Confusion
Rädelsführerinnen war.«
»Genug von solchen Themen! Was war mit der jüngeren Tochter?«
»Charlotte Adélaide de Crépy wurde von den Pocken verunstaltet, gibt sich allerdings große Mühe, dies mit Hilfe von Perücken, Schönheitspflästerchen etc. zu verbergen. Sie zu verheiraten war eine größere Herausforderung; aber das macht es natürlich auch zu einer interessanteren Geschichte.«
»Gut! Dann lasst hören! Denn es scheint, Monsieur le Comte und Mademoiselle la Comtesse werden nie fertig.«
»Ihr habt offenbar schon von den de Lavardacs gehört. Ihr wisst vielleicht, dass es sich um eine Art jüngere Linie der Bourbonen handelt. Wenn Ihr das Pech gehabt habt, einige ihrer Porträts zu sehen, werdet Ihr vermutet haben, dass sie im Laufe der Jahrhunderte einiges an habsburgischen Beimischungen erlebt haben. Seht Ihr, viele ihrer Ländereien liegen im Süden, und sie schließen taktische Ehen über die Pyrenäen hinweg. Durch sämtliche Auseinandersetzungen
mit den Guises hindurch blieben sie den Bourbonen gegenüber unerschütterlich loyal.«
»Also haben sie jedes Mal die Religion gewechselt, wenn es der König tat!«, rief Leutnant Bart in dem Bemühen, selbst auch einmal eine geistreiche Bemerkung anzubringen. Sie brachte ihm jedoch nur einen zurechtweisenden Blick von Rossignol ein.
»Für die de Lavardacs ist das Thema keineswegs so amüsant, denn sie hatten unter diversen Morden und anderen Wechselfällen zu leiden. Wie Ihr viel besser wisst als ich, haben sie als Familie eine Verbindung zur Marine entwickelt, die durch survivance vom Vater auf den Sohn übergeht. Der derzeitige Herzog, Louis-François de Lavardac, Duc d’Arcachon, ist wie schon sein Vater vor ihm Großadmiral von Frankreich. Er hat diese Position inne, seit Colbert die französische Marine von einer winzigen Flotille wurmzerfressener Wracks zu der ungeheuren Streitmacht ausbaute, die sie heute ist.«
»Hundertvierzig Linienschiffe«, verkündete Bart, »und Gott weiß wie viele Fregatten und Galeeren.«
»Der Herzog profitierte entsprechend, sowohl was materiellen Reichtum als auch was Einfluss angeht. Sein Sohn und Erbe ist natürlich Étienne de Lavardac d’Arcachon.«
Es erübrigte sich für Rossignol hinzuzufügen, was Bart genau wie alle Welt bereits glaubte: Das ist derjenige, der Eliza geschwängert hat.
» Ich habe Étienne bisher nur von ferne gesehen«, sagte Bart, »aber wie ich höre, ist er ein ganzes Stück jünger als sein Halbbruder.« Er wies auf ein erst kürzlich entstandenes Gemälde, das die Besitzer des Hauses, den Marquis und die Marquise d’Ozoir, darstellte.
»Der Herzog war noch ein Jüngling, als er mit irgendeiner Frau im Haushalt diesen Burschen zeugte. Ihr Nachname war Eauze. Der illegitime Knabe wurde unter dem Namen Claude Eauze großgezogen. Er ging eine Zeit lang nach Indien, um dort sein Glück zu machen, und verdiente später im Sklavenhandel so viel Geld, dass er sich – mit einem Darlehen von seinem Vater – 1674 einen Adelstitel kaufen konnte, als diese zur Finanzierung des Krieges gegen Holland zum Verkauf standen. So wurde er der Marquis d’Ozoir, was ich für ein Wortspiel halte, da sein Name bis zu diesem Zeitpunkt Eauze gelautet hatte. Nur ein Jahr vor dem Kauf dieses Titels heiratete er keine andere als Charlotte Adélaide de Crépy: die jüngere Schwester der Duchesse d’Oyonnax.«
»Man möchte meinen, dass er jemanden von höherem Rang hätte finden können«, sagte Bart.
»Unbedingt!«, sagte Rossignol. »Aber hier ist etwas im Spiel, das Ihr zu berücksichtigen vergessen habt.«
»Und das wäre, Monsieur?«
»Er liebt sie tatsächlich.«
» Mon Dieu, ich hatte ja keine Ahnung!«
»Oder aber er weiß, dass er mit ihr eine effektive und stabile Partnerschaft bildet, und ist zu schlau, um sie durch irgendetwas zu gefährden. Die beiden haben eine Tochter. Unsere Freundin hat sie letztes Jahr eine Zeit lang unterrichtet.«
»Das muss gewesen sein, bevor der König eines Morgens aufwachte und ihm einfiel, dass sie eine Gräfin ist.«
»Wir wollen hoffen«, sagte Rossignol, »dass sie das noch immer ist, wenn d’Avaux fertig ist.«
»Es ist ein Jammer«, begann Eliza, »dass irgendwelche Iren in Euer Haus eingebrochen sind, Eure Papiere gestohlen und sie auf dem freien Markt verkauft haben. Wie peinlich es für Euch sein muss, dass jeder weiß, dass Eure Privatkorrespondenz und von Eurer Hand geschriebene Vertragsentwürfe von Scheuermägden in Dünkirchener
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