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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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treffen, der seine Fracht loswerden wollte, um Platz für Salpeter und Stoffe zu machen.
     
    Drei Monate später war Jack kein König mehr, sondern nur noch ein Landstreicher der Meere, der die Gastfreundschaft der malabarischen Piratenkönigin verletzte. Er und van Hoek, Jan Vroom, Surendranath, Padraig Tallow und mehrere Holländer liefen an Bord von etwas, was schon annähernd ein Schiff war, in Königin Kottakkals Hafen ein. Der Rumpf war angestrichen und mit Ballast beladen, die Decks befanden sich an Ort und Stelle, und ein behelfsmäßiger Fockmast war mit einer Not-Takelage versehen worden, sodass das Schiff vor dem Wind durchs Wasser kriechen konnte. Seine verschlossenen Stückpforten waren kalfatert worden. Das Schiff war unbewaffnet und wehrlos, aber vier der königlichen Piratenschiffe hatten es um Kap Kormorin herumeskortiert und hier und da auch ins Schlepptau genommen. Es war noch nicht getauft worden – man hatte beschlossen, diese Zeremonie aufzuschieben, bis die Masten eingesetzt, die Geschütze installiert und alle Mitglieder der Verschwörergruppe anwesend waren.
    Die Kanonen waren schon vor dem Schiff eingetroffen und auf Holzklötzen unmittelbar oberhalb der Flutlinie aufgestapelt worden. Jack, der stets geneigt war, die Welt aus der Sicht eines armen Teufels zu sehen, begriff sofort, dass der Transport dieser Dinger aus dem Laderaum des dänischen Schiffes bis zu ihrem jetzigen, inmitten der ersten Palmenreihe verborgenen Standort ein Übermaß an menschlicher Anstrengung gekostet hatte – vielleicht nicht so viel wie der Bau der Pyramiden, aber doch genug, um ihn nachdenklich zu stimmen.
    Van Hoek dagegen stapfte, nachdem er an Land gewatet war, an den Kanonen vorbei, ohne seinen Schritt zu verlangsamen, und hielt nicht einmal inne, um seine Pfeife anzuzünden, bis er bei seinen drei Masten angelangt war, die nebeneinander mitten in der Stadt hinter dem Kali-Tempel lagen. Er schritt jeden von ihnen in beide Richtungen ab und bückte sich, um zu sehen, wie sie am Boden verkeilt waren. Von ihren schmalen Enden aus schaute er an ihnen entlang, um sie
auf übermäßige Krümmung zu prüfen, klopfte, während er neben ihnen auf und ab spazierte, mit einem Pistolengriff auf das Holz und lauschte, die gewölbte Hand hinters Ohr gelegt, auf dessen Nachhall. Risse bedachte er mit einem Stirnrunzeln, so als könnte er diese Unvollkommenheiten mit seinem finsteren Blick zuschweißen, und Stellen, an denen die Sägewirkung von Trossen, Zusammenstöße mit Spieren und der Einschlag von Schrotkugeln Narben hinterlassen hatten, berührte er nachdenklich mit der Hand. Anfangs schien van Hoek von etwas gepackt zu sein, was an Panik grenzte, so groß war seine Angst, die Masten könnten sich als mangelhaft erweisen. Diese Verfassung ging jedoch nach und nach in den üblichen Dauerzustand leichter Gereiztheit über, der, wie Jack wusste, das unausweichliche Los aller fähigen Schiffskapitäne war.
    Dann blieb der Holländer eine Zeitlang stehen und schaute sich das dicke Ende des Großmasts an. Von keinem anderen Standpunkt aus war offensichtlicher, dass das, was sie hier vor sich sahen, ein gewaltiger Baumstamm war, der höchstwahrscheinlich aus einem Urwald in Amerika stammte. An anderen Stellen wurde diese Tatsache durch die Arbeit der Zimmerleute verdeckt, aber auch durch Eisenbänder, die irgendwo in einer riesigen Esse gehämmert und noch in rotglühendem Zustand wie Ringe über einen Finger über ihn gezogen worden waren, sodass sie, nachdem sie abgekühlt und geschrumpft waren, in das Holz einschnitten und eins mit ihm wurden. Hier am Fuß des Großmasts dagegen – der fast so dick war wie van Hoek groß – waren die Jahresringe des Baumes und die Grenze zwischen Kern- und Splintholz selbst durch Schichten von Teer, Marineleim und Farbe hindurch deutlich sichtbar. Van Hoek hatte ihn bei seinen Runden um den Mast schon zwei Mal angeschaut und nichts Beunruhigendes entdeckt. Bei der dritten Runde kam er jedoch näher und fing an, mit dem Pistolengriff auf das Holz zu hämmern. Jack hörte ein solides tock , tock und dann ein scharfes klack , danach einen Augenblick nichts und dann einen Schrei des Holländers.
    »Was ist los? Den Finger eingequetscht?«, fragte Jack. Unterdessen kam Jan Vroom, ein bisschen angekränkelt aussehend, zwischen den Bäumen herausgesprungen und fragte van Hoek, ob er im Kern des Masts Anzeichen von Fäulnis entdeckt habe.
    Van Hoek starrte ungläubig auf ein Plättchen aus

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