacht, wie geschickt er und seine Kollegen die Transaktion abgewickelt haben, und meiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass wir auch künftig vielleicht auf diese Weise zusammenarbeiten.«
»Und was hat er dazu gesagt?«
»Nichts, sondern er hat mir nur in die Augen gestarrt – von Gefühlen der Zuneigung überwältigt, würde ich meinen.«
»Ihr habt damals in St. Malo, als wir...« begann Bob und verlor sich in seinen Gedanken, während sein Blick zu ihrem Bauch hinabwanderte.
»Als wir zusammen waren.«
»Ja, da habt Ihr gesagt, dass Ihr Lothar Euren Stiefel auf den Hals stellen wollt. Mir scheint, das habt Ihr gerade getan, genau wie Ihr es Euch vorgestellt habt. Aber Ihr habt ihn davonkommen lassen.«
»Niemals«, sagte Eliza, »niemals. Denn vergesst nicht, dass jede Transaktion zwei Seiten hat, und dies ist nur eine davon.«
»Schön. Ich werde es nicht vergessen. Aber ich verstehe es nicht.«
»Das geht Lothar genauso.«
»Werdet Ihr nach Frankreich zurückkehren?«
»Nach Dünkirchen«, sagte Eliza, »um Kapitän Bart meine Komplimente zu machen und um den Marquis d’Ozoir darüber zu informieren, dass er sein Bauholz hat. Und was habt Ihr vor, Sergeant Bob?«
»Ich werde vorläufig hierbleiben. Wie Ihr wisst, habe ich Mr. Churchill ein, zwei Mal im Tower besucht. Er wird nicht mehr sehr lange dort sein, das könnt Ihr mir glauben.«
»Das Gerichtsverfahren gegen ihn ist zur Farce geworden, was dem englischen Sinn für Humor zusagt, aber allmählich bekommen es alle satt.«
»Und inzwischen belagert König Ludwig persönlich Namur, nicht
wahr? Und die Leute fragen, warum König Wilhelm unseren besten Feldherrn unter einem lächerlichen Vorwand hinter Schloss und Riegel hält, wo auf der anderen Seite des Kanals ein großer Feldzug im Gange ist? Nein, my Lady, wenn ich in die Normandie zurückkehrte, müsste ich einiges erklären und würde vielleicht sogar wegen Fahnenflucht aufgehängt. Man wird dieses irische Regiment Gott weiß wohin schicken – vielleicht landet es sogar im Süden, was weiß ich, an der Savoyer Front, eine Million Meilen von dem Ort entfernt, wohin ich zu gelangen versuche. Aber Churchill wird bald genug an der Spitze einer Armee stehen, und mit dieser Armee werde ich nach Flandern ziehen. Wir werden den Franzosen auf engem Raum gegenüberstehen, und dann werde ich meinen Blick über die Fahnen auf der gegnerischen Seite gehen lassen, bis ich die von Graf Sheerness erspähe...«
»Und dann?«
»Tja, dann werde ich mir irgendeine Methode ausdenken, die dazu führt, dass am Ende mein Stiefel auf seinem Hals steht. Und dann werden wir in ein Gespräch über Abigail eintreten.«
»Das habt Ihr auch schon mit seinem Bruder versucht – Abigails früherem Besitzer. Er hätte Euch beinahe
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