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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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inmitten gewisser Inseln ein Königreich gründete. Teil dieser Legende ist der sagenhafte Reichtum dieses Königreichs.«
    »Schon komisch, dass sich kein Mensch Legenden über bettelarme Königreiche ausdenkt...«
    »Wichtig ist nicht, ob diese Legende wahr ist, sondern dass manche Leute sie glauben «, sagte Enoch geduldig. Er hatte angefangen, Tricks mit dem Jojo zu machen, indem er es wie einen Kometen, der um die Sonne raste, um seine Hand kreisen ließ.
    »Wie zum Beispiel dieser Newton? Der die Umlaufbahnen der Planeten entdeckt hat?«
    »Newton ist davon überzeugt, dass Salomons Tempel ein geometrisches Modell des Sonnensystems war, bei dem der Hauptaltar die Sonne repräsentiert, et cetera .«
    »Er würde es also gerne erfahren, wenn die Salomoninseln entdeckt werden...«
    »In der Tat.«
    »...und hat ganz bestimmt die Logbücher dieser Expedition durchforstet, die von unserem Freund in Bonanza losgeschickt wurde.«
    Enoch schüttelte den Kopf. »Solche Logbücher gibt es nicht.«
    »Wurde die Expedition schiffbrüchig?«
    »Vernichtet durch Schiffbruch, Krankheit... Der Unglücksnachrichten waren so viele, dass die Berichte gar nicht chronologisch aufgezeichnet werden konnten. Lediglich ein Schiff erreichte Manila, wo nur noch die Hälfte seiner Besatzung lebend ankam, jedoch bald an einer bis dahin unbekannten Seuche starb. Die einzige Überlebende war eine gewisse Elizabeth de Obregon, die Frau des Admirals, der die Flotte befehligt hatte.«
    »Und was hat sie zu berichten?«
    »Sie hat nichts gesagt, Jack. In einer Gesellschaft, in der Frauen kein Eigentum zugestanden wird, sind Geheimnisse für sie, was Gold und Silber für Männer sind.«
    »Warum hat der Vizekönig daraufhin nicht eine andere Flotte ausgesandt?«
    »Vielleicht hat er es getan.«
    »Ihr werdet einsilbig, Enoch, und wir haben nur noch wenig Zeit.«
    »Ich bin nicht einsilbig, Jack, Ihr seid nur träge im Denken. Wenn solche Expeditionen losgeschickt wurden und nichts gefunden haben, was war dann wohl die Folge?«

    »Gar nichts.«
    »Und wenn eine Expedition erfolgreich war, was folgte daraus?«
    »Irgendein Logbuch, das in einem spanischen Gewölbe in Mexiko oder Sevilla unter Verschluss gehalten wird, und ein Haufen Gold...« An dieser Stelle geriet Jack ins Stocken.
    »Was hattet ihr im Laderaum der Brigg des Vizekönigs erwartet?«
    »Silber.«
    »Und was stattdessen gefunden?«
    »Gold.«
    »Aber die Bergwerke in Mexiko bauen nur Silber ab.«
    »Stimmt... Das Rätsel, woher dieses Gold kam, haben wir nie gelöst.«
    »Habt Ihr irgendeine Vorstellung davon, Jack, wie viele Alchimisten es in den herrschenden Klassen der Christenheit gibt?«
    »Ich habe Gerüchte gehört.«
    »Käme nun unter diesen Leuten – Königen, Herzogen und Fürsten – das Gerücht auf, die Insel des Salomon sei entdeckt und Gold von dort mitgenommen worden – nicht irgendwelches Gold, wohlgemerkt, sondern Gold, das unmittelbar aus den Schmelzöfen König Salomons selbst stammt und sehr nah an die reine Substanz des Steins der Weisen und des Philosophischen Quecksilbers kommt -, das würde, glaube ich, durchaus ein gewisses Interesse wecken. Meint Ihr nicht?«
    »Falls das Gerücht aufkäme, ja natürlich...«
    »Es kommt immer auf«, konstatierte Enoch nüchtern. »Ist das eine mögliche Erklärung dafür, dass so viele große Männer so wütend auf Euch sind?«
    »Ich fand nie, dass eine Erklärung nötig ist. Aber jetzt, wo Ihr es sagt...«
    »Gut. Und ich hoffe, es erklärt auch, warum ich gehen und diese Salomoninseln mit eigenen Augen sehen muss. Wenn die Legenden wahr sind, wird Newton alles darüber wissen wollen. Selbst wenn sie nichts als Legenden sind, könnten diese Inseln ein guter Ort für einen Mann sein, der sich für ein paar Jahre, oder ein paar Jahrhunderte, von der Welt zurückziehen möchte..., jedenfalls ist das das Ziel meiner Reise.«
    Das Jojo kam genau in Enochs Handfläche geschossen und blieb dort liegen.

    Die Seereise von Japan nach Manila hatte mit jeder anderen Seereise gemein, dass es immer um Breitengrade ging. Van Hoek, Dappa und mehrere andere an Bord konnten ihre aktuelle geographische Breite herausfinden, indem sie den Stand der Sonne am Himmel beobachteten. Die Sonne kam wenigstens einmal am Tag heraus, sodass sie immer eine genaue Vorstellung von dem Breitenkreis hatten, auf dem sie sich gerade befanden. Dementsprechend ging es auf van Hoeks Seekarten und in seinen Berichten über Gefahren der Seefahrt immer um

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