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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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gelbem Metall, das fest im Fuß des Großmasts steckte.
    Nun war es eine alte Tradition, dass Seeleute, immer wenn sie einen
Mast einsetzten, unten eine Münze hineinschoben. Damit wollten sie vermutlich Meeresgötter besänftigen oder sich die Überfahrt ins ewige Leben für den Fall erkaufen, dass das Schiff auf den Meeresboden sank und sie mit in die Tiefe riss. Normalerweise bohrte die Münze sich in den Boden des Masts und wurde sichtbar, wenn er das nächste Mal herausgezogen wurde. In Masten, die schon mehrmals eingesetzt worden waren, steckte eine entsprechende Anzahl von Münzen. Dieser hier hatte drei Stück, aber sie waren überstrichen worden und deshalb nur undeutlich als eine Art Schorf zu erkennen. Van Hoek hatte gerade eine von ihnen durch einen Schlag mit seinem Pistolengriff teilweise von ihrer Farbe befreit. Es war ein französischer Louis d’or. Und so kam es, dass Jack Shaftoe, Otto van Hoek, Jan Vroom und eine wachsende Menge neugieriger Nayar-Kinder draußen hinter dem Tempel der Kali in Malabar in das in feinem Gold geprägte Gesicht König Ludwigs XIV. von Frankreich starrten.
    »Der Münzmacher war wirklich ein schmeichlerischer Bursche«, sagte Jack. »In Wirklichkeit sieht er nicht halb so gut aus!«
    Van Hoek ließ seine Pistole fallen, riss einen Dolch aus seinem Gürtel und machte sich an dem Mast zu schaffen. Jack vermutete, dass er versuchte, die Spitze der Waffe unter die Münze zu bekommen und sie langsam herauszubugsieren, aber mit seinem wilden Herumfuchteln und -stechen würde ihm das wohl kaum gelingen. Jedenfalls packte Vroom, der zwei Köpfe größer war, beim Rückschwung van Hoeks Hand und hielt sie fest. »Das bringt Unglück! Lass die Münze, wo sie ist!« So viel Holländisch verstand Jack jedenfalls. Was van Hoek darauf antwortete, verstand er nicht – irgendeine Art höhere Glücksgleichung, vermutete er, in der das Sakrileg des Entfernens der Münze gegen das schlechte Omen abgewogen wurde, Leroys Konterfei in Gold auf ewig im Herzen des Schiffs stecken zu haben.
    Jack vergewisserte sich mit einem Blick nach links, nach rechts und hinter sich, dass keine Kobras oder Krokodile auf sie zukrochen, was hierzulande eine routinemäßige Vorsichtsmaßnahme war, bevor man seine Aufmerksamkeit für mehr als ein paar Minuten auf eine bestimmte Sache konzentrierte. Dann machte er einen Bogen um dieses gefährliche Paar streitender Holländer, zog seine Pistole und schlug damit auf eine der anderen Münzen. Die abblätternde Farbe enthüllte Wilhelm von Oranien auf einer englischen Guinee. Ein Schlag auf die dritte Münze brachte König Karl II. auf einer spanischen Dublone zum Vorschein.

    »Meine Güte, ist der nicht längst tot?«, rief Jack aus. »Schon vor zwanzig Jahren haben die Leute damit gerechnet, dass er jeden Moment in seiner Spucke ertrinkt.«
    Van Hoek beruhigte sich, und Vroom wurde wieder umgänglich, ließ aber seine Arme nicht los.
    »Wenn ich die Zeichen richtig lese, haben die Spanier diesen Mast für eine Schatzgaleone angefertigt. Englische Freibeuter haben sie dann gekapert oder ihr Wrack nach einem Hurrikan geplündert. Später stießen diese armen Engländer – mit freundlicher Genehmigung meines alten Freundes, des Duc d’Arcachon – mit der französischen Kriegsmarine zusammen.« Während Jack das alles erzählte, deutete er mit dem Pistolengriff auf die entsprechende Münze. »Als Eskorte mehrerer Handelsschiffe der Compagnie des Indes nahm dieses französische Schiff dann Kurs nach Osten, und was ihm dort widerfuhr, weiß nur der liebe Himmel. Jedenfalls hat das Rad sich nun ein weiteres Mal gedreht – um mehr über das Rad zu erfahren, müsst ihr euch an unseren neuen Lotsen, Pater Gabriel Goto, wenden – und der Mast ist jetzt unser. Lasst uns also eine verdammte Rupie unten reinstecken und uns auf den Weg machen, wie wär’s?«
    »Trotzdem gefällt es mir nicht«, sagte van Hoek und feuerte eine Breitseite Spucke auf den goldenen Louis ab. Er hatte zu hoch gezielt, aber der tabakbraune Rotz rutschte über die Münze hinab, gleichsam als ob eine Wolke Pulverrauch das Antlitz der Sonne verdunkelte.
     
    Als Erstes brachten sie die Kanonen an Bord, was unbeschreiblich anstrengend und mühselig war, ihnen aber einen Zeitvertreib bot, während Monsieur Arlanc, Vrej Esphahnian und Moseh de la Cruz zwischen dem Schiff und der Wootz -Schmiede hin und her reisten. Die Bedingungen des Geschäfts genauer auszuhandeln war nicht weniger aufreibend als

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