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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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eigene Währung zu prägen.
    Es läuft darauf hinaus, dass es eine gefährliche Zeit für Krieger und eine hervorragende Zeit für Bergleute war. Meine Vorfahren, die Buddhisten waren, hätten es so formuliert: Die beiden Clans hingen an zwei entgegengesetzten Punkten des Rades, und das Rad drehte sich. Die Tieflandkrieger verbündeten sich mit einem Daimyo , der ihr Vertrauen nicht verdiente, und verloren zwei aufeinander folgende Generationen von Männern im Krieg. Meine Ahnen – die Hochlandbewohner – verließen die Berge und bezogen Zimmerfluchten im Schloss eines anderen Daimyo , unweit der Bucht von Osaka, nahe Sakai, das damals eine freie Stadt war, die sich wie Venedig oder Goa dem Handel mit dem Ausland verschrieben hatte. Das geschah vor etwa hundertfünfzig Jahren, also genau zu dem Zeitpunkt, als die Portugiesen begannen, in großen Schiffen von Macao herzukommen.
    Die Portugiesen brachten das Christentum und Waffen mit. Meine Vorfahren nahmen beides bereitwillig an. Für Menschen, die damals in Sakai lebten, scheint das eine kluge Entscheidung gewesen zu sein. Der Hafen war voll mit europäischen Schiffen, die von Kanonen strotzten und an sämtlichen Spieren christliche Banner führten. Zudem errichteten die Jesuiten gerne Missionsstationen in Gebieten, in denen Armut herrschte, und das Land meiner Ahnen war trotz seiner Silberminen nach wie vor ein armes Land. Als dort auf Ersuchen meines Ururgroßvaters eine Missionsstation entstand, gingen die Bergleute und Bauern, ohne zu zögern, zum Christentum über. Hier fanden sie einen Glauben, der den Armen und Sanftmütigen die Frohe Botschaft verkündete, und sie waren beides.

    Zur selben Zeit erlernte mein Ururgroßvater die Geheimnisse des Büchsenschmiedens und brachte sie den einheimischen Handwerkern bei. Männer, deren Väter Hacken und Schaufeln gehämmert hatten, stellten jetzt Musketen her, die hundert Mal so viel wert waren.
    Nun begannen die Bauern, die unten in der Ebene lebten und die Reisfelder bestellten, ihren Samurai, unseren Cousins, das Leben schwerzumachen. Manche von ihnen wandten sich dem Christentum zu, das unsere Cousins verabscheuten; andere wurden respektlos gegenüber ihren Herren, die ihr Mandat des Himmels verloren zu haben schienen. In jenen Tagen fanden die sogenannten Katana-gari , die Schwertjagden, statt, bei denen die Samurai die Häuser der Bauern nach Waffen durchsuchten. Dabei fanden sie zunehmend nicht nur Schwerter, sondern auch Feuerwaffen.
    Also verbündeten die Cousins sich naturgemäß mit mächtigen Männern, die versuchten, Japan zu einigen. Diese Geschichte umfasst drei Generationen und ebenso viele Schogune – von denen die ersten beiden Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi sind – und weist mehr Wendungen und Schleifen auf als eine Wildfährte durchs Gebirge. Mit einem Wort, sie schlossen sich auf Gedeih und Verderb Tokugawa Ieyasu an, der vor hundert Jahren, zum Teil dank des Einsatzes von Fußsoldaten mit Feuerwaffen, die Schlacht von Sekigahara gewann. In dieser Schlacht erwarben meine Cousins sich Ruhm, aber mehr noch bei der Erstürmung und Zerstörung der Burg von Osaka im Jahr des Herrn 1615. Mein Vater war damals achtzehn Jahre alt und gehörte zu den Verteidigern der Burg und der Toyotomi-Familie, die an diesem Tag ausgelöscht wurde.
    Das Rad hatte sich wieder gedreht. Das Tokugawa-Schogunat beanspruchte ein Monopol auf das Prägen von Münzen – damit verlor meine Familie ihre Haupteinnahmequelle. Feuerwaffen wurden verboten – eine weitere Einnahmequelle versiegte. Der Außenhandel wurde streng kontrolliert – Sakai wurde eine vom restlichen Japan abgeschnittene Insel. Am schlimmsten für meine Familie war jedoch, dass das Christentum für ungesetzlich erklärt wurde. Mein Vater war nicht der einzige Christ gewesen, der sich der Familie der Toyotomi angeschlossen hatte, und Tokugawa Ieyasu war der Überzeugung, dass ein Bündnis der Jesuiten mit den Toyotomi die einzige Macht darstellte, die ihn besiegen konnte. Beide wurden vernichtet.
    Zum Zeitpunkt der Geburt meines Vaters gab es in Japan eine Viertelmillion Christen und bei seinem Tod keinen einzigen mehr. Das geschah
nicht über Nacht, sondern war eine schrittweise Entwicklung, die mit der Hinrichtung einiger Jesuitenmissionare im Jahr des Herrn 1597 begann und vierzig Jahre später in ein paar größeren Schlachten und Massakern ihren Höhepunkt fand. Was da passierte, verstand mein Vater in seinem ganzen Ausmaß vielleicht erst, als

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