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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Karren zu hieven, der es bestimmt zu einer portugiesischen Garnison innerhalb der Stadtmauer bringen sollte.
    »Hier ist alles so ordentlich und florierend, wie es in Hindustan nur sein kann«, verkündete Jack, während er langsam mitten auf den Hof ritt. »Ein kleines Eckchen von Amsterdam hier am dicken Ende von Kathiawar.«
    Die blauen Augen des Rotschopfs drehten sich um ein Grad nach oben und schauten Jack geradewegs durch aufsteigende Dampfschwaden an.
    »Aber es war nie dazu bestimmt, lange zu dauern«, fuhr Jack fort, »und das wisst Ihr so gut wie ich, Otto van Hoek.«
    »Es hat genauso gedauert wie alles, was von dieser Welt ist.«
    »Aber auf Euren Lieferfahrten zu den Garnisonen und Werften müsst Ihr Euch diese schönen Schiffe anschauen.«
    »Dann sprich mir von Schiffen«, sagte van Hoek, »oder verschwinde.«
    »Zapft uns ein Fässchen an und kippt diesen Kessel aus«, sagte Jack, »damit wir ihn zu alchimistischen Zwecken nutzen können. Ich bin gerade aus den Hügeln von Gir heruntergekommen, und dort gibt es jede Menge Feuerholz. Und solange Ihr weiterhin Eure Ware an die guten Menschen von Diu verkauft, wird es von dem anderen, das wir brauchen, hier jede Menge geben.«

An der Straße zwischen Surat und Broach, Hindustan
    EINEN MONAT SPÄTER (OKTOBER 1693)
    Denn die Werke der ägyptischen Zauberer waren, wenn auch nicht so groß wie die des Moses, immer noch große Wunder.
    Hobbes, Leviathan
     
    » Gott, steh mir bei«, sagte Jack, »ich denke schon wie ein Alchimist.« Er brach einen Aloezweig durch und betupfte mit dem nässenden Strunk einen verkrusteten schwarzen Fleck auf seinem Unterarm. Er und gewisse andere Mitglieder der Verschwörertruppe lagen im Schatten eines seltsamen Baums am Küstenstreifen nördlich von Surat. An der nahe gelegenen Straße lagerte weit auseinandergezogen eine Karawane aus Ochsen und Kamelen.
    »Halb Diu meint jetzt, du wärst einer«, sagte Otto van Hoek und schielte westwärts über den silbern leuchtenden Horizont des Golfs von Khambat. Diu lag sicher auf der anderen Seite davon. Van Hoek war eifrig damit beschäftigt gewesen, einen langen stinkenden Leinenstreifen von seiner linken Hand abzuwickeln, aber die Mühe, diese Worte aus seinem verbrannten Kehlkopf herauszupressen, zwang ihn, kurze Zeit innezuhalten, einen Hustenanfall abzuwarten und sich die Nase zu wischen.
    »Wenn wir noch ein bisschen länger geblieben wären, wäre die Inquisition uns abholen gekommen«, sagte Monsieur Arlanc mit einer ähnlich heiseren und verbrannten Stimme.
    »Ja – und sei es nur wegen des Gestanks«, warf Vrej Esphahnian ein. Von ihnen allen hatte er die beste Vorbeugung betrieben – indem er nämlich Lederhandschuhe trug, die er abschütteln konnte, wenn seine Hände unerwartet anfangen sollten zu brennen. Deshalb war er in einem besseren Zustand als die anderen.
    »Es ist gut, dass wir Mr. Foot bei uns hatten«, sagte Surendranath, »um die Inquisitoren so einzuwickeln, dass sie dachten, wir erfüllten einen heiligen Auftrag!« Surendranath hatte nicht allzu viel Zeit unter
Christen verbracht, und seine ungläubige Heiterkeit kam den anderen doch ein wenig ungehörig vor.
    »Einen Teil davon rechne ich mir als Verdienst an«, sagte Padraig Tallow, der sein führendes Auge und auf einer Kopfseite sein gesamtes Haupthaar verloren hatte. »Ich war es nämlich, der das ganze kirchliche Geschwafel für Mr. Foot besorgt hat; er hat nur gesprochen, was ich aufgeschrieben hatte.«
    »Das bestreitet ja niemand«, sagte Surendranath, »aber selbst du musst zugeben, dass der unerschöpfliche Quell, aus dem ohne Unterlass Unsinn, dummes Geschwätz und Schwindelei sprudelten, Ali Zaybak war!«
    »Den Punkt trete ich gerne ab«, sagte Padraig, und beide Männer drehten sich zu Jack um, um zu sehen, ob er ihren Köder aufnahm. Aber Jack war durch einen Geruch abgelenkt worden, der so ekelhaft war, dass er sogar von seinem gereizten, verbrannten Geruchssinn registriert wurde. Van Hoek hatte den Verband von seiner rechten Hand abbekommen. Die Spitzen seiner drei noch verbliebenen Finger waren geschwollen und nässten.
    »Ich habe Euch doch gesagt, Ihr hättet dieses Zeug hier nehmen sollen«, sagte Jack. Er deutete gestikulierend auf die Aloepflanze oder besser den Strunk davon, da er soeben den letzten Zweig abgebrochen hatte. Sie wuchs in einem Topf mit feuchter Erde, der auf seinem eigenen kleinen Palankin stand: einem Brett, das an jedem Ende von einem Jungen getragen wurde. »Die

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