Confusion
habe«, sagte Padraig.
»Nichts, was du nicht schon in tausend Pubs gesehen hättest«, antwortete Jack milde.
»Trotzdem«, sagte Padraig, »es war bestimmt besser als das, was ich die letzte Stunde über gemacht habe: Ich bin herumgeschlichen und habe mir die Pisspötte von Götzendienern angesehen.«
»Was hast du in Erfahrung gebracht?«
»Dasselbe wie im letzten Dorf – sie machen es in Töpfe. Einmal am Tag kommen Unberührbare und leeren sie aus«, antwortete Padraig.
»Sind Pisse und Scheiße immer vermengt oder...«
»Ach um Gottes willen!«
»Erst Nierenessen und jetzt Nachttöpfe!«, empörte sich Surendranath aus seinem Palankin heraus. »Wozu dieses lebhafte Interesse an allem, was mit Urin zu tun hat?«
»Vielleicht haben wir in Diu mehr Glück«, sagte Jack geheimnisvoll.
Diese Flusskreuzung kennzeichnete den Anfang eines langen, mühsamen Aufstiegs in eine südlich gelegene dunkle Hügellandschaft. Surendranath versicherte ihnen, sie könnten die Hügel von Gir meiden, indem sie einfach den Küstenstraßen folgten, aber Jack bestand darauf, mitten hindurchzugehen. Einmal führte er sie vom Weg ab in ein dicht bewachsenes Wäldchen, wo er eine ganze Weile durchs Unterholz stapfte, hier und da Zweige aufhob und sie über dem Knie zerbrach, um festzustellen, wie trocken sie waren. Das war der einzige Teil der Reise, wo sie ansatzweise in Gefahr gerieten, denn erstens überraschte Jack eine Kobra, und zweitens tauchte plötzlich ein halbes Dutzend Banditen, die primitive, aber brauchbare Waffen schwangen, auf. Der Hindu, den Surendranath angeheuert hatte, tat endlich etwas Sinnvolles, das heißt, er zog einen kleinen Dolch, eigentlich eher ein Schälmesser, aus seinem Leibgurt, hielt ihn sich an den Hals, blieb dann so stehen und drohte hartnäckig, sich die Kehle durchzuschneiden.
Das wirkte auf die Banditen, als hätte dieser Bursche ein ganzes Artillerieregiment aufmarschieren lassen und sie mit geladenen Kanonen umstellt. Sie ließen die Waffen fallen, streckten flehend die Hände nach ihm aus und richteten eine Zeitlang inständige Bitten auf Gujarati an ihn. Nach langwierigen Verhandlungen voller unerwarteter Wendungen und beunruhigender Rückschläge willigte der Charan schließlich ein, sich keine Verletzung zuzufügen, die Banditen ergriffen die Flucht und die Truppe zog weiter.
Innerhalb der nächsten Stunde hatten sie den letzten Kamm der Hügel von Gir überquert und einen Höhenzug erreicht, von dem aus sie unmittelbar durch ein nach Süden ausgerichtetes Flusstal bis zur Küste sehen konnten: das Ende der Halbinsel Kathiawar. An der Stelle, wo der Fluss ins Meer mündete, lag ein weißer Fleck; jenseits davon erstreckte sich bis ins Unendliche das Arabische Meer.
Während sie im Verlauf des nächsten Tages dieses Tal entlangreisten, gewann der weiße Fleck an Schärfe und verwandelte sich in eine Stadt mit einer europäischen Festung in der Mitte. Mehrere Ostindienfahrer und kleinere Schiffe suchten Schutz in einem kleinen Hafen unterhalb der Festungskanonen. Als sie sich Diu näherten, wurde die Straße breiter. Sie wurden von Karawanen zusammengedrängt, die Stoffballen und Bündel von Gewürzen zu den wartenden Schiffen brachten, und allmählich begegneten sie auch portugiesischen Kaufleuten, die sich ins Landesinnere begaben, um Handel zu treiben.
Kurz vor der Stadtmauer hielten sie an und versuchten erst gar nicht, durch diese Tore, die ja von portugiesischen Soldaten bewacht wurden, in die Stadt zu kommen. Der Charan sagte Lebewohl und hockte sich an den Straßenrand, um dort zu warten, bis irgendeine Karawane in Richtung Norden seinen Schutz brauchte. Jack, Padraig, Mr. Foot und Surendranath begannen mit ihrem kleinen Gefolge durch die bunt zusammengewürfelten Vororte zu wandern, wobei sie Pfauen verscheuchten, um heilige Kühe herumgingen und immer wieder stehen blieben, um nach dem Weg zu fragen. Nach einer Weile nahm Jack mit dem Wind einen Hauch von Malz und Hefe wahr, und von dem Moment an konnten sie einfach ihrer Nase folgen.
So erreichten sie schließlich einen kleinen Hof mit hoch aufgestapelten Reisigbündeln und runden Körben voll Getreide. Ein riesiger Kessel hing über einem Feuer, und ein kleiner rothaariger Mann stand darüber und schaute in sein Spiegelbild, nicht weil er ein Narziss war, sondern weil Brauer auf diese Weise die Temperatur ihrer Bierwürze prüften. Hinter ihm mühten zwei Hindu-Arbeiter sich ab, ein Bierfass auf einen zweirädrigen
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