Confusion
Peitschen, Knüppel und Keulen schwingenden Schlägern herbeigerufen würden, um Jack eine Bastinado oder Schlimmeres zu verabreichen. Mit ihrem Protest kamen die Swapaks nicht weiter, denn sie sprachen nur Gujarati, die Rowzinder dagegen nur Persisch. Allerdings hatten diese Mongolen, wie Eroberer allerorten, ein feines Gespür dafür, wie man sich lokale Streitigkeiten zunutze machte, und hielten ihre dunklen Augen weit offen, während sie den ausgestreckten Fingern der Swapaks folgten und sich die schuldige Partei näher ansahen. Surendranath war offensichtlich ein Banyan, das bedeutete, er und sein ganzes Geschlecht waren mehr oder weniger von Gott dazu verdammt worden, sich ein Leben lang im Außenhandel zu betätigen und Unsummen von Geld zu verdienen. Jack dagegen war ein Europäer mit einem Stückchen Leder am Leib, das von einem verkrusteten, in seiner Pospalte eingeklemmten Riemen festgehalten wurde. Die zahlreichen Narben auf seinem Rücken zeugten davon, dass er schon vorher in Schwierigkeiten gesteckt hatte – einer nahezu unvorstellbaren Menge von Schwierigkeiten. Die Rowzinder schätzten den Banyan als eine mögliche Bakschisch-Quelle ein und gaben ihm durch Gesten zu verstehen, dass er sich lieber nicht vom Fleck rühren sollte. Jack winkten sie zu sich her.
Widerstrebend löste Jack seinen Blick von dem sich verdichtenden Drama auf der Straße. Emsige Affen hatten offensichtlich auch Vogelkäfige
geöffnet. Die gesamte Flamingostation tauchte gleichzeitig auf. Es sah aus, als wäre ein großes Fass mit rosa Farbe die Stufen des Hospitals hinuntergekippt worden. Die meisten der Flamingos waren wegen gebrochener Flügel drin, und so konnten sie nichts anderes tun als herumzuirren, bis einer von ihnen sich zum Anführer aufschwang und sie auf eine ziellose Wanderung in die Wohnung des Staubs führte, verfolgt oder begleitet von einem Paar Bergagamen, die schaurige, dröhnende Geräusche von sich gaben. Dieses Hospital hatte kürzlich eine kleine Kolonie von Bartgeiern aufgenommen, die alle an der Geflügelcholera litten, und die erreichten jetzt das Dach, wackelten in der sandigen Brise mit ihren beeindruckenden Bartfedern und breiteten ihre Flügel aus, die rumpelten und knallten, als würden Teppiche ausgeschüttelt. Sie waren gut gefüttert worden mit einer Art Aasschlamm aus Patienten, die eines natürlichen Todes gestorben waren, und als sie sich nun in die Lüfte erhoben, stießen sie in langem Schwall fleischartigen, dünnflüssigen Kot aus, der wie Lichtstrahlen über die Rücken der fliehenden Tiere fiel: einer Gottesanbeterin so groß wie ein Armbrustbolzen, eines gefleckten Hirschs, in dessen Geweih sich eine Boa constrictor gewunden hatte, und einer Nilgai-Antilope auf der Flucht vor dem weltberühmten zweibeinigen Hund des Hospitals, der erstaunlicherweise nicht nur rennen, sondern bekanntermaßen auch viele dreibeinige Hunde überholen konnte.
Jack näherte sich den Rowzindern mit dem Wind. Die Masse der Swapaks teilte sich, um ihm Platz zu machen, wenn auch einige ihn anspuckten, als er vorbeiging. Andere hatten Jack bereits vergessen und rannten auf die Tiere zu. Jack stellte sich zwischen die Köpfe der beiden Kavalleriepferde und fing an, in Englisch seine Unschuld zu beteuern, während er verstohlen in jeder Hand ein Stück Tigerkot knetete. Ein unverwechselbarer Duft ließ die Pferde ganz plötzlich äußerst nervös werden. »Na, ihr beiden, jetzt beruhigt euch mal wieder«, sagte Jack zu ihnen und strich jedem mit einer Hand über die Nase, wobei er ihnen die Tigerscheiße in Streifen von der Stirn bis zu ihren geblähten Nüstern schmierte.
Danach musste er einen Schritt zurücktreten, um sich in Sicherheit zu bringen. Beide Pferde bäumten sich auf und begannen, heftig mit den Vorderhufen durch die Luft zu schlagen, und die Rowzinder konnten nicht mehr tun, als sich im Sattel zu halten. Schreiend galoppierten sie in entgegengesetzten Richtungen los. Einer stürmte mitten durch eine Gruppe von Hanuman-Affen, die haarige Arme voll Kokosnuss-Fruchtfleisch,
Feigen, Mangos, Jamboleiras, Papayas, gelben Birnen, grünen Bilimbis, roten Cashews und stachligen Jackfrüchten von dem sich auflösenden Markt forttrugen und von wütenden Händlern verfolgt wurden, denen wiederum ein zahnloser Gepard auf den Fersen war. Ein gewaltiger indischer Bison, dem Jack gerade bis zur Schulter reichte, brach durch eine baufällige Mauer hindurch, wobei er einen Haufen zertrümmerter Tische vor sich
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