Confusion
voll zu tun.«
»Indem du dich selbst als schwachen Landstreicheridioten hingestellt hast, hast du also dafür gesorgt, dass du einigermaßen sicher bist«, sagte Jimmy.
»Mongolen und Marathen sind gleichermaßen daran interessiert, dass ich am Leben bleibe – jedenfalls noch einhundertsechzig Tage. Sonst hätte ich es nie und nimmer so lange geschafft, bis ihr Jungs hierherkommt und mich zusammenschlagt.«
»Aber was dann, Dad? Hast du irgendwas gemacht, außer Kriege zu verlieren und armen Teufeln ihr bisschen Geld abzuknöpfen?«
»Pschscht, hört mal!«, sagte Jack.
Sie lauschten und hörten hauptsächlich das Brummen ihrer eigenen Mägen und einen leichten Wind in den Bäumen. Ein paar Minuten später konnten sie jedoch in der Ferne ein regelmäßiges Hacken vernehmen.
»Holzfäller?«, riet Danny.
»Nicht irgendein Holz und nicht irgendwelche Holzfäller«, sagte Jack, trieb seinen Esel den Hügel hinunter und ritt auf das Geräusch zu. »Merkt euch diesen Baum hier – nein, den großen rechts davon! Das ist Teak. Es wächst in ganz Hindustan.«
»Wozu ist es gut?«
» Es wächst in ganz Hindustan , habe ich gesagt. Denkt darüber nach, was das bedeutet.«
»Was bedeutet es denn? Sag’s uns doch direkt, Dad. Im Rätselraten sind wir Nieten«, sagte Jimmy, was Danny ihm übelnahm.
»Sprich für dich selbst, Dummkopf. Er will uns damit sagen, dass diese Art Holz von nichts und niemandem aufgefressen wird.«
»Danny hat’s kapiert«, sagte Jack. »Von all den Würmern, Ameisen, Motten, Käfern und Maden, die hier einfach alles fressen, kann keiner es mit Teakholz aufnehmen.«
Mehrere hohe Teakholzbäume waren auf der Lichtung gefällt worden, und trotzdem mussten Danny und Jimmy sich eine Viertelstunde lang umschauen, bis ihnen klar war, wo sie sich befanden. In der Christenheit hätte es eine Grube voller Hobelspäne gegeben; zwei Säger hätten mit einem Sägegatter von der Größe eines Bettgestells Tauziehen gespielt, dabei die Baumstämme in mehr oder minder quadratische Balken geschnitten und sich auf den Feierabend gefreut, der sie ein paar Meilen die Straße entlang nach Hause in ihr Dorf geführt hätte. Hier dagegen war um diese gefällten Bäume herum eine ganze Stadt entstanden. Vorher war diese Lichtung Wildnis gewesen, und das würde sie in einem Jahr auch wieder sein, aber jetzt lebten hier Hunderte von Menschen. Die meisten von ihnen waren damit beschäftigt, Nahrungsmittel zu suchen, zu kochen oder Kinder zu versorgen. Das eigentliche Holzfällen oblag vielleicht vierzig erwachsenen Männern, und das größte Werkzeug, das einer von ihnen besaß, war eine Art Breitbeil. Diese Trophäe schwang ein imposanter Mann um die vierzig, und er wurde dabei genauestens überwacht – manche würden auch sagen getriezt – von zwei Dorfältesten, die zu jedem Beilhieb ihren Kommentar abgeben mussten.
Die Art und Weise, wie die Dörfler diese großen Teakholzstämme beschnitten, hatte viel Ähnlichkeit mit der Art, wie Steinmetze grobe Felsblöcke mit zahllosen winzigen Meißelschlägen bearbeiteten. Am anderen Ende des Dorfes kratzten einige von ihnen mit Topfscherben oder Steinsplittern an den fast fertigen Balken herum. Manche dieser Balken waren quadratisch und gerade, andere dagegen waren in ganz spezielle Formen geschnitzt worden.
»Das da könnte eine Winkelverstrebung sein«, sagte Danny, den Blick auf ein fünfhundert Pfund schweres V aus Teakholz gerichtet.
»Ihr müsst euch unbedingt anschauen, wie die Maserung des Holzes sich der Winkelkrümmung anpasst«, sagte Jack.
»Als hätte Gott den Baum zu diesem Zweck geschaffen!«, sagte Jimmy und bekreuzigte sich.
»Ja, aber dann hat der Teufel ihn zwischen eine Million andere gepflanzt.«
»Das könnte ein Teil von Gottes Plan gewesen sein«, wandte Danny ein, »als Prüfung für die Gläubigen.«
»Ich glaube, ich habe hinreichend deutlich gemacht, dass ich für solcherlei Prüfungen nicht der Richtige bin«, sagte Jack, »aber diese Kulis sind von einem ganz anderen Schlag. Sie durchstreifen wochenlang die Hügel und schauen sich jeden einzelnen Baum an. Sie lassen ein Kind auf einen vielversprechenden Teakholzbaum hinaufklettern und die Stelle inspizieren, an der ein Ast vom Stamm abzweigt, denn da krümmt sich die Maserung entsprechend – und außerdem ist das Holz an dieser Stelle am festesten und am schwersten. Wenn sie den richtigen Baum gefunden haben, wird er gefällt. Und sie ziehen mit dem ganzen Dorf dorthin
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