Confusion
etwas mit Waffen zu tun, hießen die anderen ihn sogleich willkommen. Moseh, Jack und Monsieur Arlanc vertieften sich bald in ein ausführliches Gespräch über das Schiff. Sie sprachen Sabir, die einzige Sprache, die ihnen allen gemeinsam war. Enoch verstand nicht alles. Er ließ seinen Blick über die Lakkadiven-See schweifen und wandte seine Aufmerksamkeit dann ein paar Tuschezeichnungen zu, die an die Wand geheftet worden waren.
»Ist das japanische Kunst?«, fragte er unvermittelt.
»Ja – das heißt, zumindest der Bursche, der sie gemacht hat, ist es«, sagte Jack. »Wir haben gerade über ihn gesprochen. Gehen wir doch einfach und machen Euch mit Pater Gabriel Goto von der Gesellschaft Jesu bekannt.«
Ein furchterregender Warnruf, der mir verriet, dass mir das unausweichliche Verderben drohte, falls ich bliebe, drang mir in die Ohren und vertrieb mich aus meiner Heimat.
John Bunyan, Die Pilgerreise
Gabriel Goto hatte es höflich abgelehnt, als Pirat zu arbeiten, und so hatte Königin Kottakkal ihm einen Posten als Gärtner zugewiesen. Manche hatten den Verdacht, dass er nicht besonders schwer arbeitete, denn verglichen mit einem Großteil des Palastes – der ständig in Gefahr war, von seiner Vegetation überwuchert und erobert zu werden -, war Gabriel Gotos Stück eine Wüste. Ihm war die Pflege eines Hofes in der landeinwärts gelegenen Ecke des Palastgeländes übertragen worden, der ständig durch hohe Bäume und einen angrenzenden steinernen Wachturm beschattet wurde und dennoch ungeschützt Stürmen ausgesetzt und zudem schlecht bewässert war. An ihm war schon so mancher Gärtner gescheitert. Gabriel Goto löste das Problem, indem er dort nichts als Moos und hier und da Bambusstauden anpflanzte. Der »Garten« bestand hauptsächlich aus Steinen, geharktem Kiesel und einem Teich, in dem ein paar übergroße, gesprenkelte Karpfen wohnten. Hin und wieder zog der Jesuit einen Rechen über den Kiesel oder warf den Fischen ein bisschen Futter hin, aber der größte Teil der Pflege war geistiger Natur und konnte nur vollbracht werden, wenn sein Geist frei war. Seinen Geist frei zu machen war ein außerordentlich anstrengendes Unterfangen, bei dem er jedes Mal stundenlang im Schneidersitz auf einer hölzernen Veranda saß, einen Pinsel in Tusche tauchte und Bilder auf Palmblätter malte. Jedenfalls gab es in dieser Ecke des Palastes keine Moskitos und giftigen Frösche mehr, wofür sie bis dahin berüchtigt gewesen war, und deshalb ließ die Königin ihn in Ruhe.
Die Ergebnisse von Gabriels künstlerischen Bemühungen türmten sich in ordentlichen Stapeln, manche auch zu Ballen zusammengebunden, fast bis unter die Decke der Wohnung hinter seiner Veranda. Jüngere Arbeiten waren auf eine Leine gehängt worden, damit sie im Wind trockneten.
»Es sind immer wieder dieselben Szenen«, bemerkte Enoch Root, während er an einer Wäscheleine mit zerklüfteten und nicht gerade heiter wirkenden Landschaften entlangging: zumeist Abhänge und Klippen, die steil in ein Meer abfielen, auf dem es von sonderbaren Schiffen mit quadratischen Segeln wimmelte.
»Das ganze Werk trägt den Titel Hundertsieben Ansichten der Überfahrt nach Niigata «, erläuterte Moseh de la Cruz bereitwillig.
»Mein Lieblingsbild sind die Brecher am Riff vor Katsumoto «, sagte Monsieur Arlanc – hocherfreut, jemanden gefunden zu haben, mit dem er gala-französisch sprechen konnte. »So vieles wird mit so wenigem
angedeutet – ein demütigender Kontrast zu unserem barocken Stil.«
»Lang-wei-lig! Ich könnte mir jeden Tag den Überfall koreanischer Piraten in der Meerenge von Tsushima anschauen!«, warf Jack ein.
»Das ist großartig, wenn man etwas für ordinäre Schwertkämpfe übrig hat, aber ich glaube, seine besten Arbeiten sind die mit Wracks, von denen Im Treibsand gestrandete chinesische Dschunke und Skelett eines in Ästen stecken gebliebenen Fischerboots zwei herausragende Beispiele sind.«
»Stellen alle seine Bilder Gefahren der Seefahrt dar?«, fragte Enoch Root.
»Habt Ihr je Bilder von der Seefahrt gesehen, bei denen das nicht so war?«, hielt Jack ihm entgegen.
»Hier drüben könnt Ihr das Triptychon Massaker von Hara sehen«, sagte Moseh.
»Lasst uns den Samurai suchen«, sagte Jack. Dazu durchquerten sie mit ein paar Schritten das winzige Haus, das er aus Stöcken und Papier – genaugenommen Palmblättern – gebaut hatte. Seine Schwerter – ein langer Bihänder und ein kürzeres Entermesser – lagen
Weitere Kostenlose Bücher