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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Ozeans!«
    »Die Pfründe ist an bestimmte Vorbedingungen geknüpft, darunter eine einfache Reise über den Ozean.«
    »Wollt Ihr damit sagen, England verlangt etwas so Schreckliches von mir, dass man mich, wenn ich es getan habe, nicht mehr dahaben will?«
    »Ihr deutet da zu viel hinein. Ihr seid doch derjenige, der seit Jahren nach Massachusetts schreit.«
    »Aber warum legt Ihr dann fest, dass es eine einfache Reise sein muss?«
    »Ihr könnt auch zurückkommen, wenn Ihr meint, es liege in Eurem besten Interesse«, sagte Roger unschuldig. »Solange der Junto an der Macht bleibt, werdet Ihr immer Beschützer haben.«
    »Eure Stimme hat die überaus ärgerliche Eigenart, gerade dann zu verklingen, wenn Ihr kurz davor seid, etwas Interessantes zu sagen. Tut Ihr das um des Effektes willen?«
    »Junto... Junto... JUNTO!«
    »Was um alles in der Welt ist ein Junto? Irgendeine neue Form von Krankheit?«
    »Eher eine neue Regierungsform.«
    »Ich meine es völlig ernst.«
    »Ein Gelehrter könnte es auch auf lateinisch sagen: junctum. Oder ein Spanier so: junta!«
    »Warum sagt Ihr dann nicht einfach ›Verbindung‹, denn das heißt es doch?«
    »Ich weiß, was es heißt. Aber dann wüssten die Leute nicht, wovon wir reden.«
    »Aber ist es nicht Absicht, sich geheimnisvoll zu geben?«
    »Dann würden wir es Kabale nennen.«
    »Ja, das stimmt. Ihr seid also in einem Junto?«
    »Ich bin in dem Junto.«

    »Und Eure Aufgabe in dem Junto soll was sein...?«
    »Schatzkanzler... Daniel, es ist kindisch, sich Kaffee aus den Nasenlöchern spritzen zu lassen. Wisst Ihr jemand besser Geeigneten?«
    »Wie wäre es mit Apthorp?«
    »Sir Richard, wie er von höflichen Menschen genannt wird, wird die Bank leiten.«
    »Aber meint Ihr nicht, er würde mit Freuden auf seine Aufgaben bei Apthorps Bank verzichten, um Schatzkanzler zu werden?«
    »Nein, nein, nein, nein, nein. Ich spreche nicht von Apthorps Bank. Ich meine die Bank von England.«
    »Eine solche Institution gibt es nicht.«
    »Und in der Massachusetts Bay Colony gibt es auch keine Institution, die dafür sorgen wird, dass Ihr ein Dach über dem Kopf und eine Pfründe habt. Aber Institutionen lassen sich einrichten, Daniel. Genau das ist eine Institution: etwas, was instituiert worden ist.«
    »Aha.«
    »Ah, endlich dämmert es! Ihr seid tatsächlich lernfähig, Daniel, und zwar sehr!«
    »Die Bank von England... die Bank von England. Das klingt, ich weiß nicht, groß .«
    » Eben.«
    »Ihr werdet irgendwelches Kapital anhäufen und Geld verleihen.«
    »Das ist die zeitlose Aufgabe einer banca.«
    » Ich kann nur zwei Nachteile dieses ansonsten ausgezeichneten Plans erkennen, my Lord...«
    »Sagt es nicht. Wir haben kein Kapital... und kein Geld.«
    »So ist es, my Lord.«
    »Ist es nicht bewundernswert, wie einfach die Dinge am Anfang liegen? Ach, allem Anfang wohnt ein Zauber inne.«
    »Eins nach dem anderen... Was soll das Kapital sein?«
    »England.«
    »Ah, sehr schön, das hätte ich schon aufgrund des Namens ›Bank von England‹ erraten können. Und wie steht es mit dem Geld?«
    »Die Bank wird Papier ausgeben. Aber Ihr habt recht. Wir brauchen Geprägtes. Um genau zu sein, wir brauchen Neugeprägtes .«
    Stille senkte sich über das gemütliche Plätzchen in der Ecke von Mrs. Blighs Kaffeehaus. Roger hatte so viele Arbeitsjahre damit verbracht, im Parlament Reden zu halten, dass er wusste, wann ein effektvolles Schweigen angezeigt war. Und Daniel seinerseits war seltsam berührt
und verlor für kurze Zeit jedes Interesse am Reden. Die Vorstellung einer Neuprägung stimmte ihn seltsam traurig, und er wollte dahinterkommen warum. Es würde bedeuten, alle alten Münzen – sowie Tafelgeschirr, Kerzenleuchter, Barren etc. – einzuziehen und sie in den großen Schmelztiegeln des Towers einzuschmelzen. Schmelztiegeln, die das echte Metall reinigten und es vom Gekrätz der Fälscher trennten, dabei aber auch alle diese Einzelgegenstände miteinander verschmolzen und ihre individuellen Merkmale zerstörten.
    Daniel hatte in seiner Börse eine Münze, der ein Bildnis von Königin Elisabeth aufgeprägt war. Das wusste er, weil solche Münzen inzwischen seltener waren als makellose Diamanten, und er bewahrte sie für den Fall auf, dass er einmal Lösegeld für sein Leben würde bezahlen müssen. Die goldenen Comstocks – Rogers Vorfahren – hatten das Metall aus Spanien eingeführt, und Thomas Gresham hatte die Münze mit einem ganz bestimmten Gewicht prägen lassen und

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